Bis zu 90% Rückgang
Flüchtlingswelle: Griechen bangen um Urlaubssaison
Die griechische Tourismus-Branche verzeichnet wegen der sich weiter verschärfenden Flüchtlingskrise einen starken Rückgang der Buchungen sowie einen Anstieg der Stornierungen bereits gebuchter Reisen. Vor allem die Inseln in der östlichen Ägäis, zu denen die Flüchtlinge von der Türkei aus übersetzen, seien betroffen, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini".
So seien die Buchungen auf Lesbos im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent eingebrochen, auf Samos betrage der Rückgang 40 Prozent. Fluggesellschaften hätten bereits erste Verbindungen gestrichen, Kreuzfahrtschiffe ihre Routen geändert. Der Tourismus trägt in Griechenland rund 25 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Sein Rückgang könnte das wirtschaftlich schwer angeschlagene Land weiter schwächen.
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Sturm auf mazedonische Grenze
Durch die verschärfte Grenzpolitik der weiter nördlich auf der Balkanroute gelegenen Länder wird die Lage in Griechenland immer dramatischer. Am Montag stürmten Hunderte Flüchtlinge in einer filmreifen Aktion die Bahntrasse, die Griechenland mit Mazedonien verbindet, sowie den dortigen Grenzzaun.
Eine Gruppe von rund 300 Personen aus dem Irak und Syrien überwand am Übergang Idomeni Polizeiabsperrungen und drang auf die Bahnstrecke vor. Dabei schoben die Menschen im Beisein zahlreicher Medienvertreter ihre verschreckten Kinder zum Zaun vor. Dann versuchten die Flüchtlinge, die Stacheldrahtabsperrungen niederzureißen. Die mazedonische Polizei setzte Tränengas ein.
In der Hafenstadt Piräus kamen Montagfrüh erneut mehr als 1800 Migranten an. Die Menschen hatten in den vergangenen Tagen aus der Türkei zu den griechischen Inseln der Ostägäis übergesetzt. Im Zentrum Athens spielten sich chaotische Szenen ab: Am Viktoria-Platz verbrachten Hunderte Flüchtlinge - darunter auch Familien mit Kleinkindern - die Nacht im Freien, wie Augenzeugen berichteten.
Brandanschläge auf geplante Flüchtlingsunterkünfte
In der griechischen Bevölkerung wird die Stimmung zunehmend explosiv. Am Wochenende kam es erstmals zu Brandanschlägen mit vermutlich ausländerfeindlichem Hintergrund. Unbekannte zündeten zwei Lagerhallen im Norden des Landes an, die zu Unterkünften für Flüchtlinge umgebaut werden sollten.
Die ehemals vom Militär benutzten Hallen in der rund 60 Kilometer von der mazedonischen Grenzen entfernt liegenden Kleinstadt Giannitsa seien fast vollständig zerstört worden, berichtete das griechische Fernsehen am Montag. In Giannitsa soll in zwei verlassenen Kasernen ein Flüchtlingslager für rund 4000 Migranten entstehen.
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