Mit 100 Teilnehmern hatten die Organisatoren gerechnet - weit gefehlt: Ein Konvoi von etwa 300 Traktoren demonstrierte Montagvormittag in Leibnitz die Mobilisierungs- und Widerstandskraft der weiß-grünen Bauern. Sie wollen eine neue Verordnung zum Grundwasserschutz kippen, die von Graz bis Bad Radkersburg gilt.
Montag, kurz vor 9 Uhr: Es regnet in Strömen, doch die Landwirte verkriechen sich nicht in ihren warmen Bauernstuben. Auf der Begleitstraße neben der Autobahn in Gralla reiht sich ein Traktor an den anderen, die Schlange reicht soweit das Auge reicht. Die Nummerntafeln verraten: Viele Leibnitzer sind gekommen, aber auch Bauern aus dem Radkersburger Raum, aus Graz-Umgebung, ja sogar aus der Landeshauptstadt. Überall dort, wo das mit Jahresbeginn in Kraft getretene Regionalprogramm zum Schutz des Grundwassers gilt.
"Wir haben erst am Mittwoch beschlossen, diese Demo zu machen. Am Freitag gab es die Infoveranstaltungen in den Gemeinden", ist Andreas Ortner zufrieden. Der Ragnitzer ist zusammen mit Hannes Vogljäger und Karl Totter Hauptinitiator der "Bürgerinitiative Zukunft Landwirtschaft".
Wasserverband als "Zielscheibe Nr. 1"
Die neue Verordnung regelt, wann wie viel auf welchem Acker gedüngt werden darf. "Die Düngezeiträume im Frühjahr sind viel zu eng. Zudem sind die verschiedenen Bodenarten zu wenig berücksichtigt", meint Totter. Etwa 1800 landwirtschaftliche Betriebe sind betroffen. "Es geht um Existenzen."
Langsam setzt sich der Konvoi in Bewegung. Erstes Ziel ist der Wasserverband Leibnitzerfeld. In ihm ortet man einen Hauptschuldigen für diese Verordnung. Geschäftsführer Franz Krainer stellt sich den Demonstranten, lädt eine kleine Gruppe auch zu einem Gespräch.
"Nitratbelastung ist hoch"
"Das Regionalprogramm wurde vier Jahre lang verhandelt, es gab Kompromisse. Jetzt wird protestiert, obwohl heuer die Bewirtschaftung der Felder noch nicht begonnen hat", sagt er zur "Krone" - und verweist auf die hohe Nitratbelastung im Leibnitzerfeld-Wasser: "Einer unserer elf Brunnen liegt derzeit über dem Grenzwert, zwei nur knapp darunter."
Für Krainer sind die Fachexperten des Landes am Zug. Sollten diese Änderungen vorschlagen, würde man das natürlich akzeptieren. Rückendeckung erhält er von Bruno Saurer, dem Obmann des steirischen Wasserversorgungsverbands: "Der Aufmarsch bei einem Wasserversorger ist der falsche Weg und ein schwerer Schlag für das kostbare Trinkwasser." Zudem verweist er auf ein Treffen mit Landesrat Hans Seitinger im Jänner, bei dem die Wasserverbände Kompromissbereitschaft signalisierten. Es wurde auch vereinbart, dass die Behördenverfahren für die Bauern einfacher werden sollen.
"Für Landwirte ist Grenze überschritten"
Doch die Menge in Leibnitz lässt sich nicht besänftigen. "Die Grenze ist für uns überschritten. Diese Verordnung können wir nicht hinnehmen", eröffnet Vogljäger die Kundgebung - und malt Schreckensbilder: "Der Grazer Krauthäuptel könnte verschwinden, auch das Kürbiskernöl ist gefährdet!"
Attackiert werden auch die Beamten in Graz, "die in ihrem Bürosessel sitzen, während wir auf dem Feld bestehen müssen". - "Fahren wir nach Graz!", schreit einer. Immer wieder gibt es lauten Zwischenapplaus.
Weitere Aktionen sollen folgen
Die Traktor-Fahrt endet schließlich auf dem Leibnitzer Hauptplatz. Die Forderungen der Initiative sollen nun auch an Mitglieder der Landesregierung übergeben werden. Die Parole der Organisatoren: "Das war sicher nicht unsere letzte Aktion!"
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