"Kommens-Kultur"
Erklärung für Migranten: So geht Sex in Europa
Nicht nur die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln haben es aufzeigt: Migranten müssen besser über die sexuellen Werte und Normen in den westlichen Ländern aufgeklärt werden. Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat daher ein Onlineportal für Flüchtlinge eingerichtet, das in bunten Zeichnungen und einfachen Texten über Sex informiert. Zudem soll Migranten erklärt werden, wie eine Partnerschaft zwischen Mann und Frau funktioniert und welche Gesetze hierzulande gelten.
Auf Zanzu.de , so heißt die Website, erhalten Migranten sexuelle Aufklärung in 13 Sprachen (u.a. auf Arabisch und Türkisch). Insgesamt umfasst das Portal sechs verschiedene Themenkomplexe: Körper, Familienplanung, Infektionen, Sexualität, Beziehungen und Gesetze.
Dargestellt werden die Themen in kleinen Texten, Comics oder Audiobeiträgen, die teilweise unfreiwillig komisch wirken. So soll ein Paar in Missionarsstellung mit einem blauen Daumen etwa "guter Sex" symbolisieren, dasselbe Paar mit blauer Banknote bedeutet "Prostitution". Der Schweizer "Blick" bezeichnet diesen Sex-Ratgeber süffisant "Kommens-Kultur" - in Anlehnung an die einstige Phase der "Willkommenskultur" der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Sachen Flüchtlingsaufnahme.
"Vor allem zu uns geflüchtete Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben, erhalten hier einen diskreten und direkten Zugang zu Wissen in diesem Bereich. All diese Informationen können zu einer besseren Integration beitragen", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im deutschen Bundesfamilienministerium, Elke Ferner, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".
Des Weiteren werden die Flüchtlinge daran erinnert, dass man in westlichen Ländern auch Sex vor der Ehe haben kann. Dies geschehe jedoch nur mit dem Einverständnis der Beteiligten, wie es heißt. Zudem sei Gewalt an Frauen ein abolutes No-Go, auf den respektvollen Umgang miteinander wird explizit hingewiesen.
Vielen Migranten fehlte Sexualkunde-Unterricht in der Schule
Die Notwendigkeit des Portals lässt sich leicht begründen. "In westlichen Staaten werden Fragen rund um Sex, Verhütung und Geschlechtskrankheiten meist im Sexualkunde-Unterricht in der Schule erklärt. Doch in einigen arabischen und afrikanischen Ländern gibt es eine solche Aufklärung für Kinder und Jugendliche nicht", sagte eine Sprecherin der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".
Dass man dieses Portal erst jetzt startete, hätte nichts mit dem aktuellen Flüchtlingszustrom zu tun. "Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren an der Entwicklung, unabhängig von der aktuellen Situation", so die BZgA-Sprecherin. Durch die Flüchtlingskrise habe das Portal aber eine umso größere Relevanz.
Dass sich einzelne Nutzer durch die intimen Bilder bzw. Darstellungen brüskiert fühlen könnten, glaubt man bei der BZgA nicht. "Wir haben bei der Gestaltung großen Wert auf religiöse und kulturelle Befindlichkeiten gesetzt. Die Seite wurde zuvor mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und unterschiedlichen religiösen Ansichten getestet. Die Reaktionen waren durchwegs positiv", sagte die Sprecherin.
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