Der Schweizer Marcel Koller wird auch nach der EURO Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft sein. Der Schweizer verlängerte seinen Vertrag beim ÖFB um weitere zwei Jahre bis zumindest Ende 2017. Er hat immer wieder betont: "Die Arbeit hier ist für mich noch nicht zu Ende!" Dabei soll es mehrere Angebote für den Star-Coach gegeben haben - unter anderem aus seinem Mutterland Schweiz. Erstmals im Kader des alten und neuen Teamchefs für das Test-Länderspiel am 26. März gegen Albanien steht Schalke-Legionär Alessandro Schöpf.
ÖFB-Präsident Leo Windtner gab am Dienstag bekannt, dass Koller seinen Vertrag bis Ende 2017 verlängert hat: "Ich sagte immer, dass wir vor der EM wissen, wer danach Teamchef sein wird. Wir hatten sehr intensive, aber faire Verhandlungen mit Marcel Koller und seinem Berater Dino Lamberti. Es war ein klarer Wunsch der Spieler ebenso wie der Öffentlichkeit, dass wir mit ihm weiterarbeiten."
Bei erfolgreicher Qualifikation für die WM 2018 in Russland verlängert sich die Zusammenarbeit bis nach dem Turnier. Aufatmen also bei Österreichs Fußball-Fans. Denn alle stehen hinter Koller und vertrauen dem "Boss", der aus unserem Team wieder eine gefürchtete Truppe geschmiedet hat.
"Verhandlungen waren kein Kinderkaffeekränzchen"
Laut Koller-Manager Dino Lamberti erfolgte die Einigung "schon vor langer Zeit", am Montag wurden letzte Details fixiert. "Die Verhandlungen waren kein Kinderkaffeekränzchen, aber wir haben einen fairen Kompromiss geschafft", sagte Windtner und betonte, mit der Verlängerung von Koller sei auch "dem Wunsch von Spielern, Fans und Öffentlichkeit" entsprochen worden. "Jetzt freuen wir uns auf die Fortsetzung unseres Weges, eine gute EM und eine gute WM-Quali."
ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig ergänzte: "Wir sind sehr froh, dass wir den Vertrag mit Marcel Koller zeitig verlängern konnten. Somit ist die Zukunft des Nationalteams geregelt und die Mannschaft kann sich in Ruhe nicht nur auf die EURO 2016, sondern auch auf die Qualifikation zur FIFA WM 2018 in Russland vorbereiten. Wir hoffen, dass Koller noch viele Jahre bei uns ist. Er tut der Mannschaft gut."
Auch Koller selbst war die Erleichterung über die nun erfolgte Zukunftsentscheidung anzumerken. "Es ist sehr gut, dass wir uns so früh gefunden haben, das lässt uns in Ruhe arbeiten und wir können uns auf das Fußballerische konzentrieren", erklärte der Schweizer.
Der 55-jährige Schweizer ist seit 1. November 2011 Teamchef in Österreich. Koller führte das ÖFB-Team bis auf Platz zehn der Weltrangliste und schaffte mit Alaba und Co. erstmals auf sportlichem Weg die Qualifikation für eine Europameisterschaft. Der bisherige Vertrag läuft nach der EURO (10. Juni bis 10. Juli) aus.
"Fantastische Quali"
"Ich bin stolz, dass wir eine fantastische Qualifikation gespielt haben, die Spieler sich nicht hängen ließen, nicht gesagt haben: Okay, jetzt sind wir in Frankreich, gehen locker in die letzten zwei Spiele. Wir haben Montenegro gedreht, gegen Liechtenstein den Fans mit einem guten Spiel ein Geschenk gemacht. Und jetzt kommt die EURO."
Für Koller ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. "Das Team hat weiterhin die Möglichkeit, gut zu spielen, wenn alle fit und bereit sind, den Weg mitzugehen", erklärte der Coach und ergänzte: "Es ist schwierig zu sagen, wo es noch hingehen könnte. Wir sind jetzt Weltranglisten-Zehnter, das ist für Österreich außergewöhnlich, dortzubleiben wird schwierig genug. Doch wir wollen versuchen, den erfolgreichen Weg beizubehalten und nicht aus Nachlässigkeit zurückzufallen."
Koller, dem anfänglich viel Skepsis entgegengebracht worden war, fühlt sich in Österreich und beim ÖFB offenbar sehr wohl. "Wir haben etwas geschaffen, das verbindet. Und wenn es gut läuft, gibt es keinen Grund, auseinanderzugehen", sagte Koller. Über die finanzielle Modalitäten wurden keine Angaben gemacht, der Schweizer gab aber zu: "Geld spielt auch eine Rolle."
Teamdebüt für Schöpf
Mit Alessandro Schöpf hat Koller einen Debütanten für die freundschaftlichen Länderspiele gegen Albanien (26. März, 17.30 Uhr) und die Türkei (29. März, 20.30 Uhr) im Wiener Ernst-Happel-Stadion einberufen. Der 22-jährige Mittelfeldspieler von Schalke 04 scheint im 23-Mann-Kader auf, den Koller am Dienstag bekanntgab.
Schöpf begann seine Karriere im Bayern-Nachwuchs und wechselte im Sommer 2014 zum 1. FC Nürnberg in die 2. deutsche Liga. Dank beständiger Leistungen bei den Franken gelang ihm im Jänner für kolportierte sechs Millionen Euro der Wechsel zu Schalke, wo er seither regelmäßig zum Einsatz kommt.
Koller hatte den Mittelfeldspieler schon länger auf dem Radar. "Er ist ein hervorragender junger Spieler mit Perspektive. Er hat ein gutes Auge, Spielintelligenz und Beweglichkeit", sagte der Schweizer über den bisherigen ÖFB-U21-Internationalen.
Bei Schalke kam Schöpf auf dem rechten Flügel zum Einsatz, Koller plant mit dem Youngster aber offenbar im Mittelfeldzentrum. "Dort wollen wir ein bisschen etwas probieren", kündigte der 55-Jährige an. Im Zentrum plagen Koller leichte Personalsorgen - zwar sind dort David Alaba und Julian Baumgartlinger gesetzt, bei den Ersatzleuten gibt es jedoch Probleme. Der ebenfalls im Kader aufscheinende Stefan Ilsanker war zuletzt erkrankt, Christoph Leitgeb hat seit Monaten Kniebeschwerden und Veli Kavlak kam nach überstandener Schulterverletzung noch nicht richtig in Schuss.
"Jeder muss Gas geben"
Eine EM-Garantie für die Arrivierten bedeute dies aber nicht, stellte der Teamchef fest. "Das ist kein Freibrief, dass sich jetzt alle zurücklehnen können. Jeder muss Gas geben", sagte Koller, in dessen Kader noch das eine oder andere Fragezeichen zu finden ist. Ilsanker, Lukas Hinterseer und Marcel Sabitzer hatten zuletzt mit grippalen Infekten zu kämpfen, Martin Harnik (Wade) und György Garics (Knie) sind noch angeschlagen. "Aber es sollte sich für alle ausgehen", sagte Koller.
Der Teamchef bittet seine Mannschaft erstmals am kommenden Montagabend in Stegersbach zum Training. Fünf Tage später steigt das Kräftemessen mit Albanien, für das bisher 22.000 Tickets abgesetzt wurden. Für den drei Tage danach stattfindenden Test gegen die Türkei wurden bis Dienstag rund 17.000 Karten verkauft.
ÖFB-Kader für die beiden Länderspiele gegen Albanien und Türkei:
Tor: Robert Almer (Austria Wien/26 Länderspiele), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/7), Ramazan Özcan (FC Ingolstadt/5)
Abwehr: Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/43/1 Tor), Christian Fuchs (Leicester City/72/1), György Garics (SV Darmstadt/40/2), Martin Hinteregger (Borussia Mönchengladbach/10/0), Florian Klein (VfB Stuttgart/33/0), Sebastian Prödl (FC Watford/55/4), Markus Suttner (FC Ingolstadt/14/0), Kevin Wimmer (Tottenham Hotspur/2/0)
Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/42/11), Marko Arnautovic (Stoke City/48/10), Julian Baumgartlinger (1. FSV Mainz/42/1), Martin Harnik (VfB Stuttgart/55/13), Stefan Ilsanker (RB Leipzig/12/0), Jakob Jantscher (FC Luzern/20/1), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/44/6), Marcel Sabitzer (RB Leipzig/16/3), Alessandro Schöpf (Schalke 04/0)
Angriff: Lukas Hinterseer (FC Ingolstadt/7/0), Rubin Okotie (1860 München/14/2), Marc Janko (FC Basel/50/25)
Auf Abruf: Daniel Bachmann (Stoke City/0) - Michael Madl (Fulham FC/0), Emanuel Pogatetz (Union Berlin/61/2), Stefan Stangl (Rapid Wien/0), Christopher Trimmel (Union Berlin/3/0), Andreas Ulmer (RB Salzburg/3/0) - Guido Burgstaller (1. FC Nürnberg/7/0), Florian Grillitsch (Werder Bremen/0), Andreas Ivanschitz (Seattle Sounders/69/12), Florian Kainz (Rapid Wien/0), Veli Kavlak (Besiktas Istanbul/31/1), Valentino Lazaro (RB Salzburg/4/0), Yasin Pehlivan (RB Salzburg, 17/0), Philipp Schobesberger (Rapid Wien/0) - Michael Gregoritsch (Hamburger SV/0), Karim Onisiwo (1. FSV Mainz/1/0)
Aus dem Archiv: Kollers legendärer Auftritt als Franzose hier im Video!
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