Weil er seine Eltern mit einem Holzschemel spitalsreif geschlagen hatte, ist am Montag im Wiener Straflandesgericht ein 31-jähriger Mann in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Der psychisch Kranke gab sich in der Verhandlung lammfromm. Die Gerichtsgutachterin hatte ihre Untersuchung allerdings aus Sicherheitsgründen im Beisein von Security-Kräften durchgeführt.
Wie die psychiatrische Sachverständige Sigrun Rossmanith ausführte, leidet der Mann seit seiner Jugend an einer ausgeprägten paranoiden Schizophrenie. Die Gutachterin bezeichnete ihn als "vollkommen unberechenbar" und erklärte, ohne entsprechende, im Maßnahmenvollzug gewährleistete Behandlung müsse jederzeit mit neuerlichen Straftaten mit schweren Folgen gerechnet werden.
Vater mit Hammer attackiert
Der Mann, der infolge seiner gesundheitlichen Probleme nie einer Beschäftigung nachging, hatte bis zuletzt bei seinen Eltern in einer 90-Quadratmeter-Wohnung in Hernals gelebt. Am 16. Dezember 2015 musste erstmals die Polizei einschreiten, nachdem er seinen betagten Vater mit einem Hammer attackiert hatte.
Da der 72-Jährige dabei nur leicht verletzt wurde und zudem keine belastenden Angaben gegen den Sohn machen wollte, fehlte es an einer sogenannten Anlasstat, die die Staatsanwaltschaft legitimiert hätte, gegen den 31-Jährigen strafrechtlich vorzugehen. Es wurde lediglich ein auf zwei Wochen befristetes Betretungsverbot erlassen.
Bereits am 4. Jänner wurde die Polizei neuerlich in die Wohnung gerufen. Diesmal hatte der Sohn zu einem Holzhocker gegriffen und damit Vater und Mutter verprügelt, bis die Tatwaffe zerbrach. Die 70 Jahre alte Frau erlitt eine Rissquetschwunde, zudem wurde sie mit Verdacht auf eine Schädelprellung ins Spital gebracht. Der Vater kam - wie sich im Krankenhaus herausstellte - mit einer Beule und einer Schulterprellung glimpflicher davon.
"Hand ausgerutscht"
Ihm sei "die Hand ausgerutscht", erzählte der sichtlich unter Medikamenteneinfluss stehende 31-Jährige - nach dem zweiten Übergriff wurde er zwangsweise in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht und einer medikamentösen Behandlung unterzogen - nun einem Schöffensenat. Er sei "ein bissl betrunken" gewesen: "Da ist man aggressiv. Ein paar Worte reichen." Nachher "hab ich's eh bereut", bemerkte der 31-Jährige.
Zum vorangegangen Hammer-Angriff gab er zu Protokoll, seine Eltern hätten ihn damals "aufgeregt". Da sei er "kurz ausgezuckt", räumte er ein: "In diesem Moment war ich, wie sagt man: nicht zurechnungsfähig. Ich habe deshalb unabsichtlich hingeschlagen."
Mutter: "Möchte, dass mein Sohn nach Hause kommt"
Obwohl sich speziell die Mutter im Zeugenstand für ihren Sohn stark machte ("Ich möchte, dass mein Sohn nach Hause kommt. Ich habe nicht mehr lange zu leben, mein Herz ist kaputt, es ist alles kaputt. Ich bin sicher, er wird das nie mehr machen. Er schätzt mich mehr als meine anderen Kinder"), gab der Senat dem Unterbringungsantrag der Staatsanwaltschaft Folge. Der laut Gutachten zurechnungsunfähige Mann wollte das vorerst nicht akzeptieren. Nach Rücksprache mit seinem Rechtsbeistand erbat er Bedenkzeit. Die Gerichtsentscheidung ist daher nicht rechtskräftig.
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