Zur Prävention
Deutschland: 150.000 Kondome für Flüchtlinge
Hunderttausende Flüchtlinge sind in den vergangenen Monaten nach Europa gekommen, um in reichen Ländern wie Österreich oder Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Für all jene, die bleiben, steht im Vordergrund, schnell eine Unterkunft zu finden, die Sprache zu lernen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zur erfolgreichen Integration gehört aber auch ein "normaler" Umgang mit Sex, der für viele Migranten ein Tabuthema ist. In Deutschland hat man deshalb eine Initiative ins Leben gerufen, 150.000 gespendete Kondome konnten gesammelt werden. Damit soll nun Aufklärung und Präventionsarbeit geleistet werden.
"Bitte spenden Sie Kondome für Flüchtlinge", lautete der Aufruf, den die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) Ende 2015 an deutsche Kondomhersteller gerichtet hatte, da ihr selbst die nötigen finanziellen Mittel fehlen. Nun sind erste Zahlen zur Spendenaktion veröffentlicht worden: Insgesamt vier Hersteller haben bis Mitte März 150.000 Kondome zur Verfügung gestellt, die großteils auch schon in Flüchtlingsunterkünften verteilt wurden. "Zu einer Willkommenskultur gehört, den Menschen zu geben, was sie am dringendsten brauchen", erklärte Manuel Izdebski, Vorstand der Aids-Hilfe.
"Es gibt immer welche, die schüchtern sind"
Wie die Kondomverteilungen von den Migranten angenommen wurde, erklärte DAH-Geschäftsführerein Silke Klumb dem Magazin "Vice": "Es gibt natürlich immer welche, die schüchtern sind. Es braucht immer jemanden, der sich als Erster traut, in den Korb zu greifen. Es ist sinnvoll, dann eben nicht nur den Korb rumgehen zu lassen, sondern den auch dort stehen zu lassen. Dann hören wir im Nachhinein von den Heimleitungen oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, dass Menschen dann unbemerkt kommen und sich Kondome nehmen. Das funktioniert sehr gut."
Die Flüchtlinge sollen mit den Kondomen nicht nur verhüten, sondern die Helfer erwarten sich auch bessere Aufklärung und eine effizientere Vorbeugung gegen Geschlechtskrankheiten oder gegen Aids. "Zwar sind nur wenige der Flüchtlinge HIV-positiv, denn die meisten Menschen, die zurzeit nach Deutschland kommen, stammen aus Ländern, wo HIV wenig verbreitet ist. Für die Prävention ist mit der großen Zahl an Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen aber ein umfangreiches und komplexes neues Aufgabengebiet entstanden", heißt es von der DAH.
Sex häufig ein Tabuthema
Sex ist für viele Asylwerber aufgrund ihrer kulturellen Herkunft ein Tabuthema. Aber auch umgekehrt haben viele Europäer negative Assoziationen, wenn es um Flüchtlinge und Sex geht. Ereignisse wie jene zu Silvester in Köln sowie Grapschereien oder sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern verstärken diese negativen Aspekte.
Eine weitere Initiative ist die Gründung des Online-Portals "Zanzu", das sich auf Deutsch und zwölf weiteren Sprachen an Flüchtlinge richtet und in Wort und Bild über Sexualität und Körper aufklärt. "Vor allem zu uns geflüchtete Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben, erhalten hier einen diskreten und direkten Zugang zu Wissen in diesem Bereich", sagt Elke Ferner vom Bundesfamilienministerium.
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