Einer der Attentäter

Bombenbauer von Brüssel und Paris ist tot

Ausland
23.03.2016 19:24

Der gesuchte Terrorverdächtige Najim Laachraoui ist belgischen Medienberichten zufolge tot. Er sei einer der Selbstmordattentäter gewesen, die sich am Dienstag auf dem Brüsseler Flughafen in die Luft gesprengt hatten, berichtete der Sender RTBF und die Zeitung "De Standaard" am Mittwochabend. Bereits am Vormittag hatte die belgische Staatsanwaltschaft bestätigt, dass das Brüderpaar Khalid und Ibrahim El Bakraoui die beiden Selbstmordanschläge in Brüssel mit mehr als 30 Toten und 272 Verletzten verübt hatte. Derzeit wird nach Mohamed Abrini gefahndet, der ein Jugendfreund des Top-Terroristen Salah Abdeslam ist.

Laachraoui stammt aus dem Brüsseler Stadtteil Schaerbeek, wo auch ein vermutlicher Unterschlupf der Attentäter vom Dienstag ausgehoben wurde. Der mutmaßliche Dschihadist soll im Februar 2013 nach Syrien gereist sein. Anfang September 2015 geriet er - mit falscher Identität unter dem Namen Soufiane Kayal - zusammen mit Salah Abdeslam und Mohamed Belkaid in eine Kontrolle an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich. Belkaid wurde im Zuge einer Razzia in Brüssel in der Vorwoche von der Polizei erschossen, Abdeslam einige Tage später bei einer Razzia in der belgischen Hauptstadt gefasst.

Laachraouis DNA auf Sprengstoffgürteln gefunden
Der 24-jährige Laachraoui soll laut der belgischen Staatsanwaltschaft eine wichtige Rolle bei den Pariser Anschlägen am 13. November gespielt haben. Seine DNA-Spuren seien nach den Anschlägen in Wohnungen gefunden worden, die damals von den Attentätern genutzt worden waren. Vor allem aber sollen seine DNA-Spuren auch auf Resten der Sprengstoffgürtel gefunden worden sein, die in Paris zum Einsatz gekommen waren. War Laachraoui also der Bombenbauer der Terrorzelle?

(Bild: APA/AFP/Belgian Federal Police)

Brüderpaar ließ beide Bomben hochgehen
Das Selbstmordattentäter-Brüderpaar Khalid und Ibrahim El Bakraoui soll Medienberichten zufolge ebenfalls Kontakte zu dem am Freitag festgenommenen Terrorverdächtigen Abdeslam gehabt haben, der für die Anschläge von Paris verantwortlich gemacht wird. Laut Staatsanwalt Frederic Van Leeuw sprengte sich Khalid in der U-Bahn-Station Maelbeek in die Luft, sein Bruder Ibrahim war für eine der Explosionen auf dem Flughafen verantwortlich. Das habe die Auswertung der Fingerabdrücke an den Tatorten ergeben, so Van Leeuw.

Auf dem am Dienstag veröffentlichten Bild aus einer Überwachungskamera am Flughafen Zaventem (Bild oben) ist laut Staatsanwaltschaft lediglich Ibrahim El Bakraoui zu sehen. Er ist der Mann in der Mitte. Die Männer links und rechts seien bisher nicht identifiziert. Einige Medien hatten zuvor allerdings berichtet, der Mann rechts sei Najim Laachraoui. Fest steht: Khalid El Bakraoui ist auf dem Foto nicht zu sehen.

Mohamed Abrini als weiterer "Most Wanted"
Unterdessen taucht immer wieder ein weiterer Name in Verbindung mit den Anschlägen von Paris und Brüssel auf: Mohamed Abrini. Er soll ein Jugendfreund Abdeslams sein. Abrini steht auf der "Most Wanted"-Liste von Europol und wird als "bewaffnet und gefährlich" beschrieben. Der 31-Jährige mit marokkanischen Wurzeln wuchs im Brüsseler Problemviertel Molenbeek auf. Wenige Tage vor der Pariser Terrornacht wurde er gemeinsam mit Abdeslam an einer Tankstelle nördlich von Paris gefilmt. Unterwegs waren die beiden mit jenem schwarzen Renault Clio, der auch bei den Attentaten zum Einsatz kam.

Salah Abdeslam bei seiner Verhaftung (Bild: ASSOCIATED PRESS, APA/AFP/POLICE NATIONALE/DSK)
Salah Abdeslam bei seiner Verhaftung

IS kündigt "schwarze Tage" für "Kreuzfahrer" an
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat kündigte umittelbar nach den verheerenden Anschlägen in Brüssel weitere blutige Angriffe an. Es stünden "schwarze Tage" für die westliche Welt bevor, hieß es auf einer mittlerweile gesperrten Twitter-Seite. Polizei und Geheimdienste suchen intensiv nach den "Most Wanted" der Brüsseler Terrorzelle, die auch für die Pariser Anschläge verantwortlich sein sollen. Die Angst steigt, dass demnächst weitere Attentate verübt werden könnten.

"Wir versprechen der Kreuzfahrerallianz gegen den Islamischen Staat, dass sie schwarze Tage erwarten im Gegenzug für ihre Aggression gegen den Islamischen Staat", hieß es auf der Twitter-Seite eines IS-Anhängers am Dienstag. Und tatsächlich wurden im Zuge einer Razzia am Dienstagabend in einer Wohnung in Brüssel eine Nagelbombe und weitere Terror-Utensilien gefunden.

Ausnahmezustand: Soldaten führen Kontrollen vor den U-Bahn-Stationen in Brüssel durch. (Bild: APA/AFP/BELGA/HATIM KAGHAT)
Ausnahmezustand: Soldaten führen Kontrollen vor den U-Bahn-Stationen in Brüssel durch.

FBI unterstützt Terrorermittlungen
In die Terrorermittlungen in Belgien hat sich mittlerweile auch das FBI eingeschaltet. "Nachdem es amerikanische Opfer gibt und Menschen aus den Vereinigten Staaten bei den Anschlägen in Belgien waren, wird das eine Untersuchung des FBI in Zusammenarbeit mit der Anti-Terrorismus-Einheit von New York werden", sagte John Miller, Verantwortlicher der Anti-Terror-Truppe von New York. Nach Angaben des flämischen Senders VRT wurden bei den Brüsseler Anschlägen vier Mormonen aus den USA und ein Soldat der US-Luftstreitkräfte verwundet. Eine offizielle Opferbilanz liegt noch nicht vor.

Valls: "Ein Krieg wird gegen uns geführt"
Der französische Premierminister Manuel Valls hat unterdessen eine entschlossene Reaktion der EU verlangt. "Ein Krieg wird gegen uns geführt", sagte Valls nach einem Treffen mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Mittwoch in Brüssel. "Europa sieht sich einer großen Terrorgefahr gegenüber." Wenn das europäische Projekt an Kraft verliere und Populisten Aufschwung hätten, liege das auch an der Schwäche der EU: "Europa läuft Gefahr, vom Kurs abzukommen." Dabei sei Europa heute notwendiger denn je. Juncker forderte die Schaffung einer europäischen "Sicherheitsunion".

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