Zwölf Messerstiche

Hat der Doppelmörder die Bluttat eiskalt geplant?

Österreich
05.04.2016 17:39

Nach der schrecklichen Bluttat sitzt der Schock in Kapfenberg noch immer tief, es gibt kein anderes Gesprächsthema. Der mutmaßliche Täter, ein 33-jähriger Serbe, "zerfließt in den Befragungen vor Selbstmitleid", so Chefinspektor Anton Kiesl am Dienstag. Dass er neben seiner Frau Enisa R. (30) - sie war offenbar am Weg zur Polizeistation - auch die Schwägerin (28) getötet hatte, sei dem Mann gar nicht bewusst gewesen. Der Mord an seiner Frau dürfte jedenfalls eiskalt geplant gewesen sein.

Fassungslos und den Tränen nahe standen am Dienstag Angehörige von Täter und Opfern an jenem Ort, an dem Montagnachmittag Rafet R. (33) seiner Frau Enisa und deren Schwester Oeziha P. aufgelauert und sie mit zwölf Messerstichen auf offener Straße hingerichtet hat: "Wie kann man denn fünf kleinen Kindern das antun, ihnen einfach ihre Mütter zu nehmen?"

"Schwester war als Schutz dabei"
Das Paar war seit 2004 verheiratet gewesen, hat drei Kinder und lebte seit 2007 in Kapfenberg. Der Mann - er hat einen serbischen Reisepass und hatte in Österreich um Asyl angesucht - war beschäftigungslos, sie arbeitete in einem Einkaufszentrum in der Kapfenberger Innenstadt. Vor zehn Tagen hatten sie sich getrennt. Die Frau war offenbar entschlossen, sich an die Stadtpolizei zu wenden, weil der Mann keine Ruhe gegeben habe, sagte Kiesl.

(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)

Sie habe deshalb bei der Polizei angerufen und einen bestimmten Beamten am Telefon sprechen wollen. Aber da dieser nicht anwesend gewesen sei, habe man ihr geraten, zur Inspektion zu kommen. "Deshalb ist wohl ihre Schwester dabei gewesen, als Schutz", sagte der Ermittler. Offenbar wollte Enisa am frühen Nachmittag am Ende ihrer Dienstzeit zur Exekutive gehen.

Kriminalist: "Es war brutal"
Der mutmaßliche Täter dürfte sie beobachtet und auch das in der Nähe des Tatortes geparkte Auto der Frau gesehen haben. Rafet R. habe ihr in einem Gebüsch versteckt aufgelauert. "In den Befragungen hält er sich sehr bedeckt, redet von Erinnerungslücken und dass er Alkohol und Drogen konsumiert hat", sagte Kiesl. Angeblich wollte er eine Aussprache, doch habe ihm die Frau auf sozialen Netzwerken nicht geantwortet bzw. ihn geblockt. "Er gibt an, er hat sie gefragt: 'Warum sprichst Du nicht mit mir?'", berichtete der Chefinspektor.

Die Tat sei offenbar für ihn schon eine abgemachte Sache gewesen, da er dann mit dem mitgebrachten Klappmesser zustach und auch noch gegen Kopf und Oberkörper der Frau trat und auf die am Boden Liegende sprang. Zudem soll Rafet R. einen Bekannten nach einer Schusswaffe gefragt haben. "Es war brutal", beschrieb der Kriminalist die Vorgangsweise. Die Frauen seien schnell verblutet. Ein Ergebnis der Blutuntersuchung des Mannes liege noch nicht vor. Laut Kiesl soll der 33-Jährige in die Justizanstalt Leoben gebracht werden.

Der 70-jährige Augenzeuge Alois wurde verletzt, als er den Frauen helfen wollte. (Bild: Monika Kripser)
Der 70-jährige Augenzeuge Alois wurde verletzt, als er den Frauen helfen wollte.

"Sie war eine reizende Dame"
Auch Alois (70) - er versuchte zusammen mit einem weiteren Passanten (49) einzugreifen und wurde vom Täter verletzt - ringt am Tag nach der Bluttat um Worte: "Ich hab noch keine Sekunde geschlafen, nichts gegessen, brauche psychologische Hilfe, um das alles zu verkraften."

Nachbarn des mutmaßlichen Doppelmörders in dem Mehrparteienhaus in Kapfenberg (vor zwei Wochen zog seine Frau zu ihrem Vater) können über den 33-jährigen Arbeitslosen nichts Gutes berichten: "Er ist unangenehm aufgefallen, war arbeitsscheu und hat Leute angespuckt. Eine Bewohnerin ist wegen ihm sogar ausgezogen. Seine Gattin hingegen war eine reizende Dame, hat sich liebevoll um die Kinder Lina, Sultan und Ali gekümmert."

Die insgesamt fünf Kinder der beiden Frauen wurden nun bei den Großeltern untergebracht. Sozialarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag kümmern sich um die Familie, hieß es aus dem Büro von Soziallandesrätin Doris Kampus. Auch Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams stehen der Familie zur Verfügung.

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