Zugang zu Büros
Attentäter von Brüssel putzte im EU-Parlament
Knalleffekt bei den Ermittlungen zu den verheerenden Terroranschlägen in Brüssel: Einer der Attentäter hat bei einem Reinigungsdienst im EU-Parlament gearbeitet - und hätte sich somit auch Zugang zu Abgeordnetenbüros verschaffen können, wie am Mittwoch offiziell bestätigt wurde. Bei dem Mann soll es sich um einen der Flughafenattentäter handeln.
Der ehemalige Mitarbeiter der Putzfirma sei einer der Urheber der Anschläge vom 22. März gewesen, so die Austria Presse Agentur. Er habe vor sechs und sieben Jahren im Reinigungsdienst des EU-Parlaments gearbeitet, bestätigte EU-Parlamentssprecher Jaume Duch Guillot am Mittwoch.
"Er hat für die Dauer von einem Monat für eine Reinigungsfirma gearbeitet, die zu der Zeit einen Vertrag mit dem Europäischen Parlament hatte. Als Student hatte er einen Ferienjob im Sommer, im Zuge dessen er im Parlament 2009 und 2010 jeweils für einen Monat putzte", so der Sprecher. Das seien die einzigen Zeitpunkte gewesen, an denen der Attentäter im EU-Parlament gearbeitet hatte. Die Reinigungsfirma habe dem Parlament damals nachgewiesen, dass keine Strafen gegen den Mann vermerkt waren.
"Bombenhirn" als Putzkraft
Der Sprecher wollte zwar keinen Namen nennen, unbestätigten Meldungen zufolge soll es sich bei dem Mann aber um den späteren Flughafenattentäter Najim Laachraoui gehandelt haben. Der 24-jährige in Marokko geborene Belgier sprengte sich am Flughafen Zaventem in die Luft. Der mutmaßliche Bombenspezialist war bereits seit den Pariser Anschlägen im Visier der Fahnder gewesen.
Der ehemalige Student der Elektromechanik, dessen Radikalisierung seine Familie überraschte, war im Februar 2013 nach Syrien gereist. Zusammen mit dem späteren Paris-Attentäter Salah Abdeslam wurde er im September an der österreichisch-ungarischen Grenze unter falschem Namen kontrolliert.
Mitarbeiter des Putzdienstes haben Zugang zu Büros
Der Putzdienst des EU-Parlaments ist ein privater Dienstleistungsanbieter, seine Mitarbeiter haben aber Zugang zu den Abgeordnetenbüros. Ob sich der Terrorist zum Zeitpunkt seiner Tätigkeit bereits radikal-islamistischen Kreise zugewandt hatte, ist unklar.
Zwei Wochen nach den Anschlägen findet Brüssel unterdessen wieder den Weg zur Normalität, wie Belgiens Ministerpräsident Charles Michel am Mittwoch sagte: "Wir kehren zu einem normalen Leben in Brüssel und in Belgien zurück."
Flugverkehr wieder aufgenommen
Als sichtbarstes Zeichen dafür nannte Michel die schrittweise erfolgende Wiederaufnahme des Flugverkehrs in Brüssel und die wieder fast vollständig funktionierende U-Bahn. Politik und Behörden würden alles dafür tun, dass die Normalität bald überall wieder zu spüren sei, sagte der Regierungschef. Ein hohes Maß an Sicherheitsvorkehrungen bleibe dabei gewahrt.
Belgien werde seine Vorkehrungen im Kampf gegen Terror und Radikalisierung verstärken, so Michel. Er erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr mehr als 100 Menschen in Belgien wegen Terrorverdachts verurteilt worden seien. In seinem Land gebe es wie überall Erfolge und Niederlagen im Kampf gegen den Terrorismus.
32 Menschen in den Tod gerissen
Am 22. März hatten sich zwei Attentäter in der Abfertigungshalle des Brüsseler Flughafens Zaventem in die Luft gesprengt. Kurz danach verübte ein weiterer Angreifer einen Selbstmordanschlag in der U-Bahn-Station Maelbeek. Die Täter rissen insgesamt 32 Menschen mit in den Tod.
Zu den Attentaten bekannte sich wie schon nach den Anschlägen in Paris am 13. November die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat. Die Attentäter von Paris und Brüssel sollen die Anschläge in Belgien vorbereitet haben, die belgischen Ermittlungsbehörden wurden deshalb scharf kritisiert.
Video: Das Terror-Netzwerk von Brüssel und Paris
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