Nicht zuletzt wegen des Vergewaltigungsfalls im Theresienbad Ende des Vorjahres wollen die Wiener Freibäder heuer in Kooperation mit der Polizei einen stärkeren Fokus auf das Thema Sicherheit legen. "Teil des Konzepts ist die Schulung von Mitarbeitern", sagte Bädersprecher Martin Kotinsky. Dadurch sollen verdächtige Verhaltensmuster schneller erkannt und sexuelle Übergriffe verhindert werden.
Die Schulungen werden federführend von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) und unter Beteiligung eines Polizeivertreters abgehalten und sind kürzlich angelaufen. "Es geht vor allem um Prävention", sagt Peter Wanke, der die Kurse bei der KJA organisiert. In Form von dreistündigen Einheiten will man möglichst viele Beschäftigte - von der Chefetage bis zum Bademeister - für das Thema sensibilisieren.
"Das Schwimmbad ist ein Eldorado für Menschen mit pädosexuellen Neigungen", erklärt Wanke. Kinder bewegten sich dort oft ohne Aufsicht, seien ausgelassener und deshalb zugänglicher für Kontakte mit Fremden und es gebe mehr "Nischenplätze" als an anderen Orten - etwa Umkleidekabinen, Duschen oder Büsche.
Richtig und sachgemäß einschreiten
"Wie wollen vermitteln, wie man rechtzeitig erkennt, dass hier etwas komisch ist", verweist Wanke auf "Tricks und Manipulationstechniken" von Tätern. Vor Übergriffen würden Opfer oft einmal in ein Gespräch verwickelt, auf ein Eis eingeladen und erst dann beispielsweise an unbeobachtete Stellen gelockt. Es gehe darum, möglichst bald richtig und sachgemäß einzuschreiten.
Um das tun zu können, wird den Bädermitarbeitern auch erklärt, was man unter "sexueller Gewalt" überhaupt versteht. Dabei handelt es sich keinesfalls nur um Vergewaltigung, betont Wanke. Wenn Burschen Mädchen ohne deren Willen ins Becken zerren oder auf den Hintern greifen, seien das zu ahndende Übertretungen. "Wichtig ist, möglichst am Beginn einzuschreiten", so der Experte. Denn damit verhindere man Schlimmeres und signalisiere potenziellen Tätern und Betroffenen gleichermaßen, dass das Personal aufmerksam ist und interveniert.
Einen speziellen Fokus auf das Thema Asylwerber legen die Kursveranstalter nicht. "Ich sehe keine Notwendigkeit, Kinder in besonderem Maße vor Flüchtlingen zu schützen", sagt Wanke. Die Schulungen laufen noch bis Ende April.
Erhöhte Polizeipräsenz, aber keine Securitys
Die Schulungen sind Teil des Gesamtsicherheitskonzepts, das die Bäder derzeit gemeinsam mit der Polizei erarbeiten. "Einige angedachte Maßnahmen sind noch in Prüfung", sagt Sprecher Kotinsky. Das Maßnahmenpaket soll spätestens in der letzten Aprilwoche fertig sein und präsentiert werden. Schließlich werden die Sommerbäder - je nach Wetterlage - zwischen 28. April und 2. Mai aufsperren.
Über die Beschäftigung privater Securitys, wie sie seit Neuestem im Wiener U-Bahn-Netz eingesetzt werden, habe man zwar nachgedacht, nach derzeitigem Stand werde man aber eher darauf verzichten. Für erhöhte Polizeipräsenz in den Bädern sorgt dafür schon seit Längerem, dass Beamte mit Rettungsschwimmerausbildung kostenlosen Eintritt erhalten. Ihren Dienstausweis geben sie dabei ab, um im Fall des Falles vom Bäderpersonal ausgerufen werden zu können. Der Einsatzbereich geht dabei von Erster Hilfe bis zum Dingfestmachen von Taschendieben.
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