Vor-gefeiert und vorgeglüht wird schon längst - am Mittwoch startet das GTI-Treffen am Wörthersee nun auch offiziell. Bis Samstag steht alles im Zeichen aufgemotzter Wolfsburger und anderer Tuning-Boliden. Gewürzt mit "Gummi, Gummi!"-Reifenqualm, Party und was sonst noch dazugehört - oder für viele auch nicht dazugehört. Jedenfalls ist heuer einiges anders als in den vergangenen Jahren.
Im Schritttempo hoppeln die aufwendig getunten vierrädrigen (Haupt-)Darsteller des GTI-(Vor-)Treffens an der Tankstelle im Veldener Ortsteil Selpritsch vorbei. Die gelbschwarzen Temposchwellen, die hier in den Asphalt geschraubt wurden, erfüllen ihren Zweck. Nicht den des Wirbelsäulen-Checks der Insassen, sondern der Verkehrsberuhigung. Nicht die einzige Neuigkeit, die das Spektakel dieses Jahr grundlegend verändert.
Anders als in den Jahren zuvor stehen bei den "Auto-News", wie das GTI-Treffen offiziell heißt, dieses Mal wieder die VW Golf (und sonstigen Tuning-Boliden der Gäste) im Vordergrund, Schluss mit der riesigen PR-Parade der Volkswagen-Konzern-Marken. Audi, Seat, Skoda - keiner davon ist vertreten. Zum 40. Geburtstag des Ur-GTI ist nur die VW-Kernmarke dabei.
In Reifnitz soll es statt der "fehlenden" Stände mehr Präsentationsflächen für Fahrzeuge von Besuchern oder Autotunern geben. Insgesamt will man bis zu 350 zusätzliche Parkplätze in Reifnitz schaffen, um mehr Autos in den Ort zu locken.
Selfie-Plattform mit Webcam im See
"In Reifnitz soll vier Tage lang das Auto im Mittelpunkt stehen, und das Zusammentreffen der Menschen, die sich dafür begeistern", sagt der Maria Wörther Bürgermeister, Markus Perdacher. Die Tagestickets für Leute, die mit dem Auto anreisen, sollen heuer billiger werden, es soll weniger Gastro- und Ramschstände geben - und man will mehr Platz für Autos und Fans schaffen. So soll auch das malerische Ambiente am See mit dem Treffen verbunden werden. Direkt am Ufer wird heuer ein Fotopoint eingerichtet, eine eigene Plattform für Autos, die zur Hälfte über den Wörthersee ragt. Per Webcam können Fotos vom eigenen Boliden verschickt werden.
Zum 40. Geburtstag des Golf GTI I ist außerdem eine Parade geplant. Alle Besucher, die mit einem "Einser-Golf" zum Treffen kommen, sind eingeladen, an einer Rundfahrt um den Wörthersee mitzumachen. Der Corso soll Station in Klagenfurt, Pörtschach und Velden machen. Und noch etwas betonen die Veranstalter: Poller und Barrieren, wie sie Veldener Ortsteil Selpritsch aufgestellt wurden, um die Autofans in geordnete Bahnen zu lenken, werde es in der Gemeinde Maria Wörth nicht geben. "Ganz im Gegenteil: An der im Vorjahr eingeführten Einbahn wird es heuer sogar extra Sitzgelegenheiten geben", so Perdacher.
Die Kärntner Polizei ist jedenfalls für das Treffen gerüstet. Seit vergangener Woche werden die Kräfte in Mittelkärnten aufgestockt und bis zum Treffen sukzessive erhöht. "Das Vortreffen beschränkt sich nicht auf die Gegend um den Wörthersee, die GTIs sind auch bis zum Keutschacher See und zum Faaker See unterwegs", sagt Polizeisprecher Michael Masaniger. Neben den Geschwindigkeitsüberwachungen sollen auch Lärmüberschreitungen geahndet werden. Und so erfüllen die Temposchwellen in Velden nicht nur ihren Zweck, sondern füllen auch die Kassen, denn viele GTI-Fans wollen vor jeder Schwelle aus Protest hupen. Und das ist verboten. "Die Hupe darf nur betätigt werden, wenn man vor Gefahren im Straßenverkehr warnen muss", so Masaniger. Für Hupkonzerte wird es also Strafzettel setzen, auch ohne eigenen "Gummi, Gummi!"-Paragraphen.
Der Sinn der Schwellen erschließt sich nicht vielen. "Die Schwellen sind nicht nur für tiefergelegte Autos eine Zumutung, sondern für alle, die hier durchfahren. Und wenn danach jemand beschleunigt, ist es trotzdem laut." Er deutet auf die drei Polizisten, die gegenüber der Tankstelle stehen. "Wenn die Polizei hier ständig präsent wäre, würde es überhaupt keine Probleme geben. Und wenn die schon in den Vorjahren öfter hier gewesen wären, hätte man sich das Theater heuer sparen können." Auch Einheimische, gerade auch Gewerbetreibende, beschweren sich reihenweise. Es kommen einfach weniger Leute.
Gummi und Qualm in der Turbokurve
Das kann man von der "Turbokurve" nicht behaupten. In der von den Autofans so getauften Kurve mit großzügigem Parkplatz am Faaker See wird die PS-starke Gemeinschaft herzlich willkommen geheißen. Hier sind deutlich mehr getunte Fahrzeuge abgestellt als am Wörthersee. Ihre Besitzer kommen aus Deutschland, der Steiermark, Oberösterreich und der Schweiz. Die Atmosphäre ist entspannt, die meisten Lenker der VWs und Audis sitzen in Campingstühlen neben ihren Prunkstücken. Nur der Gummiabrieb auf dem Asphalt weist darauf hin, dass es hier auch einmal lauter zur Sache geht - zumindest dann, wenn die Securitys Augen und Ohren woanders haben.
Und so soll es ja auch sein. Alle wollen weg vom Ballermann-Image - und ein Fest der Auto-Fans feiern.
Aus dem Video-Archiv: Das GTI-Treffen 2015
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.