"Eine aufgeregte Debatte in einem Lagerwahlkampf Links gegen Rechts hilft mit Sicherheit nur Norbert Hofer - die FPÖ würde dann auch noch von einer 'Jetzt erst recht'-Bewegung profitieren", warnt der Wiener Politologe und Buchautor Thomas Hofer die grünen Parteistrategen. "Eine Überraschung mit einem guten Ergebnis für Van der Bellen ist aber auch nicht auszuschließen," sagt der Kommunikationswissenschaftler im "Krone"-Gespräch.
Die Ausgangslage sei klar, analysiert Thomas Hofer das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Bundespräsidentenwahl: "Norbert Hofer muss nur noch 15 Prozentpunkte zulegen, damit er die Mehrheit hinter sich versammelt hat. Alexander Van der Bellen müsste jedoch 30 Prozentpunkte mehr erreichen, um Hofer noch zu überholen - das wird für ihn sehr schwierig werden."
Hofer hat die besseren Chancen
Der FPÖ-Kandidat könne noch damit rechnen, dass viele ÖVP-Sympathisanten und auch mehr als die Hälfte der Wähler von Irmgard Griss nun bei der großen Entscheidung am 22. Mai für ihn stimmen. "Wenn ihm seine bisherigen Wähler - was anzunehmen ist - treu bleiben, wäre Norbert Hofer dann schon auf über 56 Prozent. Und vermutlich könnte ihm auch noch gelingen, weitere Nichtwähler zu mobilisieren", sagt Politikberater Thomas Hofer (übrigens: er ist mit dem FPÖ-Kandidaten nicht verwandt).
Alexander Van der Bellen hätte es da wesentlich schwerer, seine Aufholjagd könne kaum gelingen, meint der Politologe: "Irmgard Griss hätte sicher größere Chancen gehabt. Van der Bellen polarisiert zu sehr rechts der Mitte, da gibt's für ihn nichts zu holen. Vermutlich kann er bis zu 50 Prozent der Griss-Wähler für sich gewinnen, dazu auch noch viele Sozialdemokraten - dann käme er aber trotzdem nur auf etwa 40 Prozent. Und bei dieser Variante müssten ihm auch alle Wähler des ersten Durchgangs treu bleiben", analysiert Thomas Hofer.
Schriller Wahlkampf hilft der FPÖ
Trotzdem will der Politikberater eine große Überraschung nicht ausschließen: "Nur eines ist sicher: Starten die Unterstützer Van der Bellens einen schrillen Lagerwahlkampf, dann kann ihm das sehr schaden - wir haben ja 1986 schon erlebt, wie damals eine 'Jetzt erst recht'-Bewegung Kurt Waldheim geholfen hat."
Thomas Hofer ist Politikberater, Kommunikationswissenschaftler und Buchautor ("Dagegen sein ist nicht genug", K&S-Verlag).
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