Weil sie mit einem Schild darauf hinwies, dass FPÖ-Wähler in ihrem Lokal nicht erwünscht sind, muss die Kaffeehausbetreiberin Eva Trimmel nun um ihr Café und sogar um ihr Leben fürchten. Denn nicht nur im Internet wird sie bedroht, wie die Chefin des Cafés bei einem krone.tv-Lokalaugenschein verriet. Auch stürmte ein rechter Randalierer bereits das Lokal, schrie die Wirtin an und verstopfte die Toilette mit Papier. Doch auf Trimmel wartet noch mehr Gegenwind: Die FPÖ will die Wirtin jetzt sogar verklagen.
Das Kaffeehaus "Fett und Zucker" liegt gleich neben dem Karmelitermarkt auf der Hollandstraße in Wien-Leopoldstadt. Bis vor Kurzem stand vor der Eingangstür eine Tafel, auf die die Betreiberin mit Kreide folgenden Satz geschrieben hatte, der sich an die Wählerschaft Norbert Hofers richtete: "Wenn du bei diesen 35% dabei bist, geh doch BITTE einfach weiter. DANKE. #rightwingNOTwelcome".
Die 41-jährige Trimmel hat die Tafel auch fotografiert und das Bild auf Facebook veröffentlicht. Daraufhin verbreitete sich das Posting in Windeseile in den sozialen Medien. Für ihre polarisierende Botschaft erntete Trimmel sowohl Lob als auch Kritik. Ein Kommentar lautete etwa: "Wie vor 70 Jahren! Da durften Juden nicht hinein, und jetzt halt Blau-Wähler!"
Andere wiederum unterstützten die Unternehmerin und bestärkten sie mit Sätzen wie "Richtig so. Die verdienen die tollen Kuchen gar nicht" in ihrem Kampf gegen Intoleranz. Schriftsteller Thomas Glavinic meinte, ihm sei die Selbstgefälligkeit zuwider, mit der die Hofer-Wähler von vielen als "Nazis, Pack, Bagage und Abschaum" niedergemacht würden.
Tafel steht nun im Lokal
Nach dem Shitstorm ist die Facebook-Seite des Cafés mittlerweile offline. Trimmel sagte gegenüber dem "Kurier", dass sie mit aufgebrachten Reaktionen ohnehin gerechnet habe: "Typisch österreichisch. Jeder weiß, dass in manchen Gürtel-Lokalen Schwarze keinen Zutritt haben. Das regt niemanden auf, aber ich ernte für mein Posting einen Shitstorm."
Die Tafel steht jetzt im Lokal, denn Trimmel hat Angst vor gewalttätigen Reaktionen. "Ich habe die Folgen völlig unterschätzt", sagt sie im krone.tv-Interview.
Rechter Randalierer verstopfte WC
Auch wurde sie bereits Opfer einer widerlichen Attacke: Am Dienstag schrie ein Gast die Kaffeehausbesitzerin an, er sei "nicht erwünscht und trotzdem in eurem linken Lokal". Zuvor hatte der Randalierer die Toilette mit Papier verstopft. Trimmel will nun Anzeige erstatten, berichtet "Heute". Aus Angst vor weiteren Attacken bewachen nun sogar Freunde der Betreiberin nachts das Lokal.
FPÖ: "Verletzung der Menschenwürde"
Hellhörig ist nach der Aktion der Kaffeehausbetreiberin auch der Wiener FPÖ-Landesparteisekretär Toni Mahdalik geworden. Er droht der 41-Jährigen jetzt sogar mit einer Klage: "Politisch Andersdenkende gleichsam als 'unerwünschte Personen' zu bezeichnen, erinnert mich fatal an faschistoide Methoden. Ich habe daher heute eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Verletzung der Menschenwürde und Verächtlichmachung bzw. Herabsetzung einer Wählergruppe aufgrund ihrer Weltanschauung eingebracht", so Mahdalik am Mittwoch.
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