Ein "bedauerliches Missverständnis" habe dazu geführt, dass eine junge Frau eine Anzeige wegen sexueller Belästigung bei der Wiener Polizei nicht einbringen habe können. Das sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger, nachdem der Fall in einem "Krone"-Bericht publik geworden war: "Die junge Frau hat mittlerweile die Anzeige erstattet."
Wie berichtet, war die 27-Jährige in Wien-Döbling an einer Straßenbahnhaltestelle sexuell belästigt worden, die Polizei soll sich jedoch geweigert haben, eine Anzeige aufzunehmen, und nicht einmal nach dem Namen der Frau gefragt haben. Dazu kam es nach Darstellung der Behörde durch das Missverständnis eines Polizisten auf der betreffenden Inspektion in Döbling.
Mehrere ähnliche Anzeigen erstattet
Denn an dem Tag, dem 13. April, wurden insgesamt drei Frauen vom selben Mann belästigt - nahezu gleichzeitig an Haltestellen der Linie 38. Die beiden ersten Opfer, Frauen im Alter von 30 und 33 Jahren, erstatteten Anzeige. Der Polizist hörte dies am Wachzimmer mit, war aber nicht selbst an der Amtshandlung beteiligt. Die Frauen wurden um 19.50 Uhr sowie um 20.20 Uhr an der Haltestelle Hardtgasse von dem jungen Mann, den beide als arabisch aussehend beschrieben, belästigt und betatscht. Die beiden waren in der Nähe miteinander verabredet, beim Treffen erzählten sie einander von den Übergriffen und verständigten die Polizei.
"Sex, Sex, Sex"
Wenig später rief die 27-Jährige Anna R. (Name geändert) bei der Polizeiinspektion an und schilderte ebenfalls einen sexuellen Übergriff. Auch sie war bei einer Haltestelle der Linie 38 von dem Mann belästigt worden. Gegen 21.15 Uhr kam dieser zwischen Fahrzeugen auf sie zu, zog ein Kondom aus der Hosentasche und forderte "Sex, Sex, Sex".
Hier kam es dann zu dem Missverständnis: Da der Beamte annahm, dass es sich aufgrund des gleichen Tatorts, der gleichen Zeit und der gleichlautenden Täterbeschreibung um eine bereits von seinen Kollegen protokollierte Anzeige handelte, sagte er der Frau, dass keine weiteren Daten von ihr benötigen werden würden, so Keiblinger.
Volksanwaltschaft prüft Fall
Nach dem "Krone"-Bericht klärte die Polizei das Missverständnis rasch auf, Anna R. erstattete noch am Dienstag ihre Anzeige. "Wir fahnden nach dem Täter", sagte Keiblinger. Es wird auch überprüft, ob von den Überwachungskameras der Wiener Linien Fotos des Mannes sichergestellt werden können.
Auch die Volksanwaltschaft hat ein Verfahren eingeleitet: "Es wird geprüft, ob ein Missstand vorliegt", sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Das Innenministerium habe nun vier Wochen Zeit, eine Stellungnahme abzugeben.
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