Vier Turbolader!

Audi und BMW matchen sich mit fetten Superdieseln

Motor
29.04.2016 23:15

BMW und Audi haben auf dem Wiener Motorensymposium in der Hofburg am Freitag jeweils einen neuen Top-Dieselmotor vorgestellt. Audi setzt bei seiner Selbstzünder-Speerspitze auf acht Zylinder und dreifache Aufladung, BMW bleibt dem Sechszylinder treu, lädt ihn aber nun mit vier statt drei Turboladern auf.

(Bild: kmm)

Der leistungsstärkere der beiden ist der V8 aus Ingolstadt, den Entwicklungschef Andreas Fröhlich persönlich präsentierte. Das weltweit völlig neue Konzept beinhaltet eine Registeraufladung in Kombination mit einem elektrisch angetriebenen Verdichter. Um diesen sinnvoll betreiben zu können, ergänzt Audi das klassische 12-Volt-Netz um ein 48-Volt-Teilbordnetz. Für die Registerafladung setzt Audi das "Valvelift System" ein - dabei erfolgt über ein zweiflutiges Abgaskrümmersystem die Anströmung des zweiten Turboladers durch sequentielle Zuschaltung von Auslassventilen.

Aus vier Liter Hubraum holt das Aggregat 435 PS und mächtige 900 Nm Drehmoment bei 1500/min. Noch in der ersten Jahreshälfte soll der Motor im Audi SQ7 mit 8-Stufen-tiptronic und quattro-Antrieb zum Einsatz kommen und ist auch für andere Konzernmodelle vorgesehen.

Fröhlich verspricht dank des E-Laders eine "im Dieselsegment bis dato nicht gekannte Anfahrperformance", von 0 auf 100 km/h in 4,8 s - beim Vorgänger mit 340 PS und 800 Nm waren es noch 6,5 s. Als Normverbrauch werden jetzt 7,2 l/100 km angegeben. Ein großer Vorteil des Motorkonzepts liegt darin, dass sich die Abgasnachbehandlungsanlage sehr nah am Motor befindet und dadurch praktisch immer auf ausreichender Betriebstemperatur ist, um bei allen Fahrzuständen die Abgase zu reduzieren.

BMW verbaut vier Turbolader
Die Münchner haben sich schon vor einiger Zeit von Achtzylinder-Dieseln verabschiedet, bei deren sechs, in Reihe, ist Schluss. Dafür wird die Zahl der Lader auf die Spitze getrieben. Waren beim stärksten BMW-Diesel mit drei Liter Hubraum, dem 50d, bisher drei Turbolader im Einsatz, sind es jetzt deren vier. Intern wird das Triebwerk als "V8-Fighter" bezeichnet.

Der Leiter der Dieselmotorenentwicklung bei BMW Steyr Fritz Steinparzer strich die "überragenden Funktionseigenschaften durch eine Vielzahl an innovativen technischen Lösungen" heraus. Kernelement des neuen Motors sei die neu konzipierte permanente zweistufige Aufladung, bestehend aus zwei Niederdruck- und zwei Hochdruck-Abgasturboladern. Die Leistung des 3,0-l-Sechszylinders erhöhte sich von 280 kW auf 294 kW (400 PS) bei einem Drehmoment von 760 Nm, dabei konnten Verbrauchsreduktionen von im Mittel vier bis zu sechs Prozent erzielt werden.

Mit den spezifischen Werten von 98,3 kW/l Hubraum und 254 Nm/l Hubraum nehme der Motor die Spitzenposition unter Seriendieselmotoren ein. Neben der Erreichung dieser Maximalwerte wurde auf ein möglichst breit nutzbares Drehzahlband Wert gelegt. So stehen einerseits im Motordrehzahlbereich von 1600 bis 4100/min mindestens 90 % des maximalen Drehmoments zur Verfügung, andererseits können im Motordrehzahlbereich von 3000 bis 5000/min mindestens 80 % der Motorleistung abgerufen werden.

Noch dieses Jahr wird der neue Top-Diesel im BMW-7er angeboten, später auch in weiteren Modellen. Als Verbrauch gibt Steinparzer 5,8 l/100 km an. Auf Nachfrage schickt er leise Kritik an die Kollegen von der Getriebeseite: Das Drehmoment werde nicht durch die Möglichkeiten des Motors begrenzt, sondern durch die Limitation bei der Kraftübertragung. Dennoch ist der Sprintwert des neuen BMW 750dA xDrive beeindruckend: von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden. Seinen Vorgänger distanziert er in dieser Zeit um zwei Fahrzeuglängen.

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(Bild: kmm)



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