Die Enttäuschung über den verpassten Einzug ins Finale der Champions-League war bei David Alaba dermaßen groß, dass er am Dienstag unmittelbar nach dem Schlusspfiff auf den Rasen der Münchner Arena sank. Erst nachdem ihn Bayern-Kapitän Philipp Lahm aufgerichtet hatte, schlich der Wiener zu den Klängen von "Bitter Sweet Symphony" in die Stadionkatakomben.
Den 2:1-Sieg gegen Atletico Madrid empfand Alaba aufgrund des daraus resultierenden Semifinal-Ausscheidens als Niederlage. "Das ist extrem bitter. Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, hätten wir uns mehr verdient", sagte der 23-Jährige.
Alles reingeworfen
Obwohl der FC Bayern gegen die Spanier dominierte und einige Möglichkeiten - darunter einen Elfmeter - vergab, reichte es nicht zum Weiterkommen. "Wir haben alles reingeworfen, was wir konnten, haben gegen eine defensiv richtig starke Mannschaft zwei Tore gemacht und viele Chancen kreiert, aber die Kugel wollte einfach nicht über die Linie. Und dann haben die eine Chance und machen daraus ein Tor", meinte Alaba.
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Beim letztlich entscheidenden Auswärtstreffer von Atletico durch Antoine Griezmann setzte Jerome Boateng nach einem von ihm produzierten Fehlpass auf ein offensives Verteidigen, rückte aus der Abwehr und stand plötzlich auf einer Linie mit den zentralen Mittelfeldspielern Xabi Alonso und Arturo Vidal. Den dadurch entstandenen Raum nützte Fernando Torres für seinen Pass auf Griezmann.
Alaba konnte das Zuspiel nicht mehr abfangen. "Ich glaube, ich habe den Ball sogar noch ein bisschen berührt, aber es ist sich nicht mehr ausgegangen", ärgerte sich der ÖFB-Star. Es passte ins Bild, dass Griezmann wohl aus Abseitsposition startete. "Dadurch ist das alles noch bitterer", meinte Alaba.
Dass der diesmal wieder als Linksverteidiger aufgebotene Wiener bei beiden Bayern-Toren seine Füße im Spiel hatte, war kein Trost. "Mir wäre es lieber, ich wäre an keinem unserer Tore beteiligt und wir wären im Finale."
Defensiv und destruktiv
Am Ende aber triumphierten die Gäste mit einem defensiv starken und phasenweise auch destruktiven Auftritt. "Das ist eben ihre Spielweise, das wussten wir schon vorher. Sie machen das schon seit längerer Zeit und haben Erfolg damit. Deshalb muss man ihnen ein Kompliment machen", erklärte Alaba.
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Mit seiner eigenen Leistung zeigte sich der Wiener nicht unzufrieden. "Ich denke, es war im Großen und Ganzen in Ordnung. Ich konnte nach vorne immer wieder Akzente setzen und bin hinten gut gestanden."
Erfolgreiche Saison dank Double?
Diese Attribute sind auch gefragt, wenn es in den kommenden Tagen um die zwei verbliebenen Titelchancen geht. Mit einem Auswärtssieg am Samstag gegen Ingolstadt hätten die Bayern die Meisterschaft schon eine Runde vor Schluss fix in der Tasche, am 21. Mai steigt in Berlin das Cupfinale gegen Borussia Dortmund. "Wenn wir das Double holen, ist es eine erfolgreiche Saison", sagte Alaba.
Zunächst aber gilt es noch, das Ausscheiden gegen Atletico zu verarbeiten. "Das wird die nächsten ein, zwei Tage in unseren Köpfen sein, doch dann müssen wir uns ganz auf unsere nächsten Ziele konzentrieren", forderte Alaba, der von seinem Trainer gelobt wurde. "Wahnsinn, wie er gespielt hat", sagte Josep Guardiola und betonte: "Mit ihm als Innenverteidiger sind wir ins Semifinale gekommen."
Dass der Weg nicht bis ins Endspiel nach Mailand führte, dürfte für ÖFB-Teamchef Marcel Koller möglicherweise nicht ganz ungelegen kommen. Nach seinem Einsatz im DFB-Pokal-Finale am 21. Mai wird Alaba zwar einige Tage frei bekommen und das Schweiz-Camp vom 22. bis 30. Mai zumindest nicht zur Gänze mitmachen, dann aber sollte Koller in der EM-Vorbereitung wieder auf seinen Schlüsselspieler zurückgreifen können. Im Falle seiner insgesamt zweiten Champions-League-Finalteilnahme am 28. Mai wäre Alaba wohl erst relativ knapp vor dem ersten Gruppenspiel am 14. Juni in Bordeaux gegen Ungarn zur Nationalmannschaft gestoßen.
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