Erst die Diskussion um Abschaffung der kleinsten Cent-Münzen, jetzt das fixe Auslaufen der 500er-Banknote ab Ende 2018 - neben Argumenten wie hohen Kosten bzw. Kampf gegen Geldwäscher kann der Eindruck enstehen, dass die Europäische Zentralbank Bares im Zeitalter von Plastikgeld und Internetüberweisung als Auslaufmodell sieht. Doch europaweit und besonders bei uns ist das Gegenteil wahr: Alleine seit 2010 ist der Bargeldumlauf in Österreich von 23 auf 30 Milliarden Euro kräftig gestiegen.
"Geld ist nicht nur Zahlungsmittel, ein beträchtlicher Teil wird daheim aufbwahrt", erklärt Nationalbank-Direktor Kurt Pribil. "Bei Krisen wie Lehman-Pleite, Ukraine oder Griechenland steigt sofort die Bargeldnachfrage." So seien in Europa 1100 Milliarden Euro in Umlauf, davon 300 Milliarden in Form der 500er-Scheine, mit denen fast niemand zahlt.
Besonders die Österreicher würden gerne eine "Krisenreserve" horten. Wegen der mickrigen Bankzinsen ist der Wertverlust unter der Matratze ohnehin gering. Zweiter Grund ist, dass "die Österreicher ihr Bargeld lieben und rund 70 Prozent der Einkäufe bis ca. 60 Euro bar bezahlen. In Holland sind es ca. 60 Prozent, in Dänemark und Schweden vielleicht 25 Prozent." Deshalb zirkulieren bei uns rund 600 Millionen Geldscheine.
Schutz der Privatsphäre für Österreicher wichtig
Neben der hohen Bankomatenzahl (fast 9000) und dem Wunsch, stets seine Ausgaben im Blick zu behalten, sei bei uns der Schutz der Privatsphäre ein besonders wichtiger Grund für die Liebe zum Bargeld, so Pribil. "Es ist ja legitim, dass man keine elektronischen Spuren hinterlassen will, etwa beim Kauf von Medikamenten." Das kann auch so bleiben, denn Bares generell abzuschaffen müsste in der EU einstimmig beschlossen werden, und "das wird Österreich nie tun".
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