"Anschlag möglich"
EgyptAir: Suche nach Wrack läuft auf Hochtouren
Eine Maschine der Fluggesellschaft EgyptAir ist Donnerstagfrüh vermutlich ins Mittelmeer abgestürzt. Die Suche nach dem Wrack läuft nach wie vor auf Hochtouren. Trümmer, die vor der griechischen Insel Karpathos gefunden worden waren, gehören doch nicht zum Flugzeug. Der Airbus mit insgesamt 66 Menschen an Bord - 56 Passagiere, sieben Crewmitglieder und drei Sicherheitsleute - war auf dem Flug von Paris nach Kairo gewesen. Laut dem Außenministerium in Wien seien "zu 99 Prozent keine Österreicher an Bord der Maschine" gewesen.
Wie der ägyptische Luftfahrtminister feststellte, könne "ein Terroranschlag nicht ausgeschlossen" werden. Auch der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB geht eher von einem terroristischen Hintergrund aus. "Allem Anschein nach ist es ein Terrorakt, bei dem 66 Bürger verschiedener Staaten umgekommen sind", sagte Alexander Bortnikow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Details nannte er nicht.
Laut EgyptAir war das Flugzeug um 23.09 Uhr MESZ vom Flughafen Charles De Gaulle in der französischen Hauptstadt gestartet. Der Kontakt sei abgebrochen, als die Maschine etwa 16 Kilometer im ägyptischen Luftraum war, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Fluggesellschaft, Ahmed Adel, Donnerstagfrüh dem US-Sender CNN. Der Airbus - er befand sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Flughöhe von rund 11.300 Metern - sei vom Radar verschwunden.
Widersprüchliche Angaben über möglichen Notruf
Zuvor hätten die Piloten laut EgyptAir einen Notruf abgesetzt. Dieser sei, weniger als zehn Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs vom Radarschirm der griechischen Luftraumüberwachung (um 2.29 Uhr MESZ) eingegangen. Das wurde allerdings später vom ägyptischen Militär dementiert. In einer Mitteilung auf der Facebookseite des Armeesprechers wurde der entsprechenden Äußerung Abdels widersprochen.
Piloten meldeten sich zuletzt über Griechenland
Der Chef der griechischen Luftfahrtbehörde, Konstantinos Lintzarakis, erklärte: "Als die Piloten zunächst die Insel Kea nahe Athen überflogen, haben sie sich normal gemeldet und keine Probleme erwähnt." Anschließend sei die Maschine weiter Richtung Ägypten geflogen. Die Piloten hätten sich aber nicht - wie es üblich ist - beim Verlassen des griechischen Flug-Kontrollraums südlich der Insel Karpathos und südöstlich der Insel Kreta gemeldet. Wenig später sei die EgyptAir-Maschine von den Radarschirmen verschwunden. Von der griechischen Zivilluftfahrtbehörde hieß es, der Airbus A320 sei etwa 240 Kilometer von der Insel Karpathos entfernt abgestürzt.
Airbus nach plötzlichen Richtungswechseln abgesackt
Auch der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte im griechischen Fernsehen, die EgyptAir-Maschine sei allen Anzeichen nach abgestürzt. Die Maschine sei gegen 2.40 Uhr MESZ auf einer Höhe von gut 11.300 Metern unterwegs gewesen. "Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa zehn bis 15 Seemeilen im ägyptischen Flugraum", so Kammenos. "Dann machte sie eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und sackte stark ab. Ihr Radarbild verschwand auf einer Höhe von rund 3000 Metern."
Suche läuft auf Hochtouren
Bereits kurz nach dem Absturz wurde eine internationale Suchaktion gestartet. Ägypten und Griechenland schickten als erste Staaten Flugzeuge und Schiffe, um das Gebiet der mutmaßlichen Unfallstelle über dem Mittelmeer abzusuchen und nach dem Airbus Ausschau zu halten. Auch die USA beteiligen sich an der Suche. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi berief den Nationalen Sicherheitsrat ein.
Am Donnerstagabend teilte die Airline schließlich auf Twitter mit, dass Wrackteile des im Mittelmeer gefunden wurden - musste diese Meldung allerdings wenige Stunden später korrigieren. Bei den vor Karpathos entdeckten Trümmern handelte es sich nicht um Teile des Flugzeugs. Die Fluglinie drücke ihr Beileid gegenüber den Betroffenen aus. Zusammen mit den griechischen Behörden würden die ägyptischen Suchmannschaften die Suche fortsetzen.
"Zu 99 Prozent keine Österreicher an Bord"
Unter den 56 Passagieren an Bord waren unter anderem 30 Ägypter, 15 Franzosen und zwei Iraker. Hinzu kommt jeweils ein Passagier aus Großbritannien, Belgien, Portugal, Kanada, Kuwait, Saudi-Arabien, dem Sudan, dem Tschad und Algerien. Aus dem Außenministerin in Wien hieß es, dass "zu 99 Prozent keine Österreicher an Bord der Maschine waren".
Airbus-Entführung nach Zypern im März
EgyptAir war erst Ende März in die Schlagzeilen geraten, als ein Ägypter einen Airbus A320 der Fluggesellschaft auf einem Inlandsflug zwischen Alexandria und Kairo in seine Gewalt brachte und nach Zypern entführte. Nach stundenlangen Verhandlungen konnten alle Passagiere und Besatzungsmitglieder das Flugzeug unbeschadet verlassen, der Luftpirat wurde festgenommen. Einen terroristischen Hintergrund schlossen die Behörden damals aus.
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