Erdogan im Visier

Boris Johnson gewinnt Schmähgedicht-Wettbewerb

Ausland
20.05.2016 08:41

Ein Wettbewerb in Großbritannien um das beste Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat einen überraschenden Gewinner hervorgebracht: Die Auszeichnung holte sich am Donnerstag der Londoner Ex-Bürgermeister und glühende Brexit-Befürworter Boris Johnson. Ihm winken nun tausend Pfund (rund 1290 Euro) Preisgeld. Diese Summe hatte die Zeitschrift "The Spectator" aus Solidarität mit ZDF-Moderator Jan Böhmermann für das beste Werk ausgelobt.

Johnson legte sich mit einem reimenden Fünfzeiler, einem sogenannten Limerick, ins Zeug. So sprach er unter anderem von einem "jungen Typen aus Ankara", der sich mit einer Ziege "die Hörner abstieß". Dem Magazin sagte Johnson, wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land tun dürfen, "auch in der Türkei".

Böhmermann hatte in seiner Sendung ein ausdrücklich als "Schmähkritik" angekündigtes Gedicht über Erdogan vorgetragen und es in den Kontext einer Diskussion über die Grenzen von Satire und Meinungsfreiheit gestellt. Erdogan geht seitdem juristisch gegen Böhmermann vor. Das Hamburger Landgericht hat Teile des Gedichts verboten.

Mit seiner "Schmähkritik" zog sich Böhmermann den Zorn Erdogans zu. (Bild: Screenshot zdf_neo)
Mit seiner "Schmähkritik" zog sich Böhmermann den Zorn Erdogans zu.

Johnson: "Ermittlungen sind ein Skandal"
Johnson bezeichnete die Ermittlungen gegen Böhmermann als "Skandal". Die Zeitschrift "The Spectator" nannte es nun "wunderbar", dass ein britischer politischer Anführer gezeigt habe, dass Großbritannien nicht vor dem "vermeintlichen Kalifen in Ankara" einknicken werde.

Ob die Entscheidung für den Gewinner gänzlich unvoreingenommen gefällt wurde, darf allerdings angezweifelt werden - Johnson war früher Chefredakteur beim "Spectator". Mittlerweile steht er an der Spitze der Befürworter eines EU-Austritts Großbritanniens, über den die Bürger am 23. Juni in einem Referendum abstimmen.

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