Strache gegen Wolf:

“Perfide und widerliche Wahlmanipulation im ORF”

Österreich
20.05.2016 13:01

Die FPÖ muss sich im Wahlkampffinale mit Ungereimtheiten in der Schilderung einer Israel-Reise ihres Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer herumschlagen. Hofer hatte seine Erlebnisse in mehreren Interviews wohl ein wenig ausgeschmückt. Dass ihn der ORF mit den Ungereimtheiten konfrontierte, wertet FPÖ-Chef Heinz Christian Strache nun als "perfide und widerliche Wahlmanipulation".

Hintergrund der Debatte ist eine Israel-Reise Hofers mit Wiener FPÖ-Politikern Ende Juli 2014, auf die Hofer im Wahlkampf mehrmals verwiesen hat. In Interviews behauptete er, bei dieser Gelegenheit "offiziell als Dritter Nationalratspräsident in der Knesset empfangen" worden zu sein.

Außerdem wurde Hofer nach eigener Darstellung Zeuge eines vereitelten Terroranschlags: "Als ich auf dem Tempelberg war, ist zehn Meter neben mir eine Frau erschossen worden, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu töten", erzählte er beim ORF-Duell am Donnerstagabend zum wiederholten Male.

Von ORF zitierter Polizeisprecher wusste nichts von Einsatz
Während Hofer von Handgranaten und Maschinenpistolen berichtete, wusste ein vom ORF zitierter Sprecher der israelischen Polizei nichts von einem terroristischen Vorfall am fraglichen Tag zu berichten. Tatsächlich wurde laut israelischen Medien allerdings während des Hofer-Besuchs eine ultraorthodoxe Jüdin am Eingang zur Klagemauer von der Polizei angeschossen, nachdem sie sich einer Sicherheitsanweisung widersetzt hatte. Die Frau war unbewaffnet.

Hofers Reaktion im ORF:

Strache: "Rot-grüner Propagandasender"
Dass der ORF Hofer gleich zwei Mal in den vergangenen Tagen mit den Ungereimtheiten rund um seine Schilderung der Israel-Reise konfrontierte, sorgt nun bei FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache für Empörung. Er bezeichnete den ORF in einer Aussendung am Freitag als "rot-grünen Propagandasender" und forderte eine öffentliche Richtigstellung noch vor der Präsidentenwahl: "Diese perfide und widerliche Wahlmanipulation des ORF muss Konsequenzen haben."

"ZiB 2"-Moderator Wolf verteidigt ORF
"ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf wies den Vorwurf via Facebook zurück: Hofer sei zwar Zeuge eines Polizeieinsatzes geworden, bei dem auf eine verdächtige Frau geschossen wurde - allerdings sei aus der unbewaffneten, leicht verletzten Frau in Hofers Aussagen eine zehn Meter neben ihm erschossene Terroristin geworden, die "mit Handgranaten und Maschinenpistolen" auf betende Menschen losgehen wollte. "Ein ORF-Skandal ist das nicht", so Wolf.

(Bild: APA/Roland Schlager)

"Fakten-Check" soll nun Klarheit bringen
ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner versprach am Freitag, dass es nun zu einem "Fakten-Check" kommen werde. "Die Ergebnisse dieser Analyse werden in der Folge transparent offengelegt, auch wenn sich dabei herausstellen sollte, dass der Berichterstattung unvollständige Angaben des Sprechers der israelischen Polizei zugrunde gelegen sind", so Zechner. In der ORF-TVthek hat der Sender die Passage über den von Hofer behaupteten vereitelten Terroranschlag am Tempelberg mittlerweile durch den Hinweis ergänzt, dass am fraglichen Tag eine unbewaffnete jüdische Frau angeschossen, aber niemand getötet wurde.

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