17 Jahre nach dem letzten Steel City Festival mit Aerosmith und Co. gab es am Mittwoch ein Comeback im Linzer Stadion. Die britischen Rock-Könige Queen brillierten dabei vor nur 15.000 Fans mit einer grandiosen Bühnenshow, die einheimischen Chartkönige Wanda und Seiler und Speer, sowie die Lokalmatadore Krautschädl sorgten für ein mehr als würdiges Rahmenprogramm.
Drei von vier anwesenden Bands hätten für sich alleine die Wiener Stadthalle gefüllt, alle zusammengenommen lockten bei der Reanimation des kultigen Steel City Festivals im Linzer Stadion aber nur 15.000 Fans ein. Eine durchaus enttäuschende Kulisse dafür, dass die lebenden Rock-Legenden Queen, sowie die heimischen Durchstarter Wanda und Seiler und Speer vor dem Feiertag bei bewölktem, aber adäquatem Frühlingswetter zur großen Party luden. Den Opener machten am frühen Nachmittag die oberösterreichischen Lokalmatadoren Krautschädl, die mit ihrem knackig-bodenständigen Alternative Rock vielleicht nicht perfekt auf die riesige Bühne passten, aber für ordentlich Stimmung und erste Jubelrufe sorgten.
Working-Class-Hymnen
Seiler und Speer hatten das Publikum mit sympathischer Ausstrahlung, bodenständigen Pop-Hits mit Funk-Appeal und dem klassischen Proleten-Schmäh ebenfalls relativ schnell in der Tasche und erwiesen sich mit Fortdauer des Konzerts als ideale Anheizer für das noch kommende Rock-Spektakel. "Soits lebn", "Bonnie & Clyde" oder das von Tommy Lee verstärkte "Es is ois leiwand" haben sich innerhalb des letzten Jahres in den Kanon des heimischen Pop-A&Os gefräst und erwiesen sich als partytaugliche Mitsing-Hits. Neben der tadellosen Instrumentalfraktion und dem dreiköpfigen "Hardchor" im Hintergrund trumpften die beiden Frontmänner mit Situationskomik und tiefen Schmähs auf. "Ham kummst" beschloss die kurzweilige Dreiviertelstunde und wurde euphorisch aus tausenden Kehlen mitgesungen. Das "Live Is Life" der "Meli-Bar-Fraktion" mit Potenzial zur inoffiziellen Österreich-Hymne.
Statt eines erhofften Triumphzugs wurde das Stelldichein der international gefeierten Wanda schlussendlich zum überraschenden Stimmungskiller. Sänger Marco merkt bereits nach zwei Nummern an, dass es hier "doch ziemlich langweilig" ist und musste sein Austropop-Schiff mit Fortdauer des Abends durch ruhige Gewässer lenken. Lediglich bei den Top-Hits "Bussi Baby" und "Bologna" wurde der Lärmpegel im Stadionoval etwas lauter, "Schickt mir die Post", "Meine beiden Schwestern" oder "1,2,3,4" plätscherten trotz vollen Einsatzes der Band fast unbemerkt von der Bühne. Die Botschaft der "Amore für alle" versickerte in einem Meer aus Schweigen - möglicherweise waren die mit viel Lokalkolorit geprägten Pop-Songs doch etwas zu seicht für das vornehmlich auf Hard Rock eingestellte Publikum. Mehr als Szenenapplaus war nicht drin, auch wenn sich Marco am Ende sogar ins Publikum schmiss. Auseinandergehen war heute gar nicht schwer. Ein Wiedersehen gibt’s am 10. Dezember in der Linzer Arena - dort dann vor eigenem Fanpublikum.
Stimmwunder
Für Queen-Fans hatte die lange Wartezeit kurz nach 21 Uhr endlich ihr Ende. Zu den Klängen von "One Vision" betrat die britische Rock-Legende die Freiluftbühne und bewies - wie schon beim umjubelten Indoor-Konzert in der Wiener Stadthalle 2015 - dass der einstige "American Idol"-Finalist Adam Lambert die Rolle des Sängers in dieser Band perfekt ausfüllt. Vor allem bei "Somebody To Love" und "Who Wants To Live Forever", zwei intensiven Songs, die Queen-Legende Freddie Mercury zum wohl besten Rock-Vokalisten der Geschichte adelten, entfachte sich die gesamte Bandbreite des Lambert’schen Stimmkosmos. Verletzlich und fragil, intensiv und fordernd, sanft und gediegen - mühelos gelang es dem sympathischen 34-Jährigen seine "Tribute-Show für Freddie" zu einem großen Ereignis werden zu lassen.
Der performativen Brillanz des Frontmanns war es auch zu verdanken, dass man über so manchen Hacker von Gitarren-Legende Brian May hinwegsehen konnte. Vor allem bei der Jahrhunderthymne "Bohemian Rhapsody", die ebenso wie viele Songs im ersten Konzertdrittel aus Zeitmangel (um 23 Uhr musste Schluss sein) verkürzt dargeboten wurde, kamen die Riffs nicht so flüssig und leichtfüßig aus den Boxen wie früher, doch die berühmteste Pudelfrisur der Musikgeschichte machte etwaige technische Unzulänglichkeiten mit deutschen Ansagen, großer Spielfreude und einer großen Gesangsleistung bei "Love Of My Life" wieder wett.
Ausschließlich Hits
Eindrucksvoll zeigten Queen, dass man ein knapp zweistündiges Konzert ausschließlich mit großen Hits füllen kann. "Stone Cold Crazy", "Killer Queen", "Under Pressure" mit eingeblendetem Bild ihres verstorbenes Freundes David Bowie oder die Österreich-Premiere des legendären "Don’t Stop Me Now" sorgten für tosenden Applaus - das textsichere Linzer Publikum konnte Hit um Hit lautstark und inbrünstig mitsingen. Garniert wurde das musikalische Treiben mit drei großen Videowalls, einer phänomenalen Lichtshow und paralysierenden Lasereffekten, die sich bei Mays Gitarrensolo in den Vordergrund drängten und auch noch den Rocker "Tie Your Mother Down" begleiteten. Lambert war dabei auch eine optische Augenweide und changierte während der Show zwischen Nietenjeansjacke, Federkleid, Hawaii-Jersey und blitzweißem Outfit hin und her.
Wie schon in Wien klappte auch das Zusammenspiel der Familientrommler hervorragend. Der etatmäßige Drummer Roger Taylor (der eine hinreißende Performance als Sänger bei "These Are The Days Of Our Lives" hinlegte) holte wieder Sohnemann und The Darkness-Zeugler Rufus an Bord und sorgte als Zwischenhighlight für ein perfekt koordiniertes Drumsolo. Dazwischen blieb viel Platz für Nostalgie, alte Videos und einem Duett von Lambert und Freddie Mercury, der mehrmals ehrenhaft ins Set integriert wurde. Queen sorgten mit einem leicht verkürzten Set für einen Triumphzug in Linz, der lediglich vom doch etwas dürren Besuch betrübt wurde. Diese Show hätte sich mehr "Champions" verdient, die am Ende vom goldenen Konfettiregen verschluckt wurden.
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