Wirtschaftsmission

Geschäfte im Iran: Pipelines und Pistazien

Kärnten
30.05.2016 09:59

Erste Verträge sind unterzeichnet: Mit Ende der Sanktionen im Atomstreit setzen heimische Unternehmer auf Exporte in den Iran. Bei einer rot-weiß-roten Wirtschaftsmission unter Landesrat Christian Benger zeigte sich das volle Potenzial im Morgenland, wo bald Kärntner Umwelttechnik zum Einsatz kommen wird - in einem Land, das mit noch vielen Problemen kämpft.

Im Schatten der Dattelbäume zeigt ein iranischer Wirtschafts-Generalsekretär auf eine Bewässerungsanlage. Hunderte Liter pro Sekunde Wasser lassen die begehrten Palmfrüchte und Pistazien in bester Qualität gedeihen. Die Ressource ist im Wüstenstaat das höchste Gut. Dennoch versickert und verdunstet der Großteil ungenutzt unter der prallen Wüstensonne. "Die Dürre hier ist ein riesiges Problem", erklärt Wirtschaftskammer-Chef Jürgen Mandl bei einem Lokalaugenschein vergangene Woche in Kerman, Iran.

Lokalaugenschein auf einer Dattel-Plantage: Iranische Kammervertreter zeigen die Bewässerung (Bild: Thomas Leitner)
Lokalaugenschein auf einer Dattel-Plantage: Iranische Kammervertreter zeigen die Bewässerung
Vertragsunterzeichnung in der österreichischen Botschaft in Teheran (Bild: Thomas Leitner)
Vertragsunterzeichnung in der österreichischen Botschaft in Teheran

Damit weniger Wasser ungenutzt versickert, kommen künftig heimische Technik und Know-How aus Teheranzum Einsatz. Ein Tauchroboter, entwickelt und gefertigt in Kärnten, wird in Teheran Rohrleitungen inspizieren und auf Lecks untersuchen. Fixiert wurden auch Aufträge für die Bewertung und Untersuchung neuer Pipelines sowie der Aufbau eines mobilen Wasserwerkes für Katastropheneinsätze. "Auch im Bereich von Öl-Pipelines gibt es viele Anfragen", erklärt Marko Taferner von "MTA Messtechnik" aus St. Veit. Verträge über mehrere hunderttausend Euro wurden bei der Wirtschaftsmission unterzeichnet. Vereinbarungen mit iranischen Handelskammern wurden getroffen.

Mit der Öffnung des Landes und dem Wirtschaftsaufschwung zeichnen sich jetzt noch weitere Großaufträge für heimische Firmen ab: Das Exportvolumen soll in den nächsten Jahren auf 500 Millionen Euro verdoppelt werden. "Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt", weiß auch Hans-Peter Nessmann von CNS Messtechnik, Krumpendorf. Sein Know-How im Bereich der Ortung und Digitalisierung örtlicher Leitungen ist im Iran heiß begehrt.

Eine weitere Unternehmung startet unterdessen ein Forschungsprojekt zur Suche nach Quellen für die Trinkwasser-Bereitstellung sowie die Bewässerung der riesigen Pistazien- und Dattel-Plantagen.

Der Bedarf an Solar-Thermie am persischen Golf ist groß.GREENoneTEC lotete die Chancen aus. (Bild: Thomas Leitner)
Der Bedarf an Solar-Thermie am persischen Golf ist groß.GREENoneTEC lotete die Chancen aus.

Während das Klima schlimme Dürren bringt, birgt die Sonne für erneuerbare Energien auch Chancen. "Wir haben bereits vor Jahren Panels in den Iran geliefert - jetzt ist die Nachfrage wieder riesengroß", so Diether Kohlenbrein vom Solarthermie-Marktführer GREENoneTEC. Denn es sind Milliarden, die der Iran trotz riesiger Vorkommen fossiler Ressourcen in in die Energieeffizienz pumpen will. Ein Gebiet, auf dem Kärntner Unternehmen über bestes Know-How verfügen. "Ölvorkommen fließen ins Ausland - Energieeffizienz wird ein immer wichtigeres Thema", weiß Baumit-Geschäftsführer Hubert Mattersdorfer. Läuft alles nach Plan, werden Dämmverbundsysteme in den mittleren Osten exportiert - Kontakte wurden aufgebaut. Auch bei Solarthermie, Photovoltaik und Windkraft will der Iran mit Förderungen und Einspeisetarifen den Ausbau ankurbeln. Obwohl die Chancen groß sind, will niemand blauäugig investieren. Sorgen bestehen, dass die Öffnung nur ein Zwischenspiel sein könnte. Obwohl der Staat Ausfuhren wieder absichert, ziehen Banken bei Iran-Geschäften nicht so richtig mit. Auch die Menschenrechtssituation ist oft ein Hemmnis.

Trotz der Schattenseiten ist das Interesse an Iran-Geschäften enorm: Als die Kärntner Delegation, die es sogar auf die Titelseite des "Financial Tribunes" schaffte, abreist, landet am Flughafen Teheran die nächste österreichische Delegation.

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