Die Recherche-Panne des ORF rund um einen Israel-Besuch des FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer sorgt weiter für Diskussionen: Während Hofer Beschwerde bei der Medienbehörde KommAustria einreichte, forderte Parteichef Heinz-Christian Strache am Mittwoch via Facebook den Rücktritt von "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf.
Hintergrund ist eine Israel-Reise des knapp unterlegenen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Hofer im Jahr 2014 und die Darstellung eines dort von ihm erlebten Vorfalls. Hofer hatte im Wahlkampf behauptet, Zeuge eines Terror-Anschlags in der Nähe des Tempelbergs in Jerusalem gewesen zu sein, bei dem eine schwer bewaffnete Frau getötet worden sei. Der ORF setzte darauf zur Recherche an und ließ im Rahmen des TV-Duells der Hofburg-Anwärter am Donnerstag vor der Stichwahl einen israelischen Polizeisprecher auftreten, der erklärte, solch einen Vorfall habe es an besagtem Tag nicht gegeben.
Wahlduell-Moderatorin Ingrid Thurnher konfrontierte Hofer mit den Recherchen, wenig später stellte sich heraus, dass bei einer Schießerei mit Sicherheitsbehörden doch eine Frau getroffen wurde. Eine unbewaffnete jüdische Israelin, laut Medienberichten Mitglied einer radikalen Sekte, wurde von der Polizei gestoppt und verletzt.
Hofer reichte Beschwerde bei KommAustria ein
Hofer reichte deshalb über seinen Anwalt Michael Rami Beschwerde bei der KommAustria ein. Der ORF habe den "falschen Eindruck vermittelt, dass der geschilderte Vorfall gar nicht stattgefunden hätte", so Rami in der Gratiszeitung "Heute". Und Thurnher habe versucht, Hofer mit bestimmten Stilmitteln wie Sprechen im Singsang-Ton oder Augenrollen "lächerlich zu machen". Die Medienbehörde muss nun prüfen, ob der öffentlich-rechtliche Sender das ORF-Gesetz verletzt hat.
Wolf für Strache "rücktrittsreif"
Strache forderte unterdessen am Mittwoch den Rücktritt von "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf, der in der Recherche um die Vorfälle federführend war. Offensichtlich habe Wolf seine Kollegin Thurnher "gedrängt und absichtlich mit einer falschen Recherche hineingelassen, welche zum Ziel hatte, Hofer kurz vor der Präsidentschaftswahl im Rahmen der ORF-Diskussion mit Van der Bellen fälschlich als 'Lügner' hinzustellen", schrieb Strache auf Facebook. "So manipulativ politisch motiviert darf sich kein Journalist eines öffentlich-rechtlichen Senders (ORF) mit Objektivitätsgebot verhalten. Hier sind die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Hier darf man nicht zur ORF-Tagesordnung zurückkehren."
Publikumsrat ortet "journalistischen Supergau"
Zur Sprache kamen die Vorfälle am Mittwoch auch bei einer Sitzung des ORF-Publikumsrats. Der bürgerliche Publikumsrat Walter Marschitz forderte Aufklärung in Sachen Entscheidungskette und sprach von einem "journalistischen Supergau". Grundsätze wie Check, Re-Check und Double-Check seien nicht beachtet worden. "Das zwei Tage vor der Wahl in einer entscheidenden Wahldiskussion zu bringen, ist ein Fehler. So etwas kann ja nicht ein kleiner Redakteur entscheiden", meinte Marschitz in Richtung ORF-Chef Wrabetz.
Wrabetz verweist auf Richtigstellung
"Ich war in die Entscheidung nicht involviert. Das ist auch ganz sicher nicht die Aufgabe eines Generaldirektors und auch nicht die der Fernsehdirektorin", antwortete Wrabetz. Ingrid Thurnher habe sich auch "von niemandem etwas in die Sendung hineindrücken lassen. Allerdings war es das Rechercheergebnis einer anderen Redaktion, und das war unvollständig", sagte Wrabetz. Dies habe man auch in der "Zeit im Bild" des nächsten Tages "in einem umfassenden Beitrag richtig gestellt".
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