Soros über Merkel:
“Willkommenspolitik brachte Chaos nach Europa”
US-Investor George Soros hat Angela Merkel in einem Interview mit der britischen Zeitung "Daily Mail" vorgeworfen, Chaos nach Europa gebracht zu haben. Durch die Willkommenspolitik der deutschen Kanzlerin habe die Flüchtlingskrise erst jene dramatischen Ausmaße angenommen, die schließlich wegen der fehlenden Grenzkontrollen in vielen Ländern zu panikartigen Zuständen führten. Auch das Brexit-Votum der Briten sei auf Merkels undurchdachte Politik zurückzuführen.
Der 85-jährige Soros, der bekannt wurde, weil er 1992 auf die Abwertung des britischen Pfunds wettete und damit eine Milliarde Dollar verdiente, sagte zur "Daily Mail": "Merkels Entscheidung, die Grenzen zu öffnen, war eine inspirierende Geste, die aber nicht zu Ende gedacht wurde, weil man die Anziehungskraft der Willkommenspolitik ignorierte. Der plötzliche Einfall der Asylsuchenden riss die Menschen quer durch die EU aus ihrem Alltagsleben."
Chaos durch EU "unnötig in die Länge gezogen"
Den Behörden der EU-Länder warf der gebürtige Ungar Soros vor, im Zuge der rollenden Flüchtlingswelle wichtige Entscheidungen verzögert zu haben. Dadurch hatten die Menschen den Eindruck, es gebe eine "völlig unkontrollierte Zuwanderung". Das Chaos habe sich dadurch unnötig in die Länge gezogen, wie zum Beispiel jenes in der französischen Hafenstadt Calais, wo Tausende Flüchtlinge in einem slumartigen Flüchtlingscamp namens "Dschungel" ausharrten, um eine Chance zu ergattern, von dort nach Großbritannien weiterzureisen. Das Camp wurde letztendlich von der französischen Exekutive geräumt und zerstört.
Zum Brexit-Votum in Großbritannien sei es Soros zufolge auch deshalb gekommen, weil die Briten durch die Bilder von den Flüchtlingsmassen verunsichert waren. Brexit-Befürworter wie Nigel Farage hätten dadurch enormen Rückenwind bekommen, die Entscheidung für den Ausstieg aus der EU sei eine logische Konsequenz gewesen.
Soros sieht schwere Zeiten auf EU zukommen
Auch was die Wirtschaft betrifft, sieht Soros nach der Brexit-Abstimmung schwere Zeiten auf die Europäische Union zukommen. Die Auflösung der EU sei damit praktisch irreversibel, meinte der Milliardär. Die Finanzmärkte dürften so lange starken Schwankungen unterworfen sein, wie der lange und komplizierte politische und wirtschaftliche Austritt aus der EU verhandelt werde, so Soros. Die Folgen für die Realwirtschaft würden vermutlich mit denen der Finanzkrise 2007 bis 2008 vergleichbar sein. Er mahnte zugleich einen massiven Umbau der EU an.
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