Fassungslosigkeit herrscht nach dem blutigen Raubüberfall auf eine Billa-Filiale im Wiener Bezirk Penzing am Samstagabend. "Es ist tragisch, wenn Polizisten im Dienst lebensgefährlich verletzt werden", gab sich Innenminister Wolfgang Sobotka am Sonntag bestürzt. "Tief betroffen" und schockiert über die "Brutalität" zeigte sich auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Ein bei der Schießerei schwerst verletzter junger Polizist kämpft im Spital weiter um sein Leben, mittlerweile wurden auch Details rund um den Überfall bekannt.
"Durch den Einsatz der Polizei konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Supermarktes in Sicherheit gebracht werden und es wurde Schlimmeres verhindert. Es ist tragisch, wenn Polizisten im Dienst lebensgefährlich verletzt werden. Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Familien und den Angehörigen der Betroffenen", zeigte sich Innenminister Sobotka in einer Stellungnahme geschockt.
Häupl: "Müssen alles tun, um Polizei optimal auszustatten"
"Die Brutalität des Überfalls zeigt einmal mehr, dass wir alles tun müssen, um die Polizei personell und technisch optimal auszustatten", betonte Bürgermeister Häupl in einer Presseaussendung. Jetzt gehe es darum, sich um die beiden schwer verletzten Beamten zu kümmern: "Mein Mitgefühl und meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien."
AUF-Gewerkschaftsvorsitzender Herbert "fassungslos"
"Fassungslos" zeigte sich auch der Bundesvorsitzende der freiheitlichen AUF-Gewerkschaft und FPÖ-Bereichssprecher für den Öffentlichen Dienst, Werner Herbert. Die Schießerei habe "vor Augen geführt, dass die importierte Kriminalität nicht nur die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung in einem mittlerweile bedenklichen Ausmaß gefährdet, sondern auch, wie gefährlich und unvorhersehbar der Beruf der Polizistinnen und Polizisten ist". Aus diesem Grund gebühre den Exekutivbeamten "großer Dank und Anerkennung, dass sie jederzeit die eigene Sicherheit und das eigene Leben in der Vollziehung ihres Berufes einzubringen bereit sind", meinte Herbert in einer Aussendung.
Profi-Räuber höchstwahrscheinlich ein Serientäter
Wie berichtet, war es am Samstagabend im Zuge des Überfalls auf den Supermarkt zu einer Schießerei zwischen der Polizei und einem 49-jährigen Bosnier gekommen. Mittlerweile gibt es auch Details rund um den blutigen Vorfall. Laut Polizei dürfte es sich bei dem gebürtigen Bosnier um einen Profi gehandelt haben, der in der Vergangenheit bereits ähnliche Überfälle begangen hat. "Der Modus Operandi passt zu anderen, bisher nicht geklärten Raubüberfällen. Wir gehen davon aus, dass das eher kein Zufall sein kann", meinte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Offiziell scheinen gegen den 49-Jährigen zwar keine Vormerkungen auf. Die Polizei hält es aber für möglich, dass der Mann eine Namensänderung vornehmen hat lassen. "Das wird derzeit überprüft", so Eidenberger.
Der Täter ging überaus kaltblütig vor. Als die Polizei nach dem stillen Alarm am Tatort eintraf und sich zu erkennen gab, zwang der Räuber eine Mitarbeiterin des Supermarkts zum Hintereingang zu gehen und die Beamten abzuwimmeln. Den drei Beamten kam die Situation spanisch vor, sie signalisierten der Angestellten daher, aus dem Geschäft zu treten und zu ihnen zu kommen. Daraufhin zeigte sich der 49-Jährige und eröffnete sofort das Feuer auf die Polizisten.
Junger Polizist weiter in "äußerst kritischem Zustand"
Ein junger Beamter aus Kärnten erlitt dabei einen Kopfschuss. Sein Zustand wurde auch weiterhin als "äußerst kritisch" bezeichnet. "Seine Angehörigen sind inzwischen bei ihm im Spital", berichtete Eidenberger. Der Kärntner war erst im Mai in den Exekutivdienst übernommen worden.
Der zweite angeschossene Polizist, der von zwei Kugeln im Bauch- und Oberschenkelbereich getroffen wurde, sei demgegenüber "bereits ansprechbar", hieß es. Bei ihm handelt es sich um einen Polizeischüler, der die Funkstreifen-Besatzung zu der Billa-Filiale begleitet hatte. Eine dritte Kollegin kam zu Sturz und wurde dabei leicht verletzt.
Täter starb bei Schusswechsel mit WEGA
Zumindest einem der Beamten gelang es dennoch, von seiner Dienstwaffe Gebrauch zu machen - der Räuber wurde von einem Projektil getroffen, was ihn aber nicht daran hinderte, seine Flucht fortzusetzen. Er rannte in einen nahes Gebäude, brach dort in eine - glücklicherweise leer stehende - Wohnung ein und durchwühlte sie, ehe er durch ein Fenster in den Innenhof sprang.
Dabei verletzte sich der 49-Jährige allerdings am Bein und konnte nicht mehr weiter. Er verschanzte sich auf dem Dach hinter einer Mauer vor dem mittlerweile eingetroffenen Großaufgebot der WEGA. Erst mithilfe eines Polizeieinsatzhubschraubers samt Spezialkamera konnte er in seinem Versteck aufgespürt werden. Danach kam es erneut zum Schusswechsel zwischen dem Räuber und der Spezialeinheit, in dessen Folge der Täter mehrfach getroffen und tödlich verletzt wurde. Eine Obduktion der Leiche wurde angeordnet.
Video: Räuber schoss um sich - Polizisten schwer verletzt
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