May im Porträt

Eine Pfarrerstochter (59) als neue “Eiserne Lady”

Ausland
13.07.2016 06:16

Sie hatte gegen den Brexit gestimmt, nun muss Theresa May als Nachfolgerin des britischen Premiers David Cameron mit Brüssel über den Austritt ihres Landes aus der EU verhandeln. Heute wird die bisherige Innenministerin als Regierungschefin angelobt. Die 59-Jährige gilt als ähnlich unnachgiebig wie die bisher einzige Premierministerin Margaret Thatcher. In Medien wird sie schon die "zweite Eiserne Lady" genannt.

May hatte zwar wie Cameron für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union geworben, doch die 59-Jährige, die seit Jahren als EU-Skeptikerin galt, hielt sich sonst relativ bedeckt. Aus dieser Position heraus konnte sich die konservative Politikerin der zerstrittenen Tory-Partei als Figur des Ausgleichs empfehlen.

"Werde aus dem Austritt einen Erfolg machen"
Die Partei brauche eine "starke und bewährte Führungskraft, um uns durch diese Periode der wirtschaftlichen und politischen Ungewissheit zu führen", sagte sie. Zugleich bekräftigte sie mehrfach, dass an dem historischen Votum der Briten vom 23. Juni nicht gerüttelt werde: "Brexit bleibt Brexit." Am Montag sagte die als unnachgiebig geltende Politikerin, sie werde aus dem Austritt einen "Erfolg" machen.

Küsse von Ehemann Philip John für die neue Premierministerin Theresa May (Bild: APA/AFP/CHRIS RATCLIFFE)
Küsse von Ehemann Philip John für die neue Premierministerin Theresa May

Mit Spannung wird in London erwartet, ob May prominente Brexit-Wortführer in ihr Kabinett holt - etwa Justizminister Michael Gove, der auch Ambitionen auf den Premierposten gehabt hatte. Laut BBC könnte May bereits am Donnerstag oder Freitag ihre Regierungsmannschaft vorstellen.

Andrea Leadsom (re.) gab auf und machte den Weg für May frei. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Andrea Leadsom (re.) gab auf und machte den Weg für May frei.

May will sich mit Austrittsverhandlungen Zeit lassen
Bereits vor Kurzem hatte May signalisiert, sich mit offiziellen EU-Austrittsverhandlungen Zeit lassen zu wollen. Sie werde den Antrag auf Austritt aus der Europäischen Union nicht vor Jahresende stellen - zum Ärger der meisten EU-Staaten, die eine schnelle Lösung fordern. May tritt auch für Änderungen beim Thema Einwanderung ein - sie gilt in der Frage als Hardlinerin. Im Rahmen eines neuen Handelsabkommens mit Brüssel will May vor allem die Einwanderung von EU-Bürgern begrenzen. Das Votum der Briten sei auch eine deutliche Botschaft gegen die geltende Freizügigkeit gewesen.

Zu Oppositionszeiten saß die Pfarrerstochter bereits in diversen konservativen Schattenkabinetten. Als Cameron 2010 Premierminister wurde, berief er May dann an die Spitze des Innenministeriums. In diesen sechs Jahren profilierte sie sich vor allem in der Einwanderungspolitik als Verfechterin einer harten Linie. Dabei nahm sie auch eine unnachgiebige Haltung gegenüber islamischen Predigern ein.

David Cameron auf dem Weg ins britische Parlament (Bild: APA/AFP/BEN STANSALL)
David Cameron auf dem Weg ins britische Parlament

Leidenschaftliche Kochbuch- und Schuhsammlerin
Ihr nüchterner Stil in Politik- wie auch in Kleidungsfragen brachte ihr Vergleiche mit der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher ein, der bisher einzigen britischen Premierministerin. Extravagant ist dagegen Mays Schuhgeschmack: Seit sie auf dem Tory-Parteitag 2002 Stöckelschuhe mit Leopardenmuster trug, achten britische Journalisten stets auf ihre Schuhe.

Die bisher einzige "Eiserne Lady", Margaret Thatcher, am Rande einer Sitzung der Union im Jahr 1986 (Bild: APA/AFP/STEVE WILKINSON)
Die bisher einzige "Eiserne Lady", Margaret Thatcher, am Rande einer Sitzung der Union im Jahr 1986

Neben Schuhen sammelt die Ministerin, die seit 1980 mit dem Banker Philip May verheiratet ist, auch Kochbücher. Mittlerweile besitze sie mehr als 100 davon, verriet May kürzlich in einem Fernsehinterview. Die Politikerin macht kein Geheimnis daraus, dass sie mit ihrem Mann keine Kinder haben konnte.

Hat Thema Mutterschaft Duell entschieden?
Das Thema Mutterschaft scheint ihrer Konkurrentin Andrea Leadsom zum Verhängnis geworden zu sein: Die Energie-Staatssekretärin fing sich harsche Kritik ein, nachdem die "Times" über deren Andeutungen berichtet hatte, sie halte sich als Mutter geeigneter für die zu vergebenden Spitzenämter als May. Schließlich gab Leadsom am Montag ihren Rückzug aus dem Rennen um das Amt des Regierungschefs bekannt. Der Führungswechsel an der Spitze der Konservativen Partei und der Regierung vollzog sich damit deutlich schneller als geplant.

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