Öztürk dementiert
Verwirrung um Putsch-Geständnis von General
Hat der verhaftete türkische Ex-Luftwaffenchef Akin Öztürk seine Beteiligung am Umsturzversuch in der Nacht auf Samstag gestanden oder nicht? Am Montagabend herrschte Verwirrung um sein mögliches Geständnis. Zunächst vermeldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu, der General hätte gegenüber der Staatsanwaltschaft zugegeben, den Putsch geplant zu haben. Zwei Privatsender widersprachen allerdings dieser Meldung. Wenig später korrigierte Anadolu die Ursprungsmeldung.
"Ich bin niemand, der einen militärischen Putsch plant und leitet. Ich weiß nicht, wer ihn geplant und wer ihn geleitet hat", soll Öztürk nach der jüngsten Agenturmeldung ausgesagt haben. Der General sagte demnach weiter: "Meinen Erfahrungen nach denke ich, dass die parallele Struktur (des Predigers Fethullah Gülen, Anm.) diesen militärischen Putschversuch durchgeführt hat. Aber ich kann nicht ermessen, wer innerhalb der türkischen Streitkräfte diese Sache organisiert und realisiert hat. Was das betrifft, habe ich kein Wissen. Ich habe gegen diese Struktur sehr gekämpft."
Die beiden TV-Sender Habertürk und NTV hatten zuvor schon ähnliche Zitate verbreitet. Aus Regierungskreisen in Ankara wird Öztürk als "der formale Anführer der Junta" bezeichnet. Der General gehörte bis zum Putschversuch dem Obersten Militärrat an.
Rädelsführer vor laufenden Kameras vorgeführt
Der Putschversuch von Teilen des Militärs in der Türkei ist gescheitert, die Jagd der Regierung nach den Hintermännern ist in vollem Gange. Rund 3000 Soldaten wurden bisher festgenommen, darunter mehr als 100 Generäle und Admiräle. Vor Kurzem ist im Internet ist ein Video aufgetaucht, wo neben Öztürk weitere hohe Militärsoldaten, die den Putsch organisiert haben sollen, von Erdogan-Anhängern vorgeführt und verhöhnt werden. Was mit ihnen geschieht, ist völlig unklar.
Im Video stehen die Rebellen in einer Reihe, ihre Gesichter zeigen Blessuren und sind blutverschmiert. Ihre Miene ist ernst und sie wirken äußerst verängstigt und müde. "Seid ihr nun glücklich?", fragt eine Stimme im Video spöttisch. "Sagt euren vollen Namen und euren militärischen Rang." Die Männer folgen dem Befehl, treten ab, bis die nächsten kommen (siehe Video unten).
8000 Polizisten suspendiert
Die Verhaftungswelle nach dem gescheiterten Putschversuch nimmt auch am Montag kein Ende. 103 Generäle wurden festgenommen, so die staatliche Agentur Anadolu. 30 Gouverneure wurden zudem ihres Amtes enthoben. Zusätzlich zu den bisher bereits 6000 Festgenommenen wurden rund 8000 Polizisten von ihrem Dienst suspendiert. Ihnen wird vorgeworfen, den Putsch mitorganisiert zu haben. "Die Säuberung aller staatlichen Institutionen von diesem Geschwür wird weitergehen", sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan. Zudem laufen in Ankara Beratungen über die Einführung der Todesstrafe. Als Hintermann des Putschversuches sieht Erdogan bekanntlich den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen.
Im Internet tauchen zudem immer wieder neue Bilder von Rebellen auf, die in Turnsäälen oder Kasernen von Erdogan-Anhängern brutal gefoltert werden. Die EU hat Erdogan unterdessen zur "Mäßigung" aufgerufen.
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