Rief "Allahu Akbar!"

Bayern: Flüchtling (17) richtet Blutbad in Zug an

Ausland
19.07.2016 06:12

Schock in Bayern: In der Nähe der deutschen Stadt Würzburg hat Montagabend ein afghanischer Asylwerber in einem Regionalzug Reisende mit einer Axt und einem Messer angegriffen und laut Polizei dabei mindestens fünf Menschen verletzt, vier davon schwer. Der Täter wurde bei seinem Fluchtversuch von Polizeibeamten erschossen. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gebe es eine Aussage, wonach der Angreifer im Zug "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen habe. Die Tat hatte offenbar einen islamistischen Hintergrund, zumal beim Attentäter laut Herrmann eine handgemalte IS-Flagge gefunden wurde. Mittlerweile hat sich auch der IS zum Attentat bekannt.

Der Regionalzug war zum Tatzeitpunkt - der Notruf wurde um 21.15 Uhr getätigt - mit rund 20 Fahrgästen besetzt. Die Polizei gehe davon aus, dass der 17-jährige Afghane als Einzeltäter gehandelt habe. Der Angreifer starb nach Polizeiangaben "durch mehrere Schüsse" eines Sondereinsatzkommandos. Der Attentäter habe vor Abgabe der Schüsse versucht, die Beamten mit einem Messer oder Beil anzugreifen.

Einsatzkommando zufällig in der Nähe
Das Kommando war nach Angaben Herrmanns zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe, es habe den flüchtigen Jugendlichen ausfindig machen können und gestellt. Der Angreifer war geflohen, nachdem der Zug im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld zum Stehen gekommen war.

(Bild: AFP)
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(Bild: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

"Asylwerber ging brutal auf andere Fahrgäste los"
Innenminister Herrmann sprach im ARD-"Nachtmagazin" von einer "wirklich schrecklichen Tat, wie wir sie so in Bayern noch nicht erlebt haben". Herrmann weiter: "Der 17-jährige Asylbewerber aus Afghanistan ist brutal auf andere Fahrgäste in der Bahn losgegangen." Überall auf dem Boden und auf den Sitzen sei Blut zu sehen gewesen. Ein Augenzeuge berichtete gegenüber der "Bild": "Es sah aus wie in einem Schlachthof."

Täter als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen
Nach Informationen von Herrmann war der 17-Jährige als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Von März an habe er zunächst in einem Kolpingheim in Ochsenfurth gelebt, in den vergangenen zwei Wochen sei er in einer Pflegefamilie untergebracht gewesen. Die Ermittlungen richteten sich nun auf das Umfeld des Angreifers und auf die Frage, ob er in jüngster Zeit in irgendeiner Weise auffällig geworden sei, sagte Herrmann. Die Polizei sei intensiv dabei, zu ermitteln, wer den jungen Flüchtling erlebt hat und Aussagen über ihn machen kann.

Fahrgäste erlitten Schock
Mehrere Insassen des Zugs hätten wegen der Tat einen Schock davongetragen und würden Einsatzkräften betreut. Die vier Verletzten stammen aus Hongkong. Es handle sich um eine Familie und einen Freund, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" am Dienstag unter Hinweis auf die Behörden in der asiatischen Wirtschaftsmetropole. Der Vater und der Freund hätten versucht, die anderen Mitglieder in der Gruppe vor dem Angreifer zu schützen. Die Verletzten seien mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht worden. "Über lebensbedrohliche Verletzungen liegt mir nichts vor", sagte ein Polizeisprecher in der Nacht.

Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste befanden sich nach Angaben des Polizeipräsidiums Unterfranken in der Nacht in einem Großeinsatz, zudem wurde auch Hubschrauberunterstützung angefordert. Die Deutsche Bahn sperrte die betroffene Linie zwischen Würzburg und Ansbach und richtete einen Schienenersatzverkehr ein.

Nachahmer von Nizza-Attentäter nicht ausgeschlossen
Herrmann stellte auch einen möglichen Zusammenhang mit dem Anschlag von Nizza her. Dass es immer Nachahmer von solchen Taten geben könne, sei bekannt. Die Hintergründe des Angriffs in Bayern müssten nun aber sorgfältig ermittelt werden.

Gewerkschaft: "Fordern verstärkten Einsatz von Sicherheitspersonal"
Die Eisenbahngewerkschaft EVG forderte in Reaktion auf den Angriff einen besseren Schutz für Bahnmitarbeiter und Reisende. "Wir fordern schon seit langem den verstärkten Einsatz von gut ausgebildetem Sicherheitspersonal", erklärte EVG-Chef Uwe Reitz. Der Vorfall mache deutlich, "dass Gewalt, die unvermutet gegen Unbeteiligte ausgeübt wird, immer mehr zu einem Problem wird". Nötig sei nun eine Debatte mit dem Ziel, "die Sicherheit der Beschäftigten wie auch der Reisenden tatsächlich zu erhöhen".

Ähnliche Tat im Mai in bayrischer S-Bahn 
Der Fall erinnert an eine Messerattacke vor gut zwei Monaten in einer S-Bahn in Grafing nahe München, als ein Mann einen 56 Jahre alten Fahrgast getötet hatte.  Drei weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Der 27-jährige mutmaßliche Täter hatte nach seiner Festnahme wirre Angaben gemacht und war deswegen vorläufig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Nach einer ersten Einschätzung war der Mann aus dem hessischen Grünberg bei Gießen schuldunfähig oder zumindest vermindert schuldfähig.

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