Sie fliegt, aber:

Grüner Kampf gegen Hercules-Abschiebung

Österreich
19.07.2016 16:55

Riesentheater um den ersten Rückführungsflug von 14 illegal eingereisten Asylwerbern, der Mittwoch mit einer Hercules-Transportmaschine nach Bulgarien geplant ist. Kritiker behaupten, der Flug wäre zu teuer und entspreche nicht der "Menschenwürde". Fakt ist: Die Abschiebung ist kostengünstig und jedermann zumutbar.

"Dieser Abschiebungsflug ist eine Selbstinszenierung des Ministers", poltert etwa der Grün-Abgeordnete Peter Pilz. Er argumentiert, ebenso wie andere Kritiker laut Ministerium mit falschen Zahlen: Denn die Kosten einer "Hercules"-Flugstunde liegen nicht bei 11.822, sondern bei rund 3300 Euro. Das sind die Spritkosten für 2700 Liter Kerosin in einer Stunde.

Bei den knapp 12.000 Euro handelt es sich nämlich um die "Vollkosten", bei denen alles, von der Ausbildung der Piloten über die Wartung, dem Flughafen-Tower etc. eingerechnet ist. Also ein fiktiver Kostenersatz, der bei der Anmietung einer C-130 zu bezahlen wäre. Für die sechsköpfige Crew - zwei Piloten, Bordtechniker und Lademeister - beträgt der "Assistenz-Zusatz-Sold" insgesamt pro Tag knappe 750 Euro.

Der Innenraum der Hercules C-130 (Bild: Christoph Matzl)
Der Innenraum der Hercules C-130

Auch andere Behauptungen aus der Luft gegriffen
Aber auch Behauptungen über eine Kostenlawine für teure Umbauten oder Adaptierungen des Laderaums sind aus der Luft gegriffen. Denn für den Rückführungsflug bleibt der Innenraum - wie auf unserem Foto - in der militärischen Truppenkonfiguration.

Und den Vorwurf, dass ein Flug mit der "Hercules" absolut unzumutbar sei, weist Minister Doskozil mit einer simplen Tatsache zurück: "Unsere Soldaten werden regelmäßig mit der Hercules transportiert. Das ist daher auch für all jene, die zurückzuführen sind, zumutbar!"

Im konkreten Fall handelt es sich um 14 über Bulgarien illegal nach Österreich gereiste Afghanen, Iraker und Pakistani, die nun laut Dublin-Abkommen ihre Asylanträge im "EU-Erstland" stellen müssen.

Interview mit Brigadier Stangl: "An Bord ist alles sicher"

Bundesheer-Brigadier Werner Stangl (Bild: www.bundesheer.at)
Bundesheer-Brigadier Werner Stangl


Der Steirer Brigadier Werner Stangl ist Leiter der Militärluftfahrt im Ministerium. Er koordiniert alle Luftbewegung im Land und gilt als Top-Experte in allen Fragen rund um die Heeresfliegerei - vom Eurofighter bis zur Hercules.

"Krone": Herr Brigadier, Kritiker sagen, dass der Lärm an Bord dem einer Kettensäge, oder dem Wirbel von Disco-Lautsprechern entspricht?
Werner Stangl: Ja, es ist laut an Bord, doch jeder Passagier vom Bundespräsidenten bis zum Rekruten oder wie sie als Journalist, erhält den nötigen Gehörschutz.

"Krone": Muss die Hercules für den Abschiebeflug umgebaut werden?
Stangl: Nein, es werden lediglich die Sitzreihen ein wenig anders konfiguriert, um sicherheitstechnisch mehr Platz zu haben. Das schaffen unsere Techniker in einer halben Stunde.

"Krone": Wer ist für die Sicherheit im Flugzeug zuständig?
Stangl: Im konkreten Fall sitzt rechts und links von jedem Asylwerber ein Polizist. Zudem gibt es ein etwa sechsköpfiges Back-Up-Team (Elite-Polizisten des BMI), das bei Zwischenfällen einschreiten würde.

"Krone": Wer ist noch an Bord?
Stangl: Ärzte, Sanitäter, Dolmetscher und Menschenrechtsbeobachter. Insgesamt rund 50 Passagiere.

"Krone": Stellt die Reichweite der C-130 ein Problem dar?
Stangl: Keinesfalls. Wir erreichen den Nahen Osten, Nord-Afrika und ein Tankstopp ist auch kein Problem. Wir waren übrigens mehr als 50 Mal im Tschad.

Daten & Fakten zur Hercules C-130

Die C-130 Hercules (Bild: BH)
Die C-130 Hercules

Diese Transportmaschine verfügt über vier "Rolls-Royce"-Turbo-Propeller-Triebwerke, Leistung: 4 x 4.508 PS
Länge: 30 m, Höhe: 11,66 m
Spannweite: 40 m
Reisetempo: 540 km/h
Höchsttempo: 603 km/h
Reichweite: bei 10 Tonnen Last rund 6000 km
Preis: 2002 wurden drei überholte Maschinen für 33 Millionen Euro von den Briten gekauft.
Heeresaufgaben: Transport von Personal, Versorgungsflüge bei Auslandseinsätzen (Tschad, Kosovo, Bosnien, Libanon etc.); zusätzlich Charity-Einsätze z.B. für SOS-Kinderdorf mit Dr. Margot Klestil-Löffler an Bord. Heimholung von Österreichern und Europäern aus Krisengebieten im Arabischen Frühling 2011 aus Libyen, Ägypten, etc.

Video: Abschiebungen mit Hercules "wesentlich billiger"

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