Priester getötet
Geheimdienste hatten IS-Schlächter im Visier
Die blutige Geiselnahme in einer französischen Kirche hätte möglicherweise verhindert werden können: Zumindest einer der IS-Attentäter war nämlich schon im Visier der Geheimdienste, weil er Kontakt zu Terroristen gehabt hatte. Kurzfristig saß er sogar in Haft, wurde aber mit Fußfessel wieder entlassen. Bei dem Anschlag am Dienstag war ein 84-jähriger Priester auf grausame Weise getötet worden. Eine weitere 86-jährige Geisel wurde schwer verletzt, der Mann schwebt aber laut Staatsanwaltschaft nicht mehr in Lebensgefahr.
Die für die Terrorismus-Bekämpfung zuständige Staatsanwaltschaft in Paris hat die Ermittlungen aufgenommen, um das Motiv der Geiselnehmer zu klären. Laut ersten Erkenntnissen war zumindest einer der beiden IS-Attentäter der Polizei bekannt gewesen. Er wollte 2015 nach Syrien reisen, danach sei er wegen Verbindungen zu einer terroristischen Vereinigung vorläufig festgenommen worden. Später sei er mit einer Fußfessel entlassen worden. Kurz nach dem Anschlag am Dienstag bezeichnete der IS die beiden Attentäter als "Soldaten" der Terrormiliz.
Am Dienstagnachmittag wurde im Zusammenhang mit dem Anschlag ein Verdächtiger festgenommen. Ermittler machten vorerst keine Angaben zur Identität des Mannes sowie zum Grund der Festnahme.
Insgesamt fünf Geiseln in der Gewalt der Attentäter
Die beiden bewaffneten Angreifer hatten in der Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray nahe der nordfranzösischen Stadt Rouen in der Normandie fünf Geiseln in ihre Gewalt gebracht: den Pfarrer, zwei Ordensschwestern und zwei Gläubige. Eine Schwester konnte offenbar fliehen und löste Alarm aus.
Zahlreiche Fahrzeuge von Polizei und Rettungskräften rasten nach der Geiselnahme zum Tatort, das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Bei der Geiselnahme sollen auch Schüsse gefallen sein, berichteten französische Medien. Die Polizei umstellte das Gebäude.
Ein erstes Video zeigt den Einsatz am Horror-Tatort:
Polizei stürmte Kirche
Ein Sprecher des französischen Innenministeriums sagte, die Geiselnehmer seien gegen 11 Uhr erschossen worden, als sie aus der Kirche gestürmt seien. Angaben zur Bewaffnung der Täter machte der Sprecher nicht. Demnach waren Sprengstoffspezialisten im Einsatz, um etwaige Bombenfallen zu entschärfen. Drei Geiseln seien unversehrt geblieben.
Gezielter Terroranschlag
Bei der toten Geisel handelt es sich laut lokalen Medien um den 84-jährigen Priester (Bild unten) der örtlichen Gemeinde. Aufgrund der Brutalität des Mordes - dem Mann wurde die Kehle durchgeschnitten - gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um einen gezielten Terroranschlag handelte. Eine zweite Geisel wurde laut Innenministerium sehr schwer verletzt.
Vatikan: "Barbarische Tötung"
Der Vatikan verurteilte die "barbarische Tötung" des Priesters scharf. Die Attacke sei noch verabscheuungswürdiger, weil sie an einem heiligen Ort verübt worden sei. Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, rief in seiner Diözese zum Gebet auf. "Die katholische Kirche kann keine anderen Waffen ergreifen als das Gebet und die Brüderlichkeit unter den Menschen", sagte Lebrun der katholischen Zeitung "Famille Chretienne".
Auch Frankreichs Premierminister Manuel Valls fand klare Worte: "Horror angesichts der barbarischen Attacke auf eine Kirche. Ganz Frankreich und alle Katholiken sind verletzt worden. Wir stehen zusammen", schrieb er auf Twitter.
Nach dem Terroranschlag in Nizza, bei dem am 14. Juli 84 Menschen ums Leben kamen, war in Frankreich der Ausnahmezustand verlängert worden. Für die Exekutive gilt allerhöchste Alarmbereitschaft. In der Vergangenheit wurde immer wieder befürchtet, dass auch Kirchen zu Zielen von Islamisten werden könnten. Im April des Vorjahres wurde in Paris ein algerischer Student festgenommen, der einen Anschlag auf eine Kirche geplant und eine junge Frau erschossen haben soll.
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