Ansbach-Anschlag
Bekam Attentäter Anweisungen per Internet-Chat?
Der Selbstmordattentäter von Ansbach hat möglicherweise unmittelbar vor seinem Selbstmordanschlag Anweisungen von einem Hintermann bekommen. Bei den Ermittlungen wurden laut Angaben der Behörden vom Mittwoch Hinweise entdeckt, dass der 27-jährige Syrer kurz zuvor von einer unbekannten Person über einen Internet-Chat beeinflusst worden sei. Zudem wurde bekannt, dass der spätere Attentäter während seines Aufenthalts in Bulgarien zweimal von Fernsehreportern interviewt worden war.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wiederholte am Mittwoch Auszüge aus dem im Jahr 2013 geführten Interview, in denen der junge Syrer unter anderem berichtet, dass er in Aleppo Mathematiklehrer gewesen sei. Er habe seine Familie verloren und daraufhin beschlossen, zu fliehen. Eine TV-Reporterin, die damals mit dem jungen Mann sprach, beschrieb ihn als "eher ruhig, zurückhaltend, sogar schüchtern". Er habe ihr versichert, dass er Gewalt ablehne und Menschen nicht "nach ihrem Glauben und ihrer Religion" einteile.
Attentäter hatte vor Tat "intensiven Kontakt" mit Unbekanntem
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann teilte am Mittwoch mit, dass der Ansbach-Attentäter "intensiven Kontakt" mit jemandem gehabt habe, "der maßgeblich auf dieses Attentatsgeschehen Einfluss genommen hat". Ob der Gesprächspartner vom IS kam und wo er sich aufhielt, konnte Herrmann nicht sagen. Der Minister bestätigte aber, dass bei dem abgelehnten Asylwerber eine Rolle von 50-Euro-Scheinen gefunden worden sei.
Offen bleibt weiter, ob tatsächlich die Terrormiliz Islamischer Staat hinter der Bluttat steckt. Die Gruppe hat den Anschlag, bei dem am Sonntag 15 Menschen verletzt wurden, für sich reklamiert.
Syrer hatte lange Dschihadisten-Vergangenheit
Nach Darstellung der IS-nahen Zeitschrift "Al-Naaba" hatte der 27-Jährige eine lange Dschihad-Vergangenheit. Der Mann aus dem nordsyrischen Aleppo habe sich "sehr früh" dschihadistischen Bewegungen angenähert.
Zunächst habe er sich mehrere Monate lang dem IS im Irak angeschlossen. Später sei der Syrer in seine Heimat zurückgekehrt, wo er untergetaucht sei, um nicht von den Geheimdiensten von Staatschef Bashar al-Assad aufgespürt zu werden. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 bildete der Mann laut "Al-Nabaa" mit Freunden eine bewaffnete Gruppe, die Regierungstruppen mit Sprengsätzen angegriffen habe. Schließlich habe sich der Syrer der Al-Nusra-Front angeschlossen.
Anschlagsvorbereitungen nach Baghdadi-Aufruf
In Aleppo wurde der Syrer dem Bericht zufolge verletzt, weshalb er das Land verließ, um sich in Europa behandeln zu lassen. Aber auch aus dem Ausland habe der Mann die Aktivitäten der späteren IS-Miliz aufmerksam verfolgt. Einem entsprechenden Aufruf von IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi folgend habe er begonnen, akribisch einen großen Anschlag in Deutschland vorzubereiten.
Der 27-Jährige Flüchtling war am Sonntagabend in der mittelfränkischen Stadt Ansbach vor einem Lokal bei der Explosion einer Bombe getötet worden, die er bei sich trug. 15 Menschen wurden verletzt. Zuvor war ihm der Zutritt zu einem Konzert verweigert worden, weil er keine Eintrittskarte hatte. In einem Video bekannte sich der Mann zur Dschihadistenmiliz.
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