Um 40 Prozent
Chaos in der Türkei: Urlaubs-Buchungen brechen ein
Leere Strände und Hotels sowie verzweifelte Händler: Wegen der angespannten Sicherheitslage in der Türkei machen immer mehr Urlauber einen weiten Bogen um das Land. So ist die Zahl der Touristen im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 40 Prozent zurückgegangen und auf den niedrigsten Stand seit 22 Jahren - seit 1994 gibt es entsprechende Aufzeichnungen - gefallen. Der gescheiterte Militärputsch vor zwei Wochen dürfte aber noch weitaus mehr Urlauber abschrecken.
Die am Donnerstag vom Tourismusministerium in Ankara veröffentlichten Zahlen verdeutlichen den Schaden, den die für die türkische Wirtschaft wichtige Branche erleidet. Rund 2,4 Millionen Gäste aus dem Ausland reisten den Angaben zufolge im Juni in die Türkei, ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei ist der Juni eigentlich der Beginn der lukrativen Sommersaison in den türkischen Urlaubsorten. Schon im Mai hatte das Minus knapp 35 Prozent betragen.
Anschläge erschüttern das Land
Heuer wird das Land von einer Welle von Anschlägen erschüttert, die der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat sowie kurdischen Rebellen zugerechnet werden. Erst Ende Juni starben beispielsweise bei einer Attacke auf den Istanbuler Flughafen 47 Menschen. Zudem tragen auch die politischen Spannungen der Türkei mit Russland dazu bei, dass die Touristen ausbleiben.
93 Prozent weniger Reisende aus Russland
Denn die Besucherzahlen aus Russland brachen im Juni sogar um 93 Prozent ein. Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch das türkische Militär im vergangenen November hatte eine tiefe Krise in den Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgelöst. Die jüngste Annäherung zwischen Ankara und Moskau könnte die Saison in der Türkei aber zumindest teilweise retten: Am 9. Juli landete erstmals seit der Krise wieder ein russischer Urlaubsflieger in Antalya.
Allerdings steht noch aus, wie sich der gescheiterte Putschversuch Mitte Juli auf die Tourismusbranche auswirkt. Die Bilder von Panzern auf den Straßen von Ankara und Istanbul gingen um die Welt. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan geht seitdem hart gegen Kritiker vor und verhängte einen dreimonatigen Ausnahmezustand.
Britischer Reiseanbieter schraubt Gewinnerwartung zurück
Die Unsicherheit in der Türkei wirkt sich auch auf das Geschäftsergebnis des britischen Reiseanbieters Thomas Cook aus. Das Unternehmen schraubte am Donnerstag seine Gewinnerwartung für dieses Jahr auf 300 Millionen Pfund (rund 356 Millionen Euro) herunter. Im Mai hatte Thomas Cook noch mit einem Profit zwischen 310 und 355 Millionen Pfund gerechnet. Im vergangenen Quartal sei ein Verlust von 25 Millionen Pfund eingefahren worden, hieß es in einer Erklärung. Die Buchungszahlen für den Sommer 2016 seien im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gefallen.
Zypern als Nutznießer der Gewalt in der Türkei
Die schwierige Sicherheitslage in der Türkei schiebt dagegen den Tourismus in Zypern kräftig an. Im vergangenen Monat kamen dort gut 413.000 Urlauber und damit so viele an wie noch nie in einem Juni, teilte die staatliche Tourismusorganisation vergangene Woche mit. Es sei der zweithöchste Monatswert überhaupt gewesen, übertroffen nur von gut 414.500 Besuchern im Juli 2015. Angesichts der aktuellen Entwicklung in der Türkei könnte der Juli aus touristischer Sicht für Zypern ein noch besserer Monat werden.
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