Neues zu Flug MH370
Litten 239 Passagiere stundenlang Todesangst?
Das bis heute unaufgeklärte Verschwinden von Flug MH370 am 8. März 2014 ist eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Die Boeing der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord war laut Satellitenauswertungen noch sieben Stunden geflogen, nachdem sie vom Radar verschwunden war. Nun verdichten sich Hinweise, dass sie möglicherweise bis zuletzt von einem Piloten gesteuert wurde. Die Ermittler mauern aber.
Die malaysischen Behörden haben seit der Katastrophe vor mehr als zwei Jahren keine plausible Erklärung für die Geschehnisse an Bord ans Licht gebracht. Spätestens seit dem Fund einer Flügelklappe vor Afrika vor einem Jahr ist für den erfahrenen kanadischen Flugunfallermittler Larry Vance die Sache aber klar: Die abgerissene Kante könne nur entstanden sein, als die Maschine mit ausgefahrener Klappe aufsetzte und durch das Wasser pflügte. "Jeder musste nach dem Fund zu dem Schluss kommen, dass hier ein Mensch am Werk war - eine andere Erklärung gibt es nicht", sagt Vance in einer Dokumentation des "60 Minutes"-Programms des australischen Fernsehsenders Channel 9.
Flügelklappen offenbar ausgefahren
Nur ein Pilot kann die Bewegung der Flügelklappen steuern. Sie befinden sich an der Rückseite der Tragflügel und werden vor einer Landung ausgefahren, um die Geschwindigkeit der Maschine zu drosseln. Peter Foley, MH370-Chefermittler der australischen Transportsicherheitsbehörde ATSB, bestätigte in der Sendung, es sehe ganz so aus, als sei die Flügelklappe ausgefahren gewesen.
Noch einen Faktor führt Ermittler Vance an: Wenn das Flugzeug abstürzte, als der Treibstoff ausging, wäre die Maschine beim Aufprall in Millionen Stücke zerschellt. Ein so großes Teil wie die Flügelklappe intakt zu finden, sei unwahrscheinlich. Leichte Teile wie Schwimmwesten oder Sitzpölster hätten auch irgendwo angespült werden müssen. "Ich glaube, dass alles mit dem Rumpf gesunken ist, dass die Maschine in wenigen großen Teilen am Meeresboden liegt", so Vance.
Passagiere sieben Stunden Gefangene des Piloten?
Ist es tatsächlich möglich, dass Passagiere und Crew sieben Stunden lang Gefangene eines lebensmüden Piloten waren? Dass sie womöglich bis zur letzten Sekunde versuchten, die Katastrophe abzuwenden? Welche Szenen hätten sich an Bord abgespielt, Stunden nachdem Malaysia Airlines das Flugzeug vermisst gemeldet hatte?
Die Malaysier haben Flugkapitän Zaharie Ahmad Shah schnell von jedem Verdacht freigesprochen. Der 53-Jährige habe kein Motiv gehabt, hieß es am ersten Jahrestag der Katastrophe. "Es sind keine Episoden von Apathie, Angst oder Reizbarkeit bekannt. Es gab weder Anzeichen von Verhaltensänderungen noch von sozialer Isolation, neuen Interessen oder Selbstvernachlässigung, keinen Drogen- oder Alkoholmissbrauch."
Pilot simulierte Route zum Indischen Ozean
Was die Malaysier unter Verschluss halten: Der Pilot hatte einige Wochen vor der Tragödie in seinem heimischen Flugsimulator offenbar eine Route programmiert, die genau wie der Flug MH370 am 8. März 2014 in Kuala Lumpur Richtung Norden startete, nach Süden umschwenkte und im südlichen Indischen Ozean endete. Er löschte die Koordinaten, doch habe das amerikanische FBI die Informationen auf der Festplatte gefunden, berichtete unlängst das "New York Magazine".
Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar will auf Reporternachfragen nicht sagen, was die Untersuchung des Simulators ans Licht gebracht hat. Der Pilot sei nicht im Visier der Ermittler. "Die Ermittlungen dauern an und können nur abgeschlossen werden, wenn die Blackboxen gefunden sind", sagt er. Sie müssten technische Flugdaten und etwaige Gespräche im Cockpit aufgezeichnet haben. Die Suche nach dem Wrack hat bisher nichts gebracht und ist fast abgeschlossen. Sie soll ohne klare Hinweise auf einen anderen Absturzort nicht fortgesetzt werden.
Ermittler wehren sich gegen Spekulationen
Auch australische Ermittler wehren sich gegen Medienspekulationen zu der FBI-Akte. "Die Information aus dem Flugsimulator zeigt nur die Möglichkeit der Planung (einer solchen Route, Anm.) auf", teilte die Koordinationsstelle für die Suche mit. "Sie deckt nicht auf, was in der Nacht des Verschwindens passiert ist." Chefermittler Foley wurde in dem "60 Minutes"-Programm deutlicher: "Es ist möglich, dass jemand am Ende die Kontrolle über das Flugzeug hatte, und wir suchen aktiv nach Beweismaterial, um diese Theorie zu unterstützen."
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