Nutzer der für schnellen Sex bekannten Dating-App Tinder sind mit ihrem Äußeren tendenziell unzufriedener als Menschen, die nicht in der App aktiv sind. Vereinzelt kann das zum Gesundheitsrisiko werden - etwa, wenn Tinder-Nutzer krampfhaft fasten, um dem Schönheitsideal in der App gerecht zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der American Psychological Association.
"Die Studie ist eine der ersten, die nach Zusammenhängen zwischen Tinder-Nutzung und der psychosozialen Funktion von Männern und Frauen sucht", erklärt Jessica Strübel, eine der Autoren der Studie, im Gespräch mit der britischen Zeitung "Daily Mail". Für die Untersuchung wurden rund 1300 Studenten - 1044 Frauen und 273 Männer - mittels Fragebogen zu ihrer Tinder-Nutzung und ihrem psychischen Wohlergehen befragt.
Tinder-Nutzer haben geringeres Selbstwertgefühl
Das Ergebnis: Jeder zehnte Student nutzt Tinder, wobei die Tinder-Nutzer unzufriedener mit ihrem Äußeren sind als Probanden, die nicht in der Dating-App aktiv sind. Bei den Männern beobachteten die Studientautoren nebst Unzufriedenheit mit dem Körper auch ein tendenziell niedrigeres Selbstbewusstsein als bei jenen, die Tinder nicht nutzen. Unklar sei freilich, ob diese psychologischen Auffälligkeiten durch Tinder-Nutzung entstehen oder ob die App schlicht und ergreifend Menschen mit geringem Selbstwertgefühl anzieht.
So oder so: Die psychischen Probleme, unter denen Tinder-Nutzer oft leiden, können im schlimmsten Fall zum ernsten Gesundheitsrisiko werden - etwa, wenn sie versuchen, ihre Wunschmaße durch krampfhaftes Fasten zu erreichen. Bei Tinder sieht man das naturgemäß anders, spricht von "methodologischen Fehlern" in der Studie. Da nur jeder zehnte befragte Student Tinder-Nutzer sei, sei die untersuchte Stichprobe zu klein, um repräsentative Erkenntnisse liefern zu können.
Tinder-Nutzer wählen Partner oberflächlich aus
Die Autoren der Studie sind sich trotzdem sicher, dass Tinder einen schlechten Einfluss auf das psychische Wohlergehen der Nutzer haben kann. Das liege schon allein an der Funktionsweise der App. Sie zeigt dem Nutzer potenzielle Flirt-Partner in der näheren Umgebung. Bei Gefallen wischt man sie in die eine, bei Nichtgefallen in die andere Richtung. Äußern beide Parteien Interesse, stellt die App Kontakt her - ansonsten nicht. Dieses auf Äußerlichkeiten fokussierte Auswahlverfahren könne dazu führen, dass sich Nutzer entpersönlicht und austauschbar fühlen.
Tinder lässt freilich auch diese Schlussfolgerung nur bedingt gelten. "Jeder seriöse Sozialwissenschaftler würde die Richtigkeit der Resultate stark anzweifeln", heißt es von der Tinder-Soziologin Jess Carbino. Die Zahl der untersuchten Personen sei einfach zu gering, um seriöse Rückschlüsse auf alle Tinder-Nutzer zu ziehen. Ein Einwand, den man auch bei der American Psychological Association versteht: Es brauche tatsächlich weiterführende Untersuchungen, um die psychologischen Folgen der Tinder-Nutzung noch besser zu verstehen. Die Studie liefert aber immerhin erste Anhaltspunkte, in welche Richtung die Forschung gehen könnte.
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