Erdogan: "IS-Terror"
Kurdische Hochzeit endet in Blutbad – 51 Tote
Ein Bombenanschlag hat aus einer fröhlichen Hochzeitsfeier in der Türkei in der Nacht auf Sonntag ein Blutbad gemacht. Bei der mutmaßlich von einem Selbstmordattentäter herbeigeführten Explosion in der südöstlichen Millionenstadt Gaziantep wurden nach Behördenangaben mindestens 51 Menschen getötet und rund 70 verletzt. Zu der Tat bekannt hat sich bisher niemand. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, dass wohl die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat hinter dem Anschlag stecke. Der Attentäter soll ein Kind zwischen 12 und 14 Jahren gewesen sein.
Die Detonation hatte sich im Zentrum der Stadt ereignet. Die Hochzeitsgesellschaft hatte gerade auf offener Straße im Beybahce-Viertel der Millionenstadt gefeiert. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher.
Video: Massenpanik, Verletze werden abtransportiert
Mitglieder von Oppositionspartei anwesend
Die Explosion ereignete sich in einem Viertel mit zahlreichen kurdischen Einwohnern. Der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP zufolge handelte es sich um eine kurdische Hochzeit. Demnach waren auch einige Mitglieder der Partei anwesend. Die HDP teilte weiter mit, unter den Todesopfern seien mehrere Kinder. "Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln", erklärte die drittgrößte Partei im türkischen Parlament.
Erdogan: "Ihr werdet keinen Erfolg haben!"
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach von einem vermuteten Selbstmordattentat. Auch der Sender NTV berichtete, die Attacke gehe wohl auf das Konto eines Selbstmordattentäters. Für Präsident Erdogan sei die IS-Miliz der "mutmaßliche" Drahtzieher des Attentats. "Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben!", fügte Erdogan hinzu. Das Ziel solcher Anschläge sei es, verschiedene Bevölkerungsgruppen "entlang ethnischer und religiöser Linien gegeneinander aufzuwiegeln". Die Türkei werde einer solchen Provokation aber nicht nachgeben und stattdessen "Einheit, Solidarität und Brüderlichkeit" demonstrieren.
Erdogan hatte IS-Extremisten auch für den Anschlag auf den Istanbuler Flughafen im Juni verantwortlich gemacht, bei dem 45 Menschen ums Leben kamen. Die türkische Polizei hatte Anfang August 20 mutmaßliche IS-Mitglieder festgenommen. Der IS hat in der Vergangenheit wiederholt Angriffe auf kurdische Versammlungen verübt.
Gaziantep 60 Kilometer von syrischer Grenze entfernt
Die Provinzhauptstadt Gaziantep liegt etwa 60 Kilometer nördlich der syrischen Grenze. In der Region haben tausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Nachbarland Zuflucht gefunden. Gaziantep soll aber auch zu einem Rückzugsort für Dschihadisten geworden sein. Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei.
Außenministerium rät von Reisen ins syrische Grenzgebiet ab
Die Türkei ist in den vergangenen Monaten mehrfach das Ziel von Anschlägen gewesen. Erst am Donnerstag waren bei einer Anschlagserie auf türkische Sicherheitskräfte insgesamt 14 Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt worden. Zu einem der Anschläge bekannte sich die PKK. Das Außenministerium in Wien rät von Reisen in das türkische Grenzgebiet zu Syrien und zum Irak ab und nennt auf seiner Homepage dabei auch Gaziantep. Im Osten und Südosten kam es in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen mit zahlreichen Todesopfern und Verletzten.
Grafik: Anschläge in der Türkei seit Juli 2015
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