Was steckt dahinter?
Deutsche Regierung: Bürger sollen Vorräte anlegen
Zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Krieges will die deutsche Bundesregierung die Bevölkerung wieder zum Anlegen von Vorräten animieren, damit sie sich im Fall einer Katastrophe oder eines bewaffneten Terrorangriffs vorübergehend selbst versorgen kann. "Die Bevölkerung wird angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln von zehn Tagen vorzuhalten", zitierte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus einem Konzept für die zivile Verteidigung der zuständigen Ministerin Ursula von der Leyen (CDU), das die Regierung am Mittwoch beschließen wolle.
Dem Bericht zufolge soll die Bevölkerung im Notfall zum Selbstschutz fähig sein, bevor staatliche Maßnahmen anlaufen, um eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Energie und Bargeld sicherzustellen. Daher solle die Bevölkerung auch angehalten werden, zur Erstversorgung für einen Zeitraum von fünf Tagen je zwei Liter Trinkwasser pro Person und Tag vorzuhalten, heiße es in dem vom Bundesinnenministerium erarbeiteten Text.
Konzept ist 69 Seiten lang
Laut "FAS" handelt es sich um die erste Strategie zur zivilen Verteidigung seit dem Ende des Kalten Krieges 1989. Sie war 2012 vom Haushaltsausschuss des Bundestages in Auftrag gegeben worden. In dem 69 Seiten langen Konzept heiße es, "dass ein Angriff auf das Territorium Deutschlands, der eine konventionelle Landesverteidigung erfordert, unwahrscheinlich" sei. Dennoch sei es nötig, "sich trotzdem auf eine solche, für die Zukunft nicht grundsätzlich auszuschließende existenzbedrohende Entwicklung angemessen vorzubereiten".
In dem Konzept würde auch die Notwendigkeit eines verlässlichen Alarmsystems, eines besseren baulichen Schutzes von Gebäuden und ausreichender Kapazitäten im Gesundheitssystem erörtert, schrieb die Zeitung. Die zivile Unterstützung der Streitkräfte solle wieder zu einer Priorität werden. Dazu gehörten Eingriffe in die Verkehrslenkung, wenn die Bundeswehr Kampfverbände verlegen muss.
Zur Erinnerung: Bei einer Serie von vier Bluttaten, drei davon in Bayern, sind in Deutschland im Juli binnen nur sieben Tagen 13 Menschen ums Leben gekommen und 41 weitere teils schwer verletzt worden. Bei drei Tätern handelte es sich um Asylwerber.
Schweizer Armeechef: "Daheim lagere ich 300 Liter Mineral"
Mit einem ähnlichen Vorschlag wie die deutsche Regierung ließ bereits vor etwas mehr als zwei Jahren der Schweizer Armeechef Andre Blattmann aufhorchen. "Unsere Gesellschaft ist verletzlich geworden und auf neue Risiken wie Cyberattacken oder Stromausfälle nicht wirklich vorbereitet", sagte er im April 2014 gegenüber der Zeitung "Schweiz am Sonntag". Er selbst habe deshalb die Konsequenzen gezogen: "Daheim lagere ich 30 oder 40 Sechserpackungen Mineralwasser ohne Kohlesäure. Das entspricht rund 300 Liter." Darüber hinaus habe der Armeechef eine Wasserzisterne. "Wasser ist im Notfall das Wichtigste. Für den täglichen Bedarf braucht jeder mindestens acht Liter Wasser. Um zu trinken, zu kochen, sich zu waschen."
Weil bei einem Stromausfall die Heizung nicht mehr funktionieren würde, hat Blattmann auch ein Cheminée mit Holzvorrat. Auch er riet der Bevölkerung zur Vorsorge: "Vielleicht müsste man den Leuten sagen: Es ist gut, wenn ihr ein paar Vorräte für den Notfall zu Hause habt. Auch Konservenbüchsen. Das hilft ein paar Tage zu überbrücken, bis der courant normal wieder hergestellt ist."
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