Alice Schwarzer:

“Urteil gegen Gina-Lisa Lohfink ist ein Skandal”

Adabei
23.08.2016 14:00

Die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat das Urteil gegen Model Gina-Lisa Lohfink als "Skandal" bezeichnet. Es handle sich um einen von vielen Skandalen beim Umgang der Justiz mit dem "dunklen Kapitel Sexualgewalt", sagte Schwarzer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Dienstag. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten hatte Lohfink am Montag zu 20.000 Euro Geldstrafe verurteilt, nachdem sie zwei Männer der Vergewaltigung bezichtigt hatte.

Schwarzer befürchtet nach der Verurteilung Lohfinks, dass künftig noch weniger Frauen eine Vergewaltigung anzeigen werden. "Nur jede zwölfte Vergewaltigung wird in Deutschland angezeigt, nur jede hundertste führt zu einer Verurteilung. Es ist zu befürchten, dass es nach dem Berliner Urteil noch weniger sein werden", so die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma".

Das Model war wegen falscher Vorwürfe zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Gericht sah keine Anhaltspunkte dafür, dass Lohfink tatsächlich im Juni 2012 von zwei Männern vergewaltigt worden war. Auch ein Sex-Video, das laut Lohfink ohne ihre Zustimmung angefertigt worden war, wurde vom Gericht als einvernehmlich interpretiert.

Gina-Lisa Lohfink (Bild: APA/dpa/Boris Roessler)
Gina-Lisa Lohfink

"Extrem brutal und verächtlich"
Nach Ansicht der Frauenrechtlerin allerdings gibt es im Falle Lohfink keinen Zweifel an der sexuellen Gewalt, die das Opfer erlitten hatte: "Wie auch immer man diese auf Video dokumentierten Stunden interpretieren mag - unübersehbar ist, dass die beiden Männer extrem brutal und verächtlich mit der Frau umgegangen sind", sagte Schwarzer. "Dass Gina-Lisa das Geschehen als 'Sex gegen ihren Willen' empfindet, ist verständlich. Sie dafür zu 20.000 Euro wegen 'Falschbeschuldigung' zu verurteilen, ist ein Skandal."

Lohfink ist nach Angaben ihres Anwalts seit dem Schuldspruch emotional angeschlagen. "Das war schon eine enorme psychische Belastung", sagte Verteidiger Burkhard Benecken am Dienstag. Berufung gegen das Urteil werde auf jeden Fall eingelegt, voraussichtlich am Mittwoch.

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(Bild: kmm)



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