Der Burkini ist dieser Tage in aller Munde. Erst vor Kurzem haben mehrere Städte in Südfrankreich ein Verbot der Ganzkörperschwimmanzüge ausgesprochen. Dabei gibt's die heiß diskutierte Badebekleidung noch gar nicht so lange: Erfunden hat den Burkini nämlich die Australierin Aheda Zanetti im Jahr 2003 - und sie sieht ihn als Zeichen der Freiheit.
Die Debatte um das Verbot von Burkinis an südfranzösischen Badestränden hat das Geschäft von Erfindern Aheda Zanetti ordentlich angekurbelt. Rund 60 Onlinebestellungen erhält die Australierin, die im Alter von drei Jahren gemeinsam mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Down Under ausgewandert ist, mittlerweile an einem Sonntag. Früher waren es noch zehn bis zwölf. Und sie verrät: 40 Prozent der Interessentinnen sind keine Musliminnen. Viele tragen den Burkini - dessen Name sich von den Worten Bikini und Burka ableitet -, etwa um sich vor der Sonne zu schützen.
Doch wie kam's dazu, dass Zanetti im Jahr 2003 die Idee zum Ganzkörper-Badeanzug hatte? Als die Designerin damals ihrer Nichte beim Ballspielen zuschaute, kam ihr ein Gedanke: Wie wäre es, wenn es bequeme und gleichzeitig bedeckende Sportbekleidung gebe? Auf Sportdressen folgte schnell die erste Schwimmbekleidung, die damals noch aus einem Lycra-Teflon-Stoffmix gefertigt wurde. Mittlerweile fertigt Zanettis Firma Ahiida die Burkinis aus chlorresistentem Polyester. Auch bei den Modellen können die Käuferinnen wählen und müssen für ihr Model mit Kosten von 80 bis 100 Euro dennoch nicht allzu tief ins Börsel greifen.
Die Diskussion um den Burkini macht Zanetti fassungslos. "Selbst als der Burkini eingeführt wurde, gab es nicht diese Gegenreaktionen. Tatsächlich bedurfte es anfangs sogar einiger Überredung aufseiten der Muslime, nicht des Westens", erinnert sich die Designerin. Die erhitzte Debatte in Europa kann sie nicht nachvollziehen. "Sie sollen unsere Kleidung nicht für ihre politischen Zwecke nutzen. Ich bin damit rausgekommen, damit wir uns leichter in Australien integrieren können", sagt sie. Aber: "Der Körper einer Muslimin wird immer politisiert. Egal, ob er bedeckt ist oder nicht", sagt Zanetti.
Für sie selbst ist der Burkini ein Befreiungsakt gewesen, so die Designerin weiter. Lange Zeit sei sie in langen Baumwollhosen und einem langärmligen T-Shirt schwimmen gegangen, da sie sich im Bikini gefühlt habe, "als ob ich in der Öffentlichkeit in Unterhosen und BH rumrennen würde". Spaß habe ihr das nicht gemacht. Und auch anderen Musliminnen sei es ähnlich ergangen, so die Australierin weiter: "Erst durch meinen Badeanzug haben viele Frauen wieder Mut gefunden, an den Strand oder ins Schwimmbad zu gehen." Und weiter: "Es mag nur ein Schwimmanzug sein, aber für viele von uns ist es sehr viel mehr als das."
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