"Ich werde warten"

Jawort hinter Gittern: Hochzeit mit einem Mörder

Österreich
27.08.2016 16:22

Ungefähr 30 Mal im Jahr kommen Standesbeamte in österreichische Gefängnisse, um Trauungen vorzunehmen - so auch am vergangenen Mittwoch. Da fand in der Justizvollzugsanstalt Garsten in Oberösterreich eine Hochzeit statt. Eine 35-jährige Wienerin heiratete da einen zu lebenslanger Haft Verurteilten. Die "Krone" war dabei.

Kaffee, Wasser, Torte. Ein Tisch im Besucherzimmer ist festlich gedeckt. Aufgeregt rückt eine Frau im Spitzenkleid Gläser zurecht. Und nun betritt ein Mann, flankiert von Wachebeamten, den Raum. Die Frau: Nicole G., 35, eine Kellnerin. Der Mann: Jürgen K., 30, ein "Lebenslanger".

"Sofort verliebte ich mich in ihn"
Erst im Oktober 2015 haben die beiden einander kennengelernt. Nicole, die "eigentlich nie mehr eine Beziehung eingehen wollte", begleitete damals "einfach so" eine Arbeitskollegin zu einer Visite bei Jürgen K. "Ich wusste, dass er 2008 einen Mann zu Tode getreten hat." Und dennoch: "Sofort verliebte ich mich in ihn." Es folgten weitere Besuche. Im Mai dann der Entschluss, zu heiraten.

Die Zeremonie dauert fünf Minuten, im Anschluss folgt eine kleine Feier. Am nächsten Tag darf das Paar sechs Stunden in eine Kuschelzelle. "Ich bin so glücklich", sagt Nicole danach. Gedanken daran, dass ihr Gatte einen Mord begangen hat, schiebt sie von sich: "Zum Zeitpunkt seiner Tat war er ein anderer Mensch. Und sturzbetrunken - und damit unzurechnungsfähig." Mit diesen Argumenten hat Anwältin Astrid Wagner - sie war bei der Hochzeit auch Trauzeugin - kürzlich eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Jürgen K. beantragt.

"Ich werde auf ihn warten"
"Natürlich", so Nicole, "hoffe ich, dass mein Mann bald frei kommt." Und wenn nicht? "Dann werde ich auf ihn warten. Wenn es sein muss, jahrzehntelang ..."

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