Als fünfter Parteichef hat am Montagabend Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner im ORF-Studio zum "Sommergespräch" Platz genommen. Der "Django"-Effekt ist längst verpufft, die Minister Sebastian Kurz und Wolfgang Sobotka stehlen ihm täglich die Show - dementsprechend defensiv startete Mitterlehner in die Diskussion. Dass er der fest im Sattel sitzende Obmann der Schwarzen ist, konnte er nicht vermitteln. Durch Neuwahlen würde allerdings nichts besser, erklärte der Vizekanzler - der durchwegs grantig wirkte.
Erst im Laufe des Gesprächs schien Mitterlehner aufzuwachen und gab sich zunehmend offensiv. Vor allem die Fragen rund um seine mögliche baldige Ablöse durch Außenminister Kurz schienen ihn zu nerven. Er bemühte sich um Lob für Kurz, betonte, dass er kein Problem damit habe, dass dieser und Sobotka den Ton angeben, und dass ohnehin alles abgestimmt sei. Die Zukunftsfrage werde man gemeinsam lösen, so Mitterlehner.
"Durch Neuwahlen wird nichts besser"
Der ÖVP-Chef gab auch Fehler zu, etwa dass man die Umstrukturierung nach der Wirtschaftskrise 2009 versäumt habe oder dass man sich mit dem Koalitionspartner SPÖ besser abstimmen könnte. Durch Neuwahlen werde es aber nicht besser, Probleme würden so nicht gelöst, sagte Mitterlehner, der allerdings gleichzeitig andeutete, dass dieser Schritt durchaus möglich sei und näher rücke. Es werde von den eigenen Leistungen abhängen, so der ÖVP-Chef.
Bei den aktuellen Umfragen liegt die ÖVP derzeit nur auf dem dritten Platz, auch in der Kanzlerfrage hinkt der schwarze Parteichef hinterher. Die Gerüchte, dass er bald von Kurz abgelöst werden könnte, häufen sich. "Die Frage des Spitzenkandidaten entscheiden wir dann, wenn sie ansteht", hatte Mitterlehner vor Kurzem in der "Krone" gesagt.
Vor Mitterlehner hatten bereits FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Grünen-Chefin Eva Glawischnig, NEOS-Obmann Matthias Strolz und Team-Stronach-Bundesparteiobmann Frank Stronach ihre "Sommergespräche" absolviert.
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