"Engel der Armen"

Papst Franziskus sprach Mutter Teresa heilig

Ausland
04.09.2016 08:12

19 Jahre nach ihrem Tod hat Papst Franziskus am Sonntag die albanische Nonne und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa heiliggesprochen. Dem Ereignis wohnten bei strahlendem Sommerwetter rund 100.000 Pilger auf dem Petersplatz in Rom bei. 13 Staats- und Regierungschefs beteiligten sich an der Zeremonie, die als Höhepunkt des vom Papst ausgerufenen "Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit" gilt.

Der Papst hob in seiner Predigt Mutter Teresas "Berufung zur Barmherzigkeit" hervor. "Mit dieser Berufung stellt jeder Jüngling Jesu sein Leben zur Verfügung, um täglich in der Liebe zu wachsen", sagte Franziskus. Er unterstrich die wertvolle Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer mit ihrer demütigen und bedingungslosen Arbeit für die Nächsten, die sich mit ihrem Handeln durch Mutter Teresa inspirieren ließen. "Wo eine Hand um Hilfe bittet, dort muss die Kirche sein, die unterstützt und Hoffnung verleiht", so der Papst.

In ihrem gesamten Leben sei Mutter Teresa "freigiebige Spenderin der göttlichen Barmherzigkeit" gewesen. Sie habe das Menschenleben vom Anfang bis zum Ende verteidigt. "Sie hat sich um Kinder sowie um Menschen gekümmert, die auf der Straße im Sterben lagen", so der Papst. Die Nonne habe die Mächtigen der Welt mit ihrer Verantwortung gegenüber der Armut konfrontiert. "Barmherzigkeit war das Salz jeglicher Geste Mutter Teresas", so der Pontifex.

(Bild: AFP)

Die Mission der Nonne bleibe heute noch ein Zeugnis der Nähe Gottes zu den Armen. Mutter Teresa sei ein Beispiel von Heiligkeit für alle Gläubigen. "Ihre Heiligkeit ist uns so nahe, dass wir sie weiterhin Mutter Teresa nennen werden, auch wenn sie jetzt eine Heilige ist. Dank dieser unermüdlichen Dienerin der Barmherzigkeit begreifen wir, dass bedingungslose Liebe das Wesentliche ist", so Franziskus.

Missionarin der Nächstenliebe
Mutter Teresa war 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu in einer albanischen Familie in Skopje im heutigen Mazedonien geboren worden. 1929 kam sie in die indische Metropole Kalkutta. Dort gründete die Nonne, die ihr Leben dem Dienst an den Ärmsten der Armen verschrieben hatte, 1950 den Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe". Ihr unermüdlicher Einsatz für Arme, Kranke und Heimatlose in den Slums der Millionenstadt machte sie weltweit bekannt. 1971 erhielt sie von Papst Johannes XXIII. den Friedenspreis des Vatikan, 1979 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am 5. September 1997 verstarb sie im Alter von 87 Jahren in Kalkutta.

(Bild: AP)

Die Heiligsprechung Mutter Teresas ist eine der schnellsten in der jüngeren Kirchengeschichte. Ende 1998 setzte Papst Johannes Paul II. für Mutter Teresa das Kirchenrecht außer Kraft, wonach der Prozess zur Seligsprechung erst fünf Jahre nach dem Tod beginnen kann. Offiziell startete der Prozess im Juli 1999, im August 2001 wurde die erste Phase abgeschlossen. Die Seligsprechung im Oktober 2003 galt als Krönung der Feierlichkeiten zum 25. Amtsjubiläum von Johannes Paul II., der Mutter Teresa außerordentlich schätzte. An der Zeremonie in Rom beteiligten sich 300.000 Menschen.

Papst Franziskus hatte im vergangenen Dezember eine medizinisch unerklärliche Heilung als Wunder anerkannt, das auf Fürsprache von Mutter Teresa geschehen sein soll. Angehörige eines Brasilianers, der an einem Hirntumor litt, hätten demnach im Jahr 2008 im Gebet Mutter Teresa angerufen, daraufhin sei der 35-Jährige auf wissenschaftlich nicht erklärbare Weise von seinem Tumor geheilt worden.

(Bild: AFP)

Nicht unumstritten
Die Ordensfrau war aber nicht unumstritten. Ihr wurde etwa vorgeworfen, versucht zu haben, verletzlichen Menschen den Katholizismus aufzuzwingen und mit ihrer strikten Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung zum Elend der Armen beigetragen zu haben. Zahlreiche Beobachter bemängelten außerdem, ihr Orden helfe nicht dabei, die Ursachen der Armut zu beseitigen. Das kehrte Mutter Teresa in die Aufforderung um, ihre Kritiker sollten Entwicklungsprojekte starten. "Ich leiste meinen kleinen Beitrag. Jeder soll das tun, was in seinen Kräften steht", sagte sie.

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