Im Gegensatz zu Stan Wawrinka, der am Vortag nach Abwehr eines Matchballs weitergekommen war, konnte der als Nummer vier gesetzte Rafael Nadal am Ende der ersten Woche der US Open den Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Der Spanier musste sich dem französischen Aufsteiger Lucas Pouille nach 4:07 Stunden mit 1:6,6:2,4:6,6:3,6:7(6) geschlagen geben. Es war die erste Sensation im Herren-Turnier.
Der erst 22-jährige Pouille, der schon in Wimbledon mit dem Viertelfinale aufgezeigt hatte, zeigte in einem hochklassigen Match im Arthur Ashe Stadium erneut sein großes Potenzial. Der als Nummer 24 gesetzte Pouille nützte seinen vierten Matchball zum Aufstieg ins Viertelfinale gegen Landsmann Gael Monfils. Letzterer hatte gegen Marcos Baghdatis sicher in drei Sätzen gewonnen. Mit Jo-Wilfried Tsonga steht auch ein dritter Franzose in der Runde der letzten acht. Tsonga eliminierte mit Jack Sock den letzten US-Amerikaner bei den Herren.
Doch für den meisten Gesprächsstoff an diesem Tag sorgte natürlich das Ausscheiden von Nadal. Der 30-jährige Spanier hatte auf dem Weg in die vierte Runde nur 20 Games abgegeben. Im Gegensatz dazu hatte Pouille nach einem Vier-Satz-Sieg zum Auftakt in den Runden zwei und drei jeweils über fünf Sätze gehen müssen. So auch am Sonntag (Ortszeit).
Nadal egalisierte zunächst einen 1:2-Satzrückstand und führte im entscheidenden Durchgang nach einem Break bereits mit 4:2. Doch der Außenseiter schaffte das Rebreak und fand sich im Tiebreak wieder. Nadal wehrte im Tiebreak bei 3:6 noch einen Triple-Matchball ab, doch mit einem Vorhandwinner zum 8:6 sicherte sich Pouille die Sensation. "Mein erstes Match auf dem Center Court gegen Rafa zu gewinnen. Ich hätte mir nichts Schöneres erträumen können", freute sich Pouille nach dem bisher besten Match des Turniers.
Nadal: "Brauche etwas, das heute nicht da war"
Nadal wollte sich nicht viel vorwerfen. "Ich habe bis zum Ende gekämpft. Da waren Dinge, die ich hätte besser machen können. Aber ich hatte die richtige Einstellung." Kein Grund für Nadal aufzugeben. "Ich brauche etwas, das heute nicht da war. Ich werde weiterarbeiten, um es zu finden."
Nadal meinte, er habe eine Chance vergeben, ein sehr gutes Major zu spielen. "Und das macht mich traurig. Ich muss mein Level wieder dorthinbringen, wo es vor meiner Verletzung war." Nach einer zweieinhalb Monate langen Pause wegen einer Handgelenksverletzung ab den French Open fehlen ihm auch noch Matches.
Djokovic ungefährdet
In der Night Session, die wegen des langen Duells von Nadal und Pouille erst verspätet begonnen hat, gab es dann keine Überraschungen. Auch nicht im letzten Spiel des Tages zwischen dem topgesetzten Titelverteidiger Novak Djokovic und dem Briten Kyle Edmund. Djokovic macht mit diesem 21-jährigen Youngster kurzen Prozess: 6:2,6:1,6:4 in knapp zwei Stunden. Der Serbe hat gegen seinen nächsten Gegner Tsonga übrigens eine 15:6-Bilanz.
"Ich bin sehr gut gestartet und mit der richtigen Intensität in das Match gegangen. Ich habe Kyle um jeden Punkt arbeiten lassen", stellte Djokovic fest. Besonders mit seinen Grundschlägen war er nach dem Sonntag-Auftritt zufrieden.
Kerber gegen Vorjahresfinalistin
Bei den Damen stehen ebenfalls zwei von vier Viertelfinali fest: Die frühere Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki trifft auf Überraschungsfrau Anastasija Sevastova und Vorjahres-Finalistin Roberta Vinci bekommt es mit der als Nummer zwei gesetzten Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber zu tun.
Kerber hat mit dem 6:3,7:5-Erfolg über Petra Kvitova (CZE) Serena Williams im Kampf um die Nummer-eins-Position weiter unter Druck gesetzt. Die bald 35-jährige US-Amerikanerin muss nun zumindest das Endspiel erreichen, um ihre Chance, den Tennis-Thron zu behalten, zu wahren. "Als ich ein Kind war, habe ich davon geträumt Grand Slams zu gewinnen und eines Tages Nummer eins zu sein. Jetzt kann es passieren. Aber ich setze mich nicht unter Druck", antwortete Kerber geduldig auf die ständig wieder kehrenden Fragen in Sachen Weltrangliste.
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