Alexander Van der Bellen nimmt nach der Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten über Nobert Hofer seinen Kontrahenten im Rennen um die Hofburg in Schutz. Dass der FPÖ-Präsidentschaftskandidat vor zwei Jahren um Berufsunfähigkeitspension und Pflegegeld angesucht hat, hält der Ex-Grünen-Chef für nicht problematisch, wie er am Mittwochabend erklärte.
"Bei allen Auffassungsunterschieden - in gesundheitlich ungewisser Zeit für alle Eventualitäten vorzusorgen, ist keineswegs verwerflich, sondern grundvernünftig. So etwas ist Privatsache und sollte daher auch privat bleiben. Ich möchte meinen Gegenkandidaten daher in dieser Frage ausdrücklich in Schutz nehmen und zu mehr Besonnenheit aufrufen", so Van der Bellen.
"Grenzüberschreitung, die nicht zu tolerieren ist"
Van der Bellen appellierte, Privates und das familiäre Umfeld der Kandidaten aus dem Wahlkampf herauszuhalten. "Die Veröffentlichung dieser Bescheide gegen den Willen des Kandidaten ist eine Grenzüberschreitung, die nicht zu tolerieren ist", stellte Van der Bellen klar. Sein Aufruf: "Konzentrieren wir uns in der Wahlbewegung der kommenden dreieinhalb Wochen darauf, wer der bessere Bundespräsident für Österreich ist."
Die Höhe von Hofers Berufsunfähigkeitspension wird erst bei tatsächlichem Antritt errechnet und erst ausbezahlt, wenn er keiner Arbeitstätigkeit nachgeht. Dass die vertraulichen Unterlagen kurz vor der Bundespräsidenten-Stichwahl an die Öffentlichkeit gelangten, kritisiert auch Hofer: "Jetzt wird der Wahlkampf wirklich schmutzig."
Hofer wegen Unfalls stark gehbehindert
Hofer ist seit einem Paragleit-Unfall stark gehbehindert. 2014 habe er sich seinen durch die inkomplette Querschnittslähmung weitgehend gefühllosen Fuß derart schwer verletzt, dass eine Amputation drohte, so Hofer. "Ich war kaum noch in der Lage, meinen Beruf auszuüben, und habe daher eine Berufsunfähigkeitspension beantragt. Dem Antrag wurde aufgrund der Schwere der Verletzung stattgegeben."
Warum Hofer zusätzlich zur Berufsunfähigkeitspension auch um Pflegegeld angesucht hat, ist unklar. Laut Hofer sei dies "automatisch" mitgeprüft worden. Laut dem auf der Webseite der Pensionsversicherungsanstalt abrufbaren Formular handelt es sich aber um einen separaten Punkt.
Van der Bellen "super beinand"
Bereits Ende August war auch über Van der Bellens Gesundheitszustand öffentlich debattiert worden, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, der Politiker leide an Lungenkrebs. Van der Bellen ging daraufhin in die Offensive, ließ sich von einem Arzt untersuchen und legte die Befunde offen. Das Fazit: Der 72-jährige Raucher hat und hatte keinen Krebs. "Der ist super beinand", sagte Krebsspezialist Christoph Zielinski, der ihn untersucht hatte und von Van der Bellen von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden wurde. "Der Mann ist gesund."
Hofer will Wahl kein zweites Mal anfechten
Hofer versicherte am späten Mittwochabend in der "ZiB 2", die Hofburg-Wahl kein zweites Mal anzufechten. Er geht von einer "ganz genauen" Abwicklung aus und dass es deswegen keinen Grund für eine Anfechtung geben werde. "Dieses Mal wird alles passen", so Hofer. Eine im Juli vom Wahlkampfteam Van der Bellens geforderte Garantie, die Wiederholung der Stichwahl nicht anzufechten, hatte die FPÖ abgelehnt.
Zu den nun fehlerhaften Wahlkarten sagte Hofer, es sei großes Glück, dass die Mängel so früh entdeckt wurden.
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