3000 Todesopfer
“Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts”: 15 Jahre 9/11
Am Sonntag jährten sich die Terroranschläge vom 11. September zum 15. Mal. Bei den Attacken auf New York und Washington im Jahr 2001 wurden insgesamt fast 3000 Menschen getötet. Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida lenkten an diesem Tag zwei Passagierflugzeuge in die beiden Hochhaustürme des World Trade Centers und ein weiteres ins Pentagon. "Das Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts", wie es Ex-US-Präsident George W. Bush einst bezeichnete, hat die Welt für immer verändert.
Als gegen 8.45 Uhr Ortszeit eine Boeing 767 der American Airlines den Nordturm des World Trade Centers rammte und daraufhin explodierte, war noch unklar, ob es sich um einen Unfall oder einen Terrorakt handelte. 18 Minuten später raste ein zweites, ebenfalls im rund 300 Kilometer entfernten Boston gestartetes Flugzeug in den Südturm des New Yorker Wahrzeichens. Beide Türme stürzten kurze Zeit später ein und hüllten Manhattan in Rauch und Qualm. In den als "Twin Towers" bekannten Türmen sollen zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 Menschen gearbeitet haben.
"Es war wie im Krieg"
Augenzeugen berichteten, wie Menschen aus den Fenstern der zusammenstürzenden Gebäude sprangen, weil die Fluchtwege nach unten durch den Einschlag der Flugzeuge blockiert waren. "Es war wie im Krieg. Die Menschen schauten nur hin und wussten nicht, was sie tun sollten. Es war unglaublich, überall Staub, verbrannte Papiere, Kleidungsstücke, überall auf der Straße. Es war irgendwie surreal, da herumzulaufen. Alles war sehr schmutzig und staubig", sagte Peter Black, ein Architekt, dessen Büro sich im World Trade Center befand.
US-Präsident George W. Bush, der sich zum Zeitpunkt der Anschläge in einer Schule in Florida befand, sprach von einem "offenkundigen Terroranschlag auf unser Land". "Wir erleben heute eine nationale Tragödie." Die Verantwortlichen für diese Anschlagsserie würden zur Strecke gebracht, sagte er. Nur wenige Minuten nachdem die US-Luftfahrtbehörde FAA die Annullierung sämtlicher Flüge im US-Luftraum anordnete, stürzte um 9.37 Uhr Ortszeit eine dritte Maschine mit 59 Passagieren und Besatzungsmitgliedern ins Pentagon in Washington. 125 Menschen im Gebäude des US-Verteidigungsministeriums starben. Wenige Minuten darauf wurden sämtliche Regierungsgebäude sowie das Weiße Haus geräumt.
Entführer in viertem Flugzeug von Passagieren überwältigt
Insgesamt hatten die 19 islamistischen Terroristen an diesem Tag vier Passagiermaschinen entführt. Das vierte Flugzeug mit 45 Menschen an Bord stürzte um 10.10 Uhr Ortszeit in der Nähe von Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania ab. Später stellte sich heraus, dass die Passagiere die Entführer angegriffen und damit einen weiteren Terroranschlag verhindert hatten. Die Terroristen wollten die Maschine möglicherweise ins Weiße Haus oder das Kapitol lenken.
Am frühen Nachmittag des Tages verkündete die US-Börsenaufsicht, dass angesichts der Ereignisse alle US-Aktienmärkte geschlossen werden. Am 17. September, dem sechsten Tag nach den Anschlägen, wurde der Handel an der Wall Street wieder aufgenommen. Der Dow Jones Industrial Index schloss an dem Tag mit dem damals größten Kursverlust seiner Geschichte.
Auch das öffentliche Leben in den USA stand nach den Anschlägen still: In zahlreichen Städten waren zentrale Gebäude von Regierung und Behörden, Flughäfen, Bundesstraßen und Touristenattraktionen geschlossen, Atomkraftwerke und Forschungsreaktoren heruntergefahren und Sport- und kulturelle Veranstaltungen abgesagt. Auch die Sitze der UNO in New York und der Weltbank in Washington wurden geräumt. Washingtons Bürgermeister Anthony Williams erklärte den Notstand für die Bundeshauptstadt.
Startschuss für "Krieg gegen den Terror"
Am Abend des 11. September traf Bush im Weißen Haus in Washington ein und kündigte in einer von dort ausgestrahlten Fernsehansprache eine entschlossene Antwort auf die Terroranschläge an: "Terroristische Anschläge können zwar die Fundamente unserer größten Gebäude erschüttern, aber nicht das Fundament Amerikas." Er habe "sämtliche Ressourcen mobilisiert", um die Verantwortlichen ausfindig zu machen und vor Gericht zu bringen, so der Präsident weiter.
Wenige Tage nach der verheerenden Anschlagsserie setzte Bush bei einer Rede vor dem US-Kongress den Startschuss für seinen "Krieg gegen den Terror": "Er wird erst zu Ende sein, wenn jede weltweit operierende terroristische Gruppe aufgespürt, gestoppt und vernichtet sein wird", so Bush. In den Jahren darauf marschierten US-Truppen in Afghanistan und im Irak ein. Selbst aus heutiger Sicht ist noch nicht ganz abschätzbar, wie stark dieser Eingriff die Region destablisiert und - gerade im Hinblick auf die Terrororganisation Islamischer Staat im Irak - gefährliche Entwicklungen in Gang gesetzt hat.
Zahlreiche Gedenkveranstaltungen, Wahlkampf pausiert
Heute befindet sich auf dem Ground Zero, dem Gebiet des zerstörten World Trade Centers, unter anderem ein unterirdisches Museum zum Gedenken an die Opfer des Anschlages. Auch das nunmehr höchste Gebäude der Stadt, das One World Trade Center, steht auf dem Areal.
Anlässlich des 15. Jahrestages der Anschläge waren zahlreiche Gedenkveranstaltungen in New York und Washington angesetzt. Am Ground Zero fand am Vormittag eine Gedenkfeier statt, bei der die Namen aller 2995 Opfer verlesen wurden. Das 9/11 Memorial Museum eröffnete eine multimediale Ausstellung, bei der 13 Künstler ihre Reaktionen auf die Anschläge präsentierten. Die Lichtinstallation "Tribute in Lights" soll in der Nacht vom 11. auf den 12. September mittels zweier senkrecht in den Himmel strahlender Lichtsäulen die Türme erleuchten.
Bereits am Freitag veranstalteten die Musikkapellen der New Yorker Polizei eine Parade in Manhattan, zu der auch Beamte aus anderen US-Städten kamen. US-Präsident Barack Obama warnte in einer Rede davor, im Kampf gegen den Terrorismus die Werte der USA zu vernachlässigen.
Die beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump setzten ihren Wahlkampf am 11. September aus. Die Unterbrechung des Wahlkampfes am Jahrestag der Terroranschläge ist mittlerweile politische Tradition geworden. So pausierten bereits George W. Bush und John Kerry 2004, Barack Obama und John McCain 2008 sowie Obama und Mitt Romney 2012 an diesem Tag.
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