Rennrollstuhlfahrer Thomas Geierspichler muss seine fünften Paralympics vorzeitig beenden. Nach einem viralen Infekt laborierte der Salzburger an hohem Fieber, von einem Start beim 1.500-m-Rennen am Mittwoch in Rio wurde abgesehen. "Nachdem ich über 39 Grad Fieber hatte, bekam ich ein Startverbot. Es sollen keine Langzeitschäden an Herz und Herz-Kreislaufsystem riskiert werden", erklärte er.
Die 1.500-m-Meter wären "mein Rennen gewesen. Für mich selbst ist das am bittersten", gestand der 40-Jährige, der am Montag über 400 m das Finale der besten acht verpasst hatte. Die körperlichen Beschwerden hätten sich schon davor bemerkbar gemacht.
"Ich war vom 400er-Rennen so kaputt, hatte keinen Appetit, keine Lust auf Papayas, ich war richtig schlapp. Ich dachte, es liegt an der großen Hitze", sagte Geierspichler, dem obendrein auch eine leichte Harnwegsinfektion zu schaffen machte. "Gestern nach dem Frühstück habe ich mich noch für das Training tapen lassen, aber dann fing es schon an zu brennen im Intimbereich."
"Sand im Getriebe"
Nun wolle sich der zweifache Paralympics-Goldgewinner auskurieren, ehe am 20. September die Rückreise nach Österreich ansteht. Geierspichler habe gemerkt, dass in Rio "Sand im Getriebe" gewesen sei. Er habe nicht "meine normalen Rennen abspulen" können.
Ein Dorn im Auge sei ihm allerdings auch die Zusammenlegung von Behinderungsklassen - etwa in seiner Sportart. "Ich habe alles aus mir rausgeholt. Aber wenn alle, die sich in meiner T52-Kategorie (Querschnittlähmung/Tetraplegie) für das 400er-Finale qualifiziert haben, keine Tetraplegiker sind, dann mache ich mir schon ernsthafte Gedanken und Sorgen über meinen Sport", sagte Geierspichler.
Über 1.500 m sei die Situation noch drastischer. "Dort werden wir T52er mit der Kategorie T51 zusammengelegt. Da ist so eine extreme Bandbreite an Chancenungleichheit, dass man weinen könnte", machte Geierspichler seinem Ärger Luft. Das sei so, "als ob die Behinderungsklasse von Kira Grünberg plötzlich gegen mich fährt". Am schlimmsten sei es aber im Rugby. "Es gibt zum Beispiel auch Tetrarugby - nur spielen dort sehr viele Amputierte. Obwohl diese Kategorie extra für Tetrasportler kreiert wurde."
Geierspichler fordert ein Umdenken. "Ich finde, der Sport sollte sich wieder mehr in die soziale Richtung bewegen. Behindertensportler brauchen Ziele und Visionen, nicht genormte Medaillen", sagte er.
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