Auch wenn das Thema zuletzt durch die Flüchtlingskrise und den islamistischen Terror aus den Schlagzeilen gedrängt worden ist, die Finanz- und Wirtschaftskrise in der EU schwelt weiter. Einige Experten befürchten sogar, dass der Zusammenbruch des Euro bevorsteht. Für den Fall eines totalen Crashs haben nun drei anerkannte Finanzexperten aus Deutschland eine Notwährung entworfen, den Gold-Euro. Dieser könnte, da sein Wert an den Goldkurs gebunden ist, gegen starke Schwankungen geschützt sein.
Thomas Mayer, Thorsten Polleit und Ulrich van Suntum erläuterten in einem Gastbeitrag für das deutsche "Handelsblatt" am Mittwoch ihr Gedankenexperiment. Sie sprechen zunächst von einer Notwährung, die aber gegebenenfalls auch als dauerhafte Währung landesweit oder regional genutzt werden könnte.
Gold-Euro als Zahlungsmittel
Das oberste Ziel der Währung sei, dass eine inflationsgesicherte und gegen Negativzinsen immunisierte Wertaufbewahrung ermöglicht wird. Zwar würde man auch die Schwankungen des Goldkurses spüren, dennoch wäre das im Vergleich mit einem Währungssystem, das nicht auf realen Werten, sondern vielmehr auf Vertrauen und Schulden basiert, zu verkraften. Daher könnte der Gold-Euro auch ganz normal als Recheneinheit und Zahlungsmittel dienen.
Die Idee der drei Experten ist nicht neu. So dienten die Mark Banco im 18. Jahrhundert und die Goldmark während der Hyperinflation der 1930er-Jahre als privates Notgeld zu instabilen Zeiten. Ganz auf Gold setzte das Währungssystem Goldstandard. Dieses basiert darauf, dass die gesamte Geldmenge aus Goldmünzen besteht oder zumindest das als Zahlungsmittel verwendete Geld in seiner Gesamtheit durch Gold gedeckt ist.
Staat müsste Standards festlegen
Heute besitzen viele Anleger Gold in physischer Form oder in Form von Anteilsscheinen als Wertaufbewahrungsmittel. Allerdings, so meinen die Autoren des Gastkommentars, wäre hier eine staatliche Unterstützung bei der Festlegung der Standards für den Gold-Euro nützlich. Und tatsächlich könnte zum Beispiel die deutsche Regierung mittels Verordnung die Herausgabe von Goldmünzen als Zahlungsmittel erlauben.
Ein realer Gold-Euro könnte laut den Experten ein Gramm physisches Gold enthalten, ein virtueller Gold-Euro dementsprechend Anspruch auf ein Gramm Gold haben. 1-, 5- und 10-Gold-Euro-Münzen würden laut aktuellem Kurs etwa 38, 190 und 380 Euro wert sein. Im tagtäglichen Gebrauch wäre der Gold-Euro aber, so die Autoren, nur dann relevant, wenn es tatsächlich zu einem Zusammenbruch der derzeitigen Währungsunion käme oder die Kursschwankungen zu stark würden.
"Waffe" gegen politischen Missbrauch
Die Finanzexperten sehen die Rolle der Europäischen Zentralbank und der EU-Regierungen sehr kritisch. Deshalb betrachten die Autoren den Gold-Euro auch als Möglichkeit, den politischen Missbrauch des monopolisierten Euro-Geldwesens zu begrenzen. "Das alleine wäre schon ein großer volkswirtschaftlicher Gewinn", so das Resümee.
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