Auf den Tag genau zehn Jahre nach der Ermordung der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja haben Kollegen in Moskau ihrer am Freitag gedacht. Sie verwandelten Politkowskajas Büro im Gebäude der oppositionellen Zeitung "Nowaja Gazeta" in einen Gedenkort, wo ihr Stuhl noch immer an seinem Platz steht und eine kleine Palme in einem Topf gedeiht.
Die Journalistin war am 7. Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Politkowskaja war als scharfe Kritikerin von Präsident Wladimir Putin bekannt und prangerte in ihren Berichten insbesondere Menschenrechtsverletzungen während der Tschetschenien-Kriege an.
Ihr ehemaliger Kollege Sergej Sokolow, mittlerweile Vize-Chefredakteur von "Nowaja Gazeta" sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Wir haben sie wiederholt aufgefordert, sich nicht mehr mit Tschetschenien zu befassen, weil es zu gefährlich geworden war. Aber Anna sagte, sie könne nicht die Augen davor verschließen, was die russische Staatsmacht dort mache."
Die Auftraggeber des Mordes sind bis heute nicht bekannt. Allerdings wurden der mutmaßliche Drahtzieher und der mutmaßliche Todesschütze im Juni 2014 zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt. Drei Komplizen erhielten langjährige Gefängnisstrafen.
Politkowskajas Angehörige und Freunde beklagen, dass die Ermittler mit der Suche nach den Hintermännern nicht vorankommen. Alle Spuren führen ihrer Meinung nach in ranghohe Kreise in Tschetschenien. Doch Moskau bremse die Nachforschungen.
Zwei Kleintransporter mit Fotos der Ermordeten fuhren am Freitag durch die Hauptstadt, um die Moskauer an Politkowskaja zu erinnern. Auch in den Fenstern des Redaktionsgebäudes von "Nowaja Gazeta" hingen Fotos von ihr. Die Bevölkerung war aufgefordert, sich vor dem Eingang der Redaktion bei einem Bildnis Politkowskajas zu versammeln.
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