Nach Razzia in D
Wie viele Terroristen sind auf unseren Straßen?
Nach dem Terroralarm in der deutschen Stadt Chemnitz am Samstag läuft die Fahndung nach dem 22-jährigen Syrer Jaber al-Bakr weiter auf Hochtouren. Er wird wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags gesucht und gilt als gefährlich. Wie die Polizei mitteilte, war Bakr seit Monaten anerkannter Flüchtling in Deutschland. Da zuletzt in Asylwerberheimen immer wieder Personen wegen Terrorverdachts verhaftet worden sind, stellen sich viele Menschen die Frage: Wie viele Terroristen laufen derzeit auf unseren Straßen herum?
Erst vor wenigen Wochen war ein syrischer Asylwerber im Bundesland Rheinland-Pfalz nach einer Terrordrohung gegen den Bundesliga-Auftakt verhaftet worden. Im Juli hatte ein afghanischer Flüchtling nahe der Stadt Würzburg in einem Regionalzug Reisende mit einer Axt und einem Messer angegriffen und mehrere Menschen schwer verletzt.
Wenige Tage später sprengte sich ein 27-jähriger Syrer bei einem Musikfestival im Zentrum der bayrischen Stadt Ansbach selbst in die Luft und verletzte dabei 15 Menschen, vier von ihnen schwer. Der Mann war laut Angaben des bayrischen Innenministeriums vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und hatte Asyl beantragt.
Auch in Österreich wurden bereits mehrere Asylwerber wegen Terrorismusverdachts verhaftet - zuletzt im Juni in Quartieren in Tirol. Die Männer sollen unter anderem für Milizen in Syrien bzw. im Irak, die in Österreich als terroristische Vereinigungen eingestuft werden, gekämpft oder diesen geholfen haben.
Radikalisierte Syrien-Rückkehrer als Gefahr
Hinzu kommen auch noch sogenannte Foreign Fighters, dschihadistische Rückkehrer aus Syrien und dem Irak, die aufgrund ihrer Radikalisierung auch in Österreich ein Gefährdungspotenzial haben. 280 Terroranhänger sind laut den heimischen Sicherheitsbehörden bereits dem teuflischen und mörderischen Ruf des IS gefolgt und von Österreich aus in den Dschihad gezogen. 87 von ihnen seien bereits wieder zurückgekehrt, geschätzte 44 Kämpfer an den verschiedensten Fronten gefallen. 50 Fanatiker konnten noch vor ihrer Ausreise gestoppt werden.
Wo versteckt sich Terrorverdächtiger von Chemnitz?
Der Verdächtige von Chemnitz ist einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge nur knapp vor dem Zugriff durch die Polizei entkommen. Auch ein Warnschuss sei abgegeben worden. Ob der Mann die bevorstehende Razzia rechtzeitig bemerkt hatte, ist unklar. Die Polizei warnt, der Syrer könnte bewaffnet und gefährlich sein.
Laut "Spiegel Online" verließ der 22-Jährige kurz vor dem Eintreffen der Polizei die Wohnung. Die Polizei habe am Samstag in der Früh gleich nach Beginn der Beobachtung der Wohnung des Syrers dessen Flucht bemerkt und einen Warnschuss abgegeben, hieß es laut dem Portal in einem vertraulichen Lagebericht des Landeskriminalamts Sachsen. Der Mann steht im Verdacht, einen Bombenanschlag geplant und vorbereitet zu haben.
Mieter der Wohnung in Polizeigewahrsam
Die Polizei in Chemnitz ermittelt nun auch gegen einen zweiten Syrer wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Bombenanschlags. Bei dem Mann handle es sich um den Mieter der Wohnung, in der hochbrisanter Sprengstoff entdeckt worden war, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts Sachsen am Sonntag. Der Verdächtige sei einer der drei Bekannten des mutmaßlichen Haupttäters, die die Polizei am Samstag festgenommen hatte. Der Mieter befinde sich weiter in Polizeigewahrsam, die Haftprüfung laufe derzeit. Die beiden anderen Männer seien dagegen wieder auf freiem Fuß.
Der Sprecher sagte weiter, dass der Hauptverdächtige seit 2015 in Deutschland lebe. Er sei seit mehreren Monaten als Flüchtling anerkannt und in der Vergangenheit nicht polizeilich auffällig geworden. Aber: "Wir müssen davon ausgehen, dass eine Gefahr von dieser Person ausgeht."
Wurde flüchtiger Syrer vom IS ausgebildet?
bild.de berichtete am Sonntag unter Verweis auf Ermittler, es gebe Hinweise auf eine "Ausbildung" Bakrs durch den IS. Darauf weise nicht zuletzt auch die Art des gefundenen Sprengstoffs hin, bei dem es sich um TATP (Azetonperoxid) handle. Laut dem Nachrichtenportal habe sich ein Kilogramm Sprengstoff in der Wohnung befunden, das LKA spricht offiziell von mehreren Hundert Gramm.
Auf Twitter warnt die Polizei Sachsen die Bevölkerung, weiterhin vorsichtig zu sein:
Am Sonntag wurde in Chemnitz erneut eine Wohnung von Spezialkräften der Polizei gestürmt. Laut Landeskriminalamt wurde die Wohnung untersucht, weil es Hinweise auf Kontakte des Mieters zu dem flüchtigen Syrer gegeben habe. Der Bewohner wurde verhört.
Sicherheitsvorkehrungen in ganz Deutschland verstärkt
Unterdessen wurden im ganzen Land die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Dies betreffe "insbesondere kritische Infrastruktur" wie Flughäfen und Bahnhöfe, sagte ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums. Welche Maßnahmen genau ergriffen wurden, sagte er nicht. Am Berliner Flughafen Schönefeld soll der verstärkte Polizeieinsatz jedenfalls bis mindestens Montagfrüh andauern. Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte 22-Jährige darin befindet, hieß es.
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