Zweifel nach Suizid

6 offene Fragen zum Bombenbastler Jaber al-Bakr

Ausland
14.10.2016 16:50

Nach dem Selbstmord des 22-jährigen Bombenbastlers Jaber al-Bakr in einer Leipziger Haftanstalt gerät der sächsische Justizminister Sebastian Gemkow in Erklärungsnot. Die "Krone" liefert Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Hatte Bakr Kontakte zum IS?
Aktuell gehen die deutschen Ermittler davon aus, dass Bakr offenbar in Kontakt mit der Terrormiliz Islamischer Staat stand. Ein US-Geheimdienst soll mehrere Telefonate des Syrers abhört haben, in denen der 22-Jährige mit mutmaßlichen IS-Kontaktleuten über die Herstellung von Sprengstoff und seine möglichen Anschlagsziele gesprochen hat, berichtet am Freitag die "Welt".

Hätte man den Suizid verhindern können?
Für den deutschen Kriminologen Christian Pfeiffer liegt auf der Hand: "Bakr war hochgradig selbstmordgefährdet. Eigentlich wollte er den Heldentod sterben, scheiterte aber. Er fühlte sich als Versager und war entschlossen, zu sterben. Man hätte ihn in einer Zweierzelle unterbringen oder lückenlos überwachen müssen." Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich räumte ein: "Der Umgang mit dem Terroristen ist nicht in dem Maße erfolgt, wie es notwendig gewesen wäre."

Im Internet wird spekuliert: War es wirklich Selbstmord?
Seit Freitag liegt das offizielle Obduktionsergebnis vor. Darin bestätigt die Leipziger Oberstaatsanwaltschaft einen Suizid. Der Tod des syrischen Häftlings trat demnach durch Erhängen ein. Bakr hatte sich am Mittwoch mit einem Shirt an einem Zellengitter stranguliert.

(Bild: APA/AFP/dpa/JAN WOITAS)

Wollte Bakr aussagen?
Aus Sicherheitskreisen heißt es, Bakr wurde während seiner Untersuchungshaft nicht mehr vernommen. Die Rechtfertigung der Bundesanwaltschaft: Der Häftling hätte nach der ersten Vernehmung keine weiteren Aussagen tätigen wollen.

Warum gab es keine Videoüberwachung?
In Sachsen ist eine Videoüberwachung von Hafträumen per Gesetz verboten. Bei Suizidgefahr erlässt die Justizvollzugsanstalt Leipzig in der Regel eine Sitzwache vor der Zellentür. Dabei überwacht ein Justizbeamter den Häftling rund um die Uhr. Bakr wurde von der Psychologin jedoch als nicht akut gefährdet eingestuft.

(Bild: AFP/dpa/Sebastian Willnow)

Welche Konsequenzen zieht die Politik?
Die Leiterin der Bundesarbeitsgruppe Suizidprävention, Katharina Bennefeld-Kersten, fordert eine Fortbildung von Gefängnisbediensteten. Diese müssten besser auf Terroristen vorbereitet werden: "Es handelt sich um eine andere Qualität der Selbsttötung, die da auf uns zukommt."

Ministerpräsident Tillich will das Vorgehen der Justizvollzugsanstalt von einer unabhängigen Kommission prüfen lassen, personelle Konsequenzen werde es aber nicht geben. Sachsens Justizminister Gemkow bleibt im Amt - "weil es auch ein Stehlen aus der Verantwortung wäre".

Eine Chronologie der Ereignisse rund um den Fall Bakr sehen Sie hier im Video:

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