Staubsaugroboter sind kein allzu exotischer Anblick mehr in den Wohnungen der Österreicher. Sie fahren bürstend und saugend durchs Haus, bleiben an Türschwellen oder unter Möbeln hängen und sind in aller Regel nur sinnvoll, wenn bei der Einrichtung des Raums bereits ihre Bedürfnisse berücksichtigt wurden. Der legendäre britische Staubsauger-Hersteller Dyson will das nun ändern und schickt mit dem 360 Eye einen intelligenten Saugroboter mit Rundum-Kamera, App-Steuerung und Panzerantrieb ins Rennen. Was der 1000-Euro-Saugroboter kann, hat krone.at getestet.
Doppelt so viel Saugleistung wie Konkurrenzgeräte, ein für die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs erdachter Antrieb, eine alles sehende 360-Grad-Kamera, WLAN und eine App zur Programmierung: Der Saugroboter des britischen Ingenieurs Sir James Dyson macht vieles anders als seine Artgenossen. Aber macht er menschliches Putzen wirklich überflüssig?
Hohe Saugkraft, aber kein Ersatz für den Menschen
Nach einem ausgiebigen Test in einem Wiener Altbau müssen wir festhalten: Nein. Hie und da selbst den Sauger zu schwingen, bleibt auch dem Besitzer eines 360 Eye nicht erspart. Er hat aber deutlich mehr Robo-Saugkraft zur Verfügung als mit Konkurrenzgeräten und braucht sich nicht mehr um die Grundreinigung gewisser Räume zu kümmern.
In dieser Disziplin - als saugendes Heinzelmännchen, welches das Schlafzimmer täglich in Abwesenheit des Besitzers saugt - macht der 360 Eye eine gute Figur. Seine Saugkraft ist im Vergleich zur Konkurrenz beachtlich, die breite Bodendüse spart Fahrwege und das Entleeren und Reinigen des Staubbehälters ist durchdacht und schnell erledigt. Es ist allerdings durch die hohe Saugkraft und das geringe Volumen des Staubbehälters auch recht oft nötig.
Intelligente Routenfindung
Mit seiner 360-Grad-Kamera navigiert der Dyson-Roboter überdies recht klug. Bei der Reinigung fährt er stets an einen Startpunkt in der Nähe der dezenten Ladestation und fährt von dort in rechteckigen Bahnen den Raum ab, bis er die gesamte befahrbare Fläche gesaugt hat.
Schafft er das nicht mit einer etwa 45 Minuten ausreichenden Akkuladung, kehrt er zurück zur Ladestation und setzt seine Arbeit später dort fort, wo er aufgehört hat. Die Routenfindung des 360 Eye wirkt dabei wesentlich weniger willkürlich als jene vieler günstiger Saugroboter. Nett: Über die Begleit-App kann man die Arbeit des 360 Eye kontrollieren, bekommt eine Grafik der gereinigten Bereiche und die dafür aufgewendete Zeit angezeigt.
Eine kleine Schwäche des 360 Eye: Damit er optimal navigieren kann, braucht er Licht, weil seine 360-Grad-Kamera sonst wenig erkennt. Betreibt man ihn in einem finsteren Raum, kann es also passieren, dass sich der Panzer unter den Saugrobotern verirrt.
Mit Infrarotsensoren, die auch bei Dunkelheit funktionieren und Kollisionen vermeiden sowie verhindern, dass der Roboter Treppen hinunterfährt, ist zwar trotzdem eine gewisse Grundnavigation gegeben, für optimale Ergebnisse braucht der 360 Eye aber Licht.
Geländegängig dank Kettenantrieb
Sicher: "Zugängliche Bereiche" saugen auch deutlich billigere Saugroboter. Der Dyson schafft es mit seinem Kettenantrieb allerdings deutlich besser, Türschwellen, Teppichkanten und andere Fahrnisse zu überwinden. Im Test erklomm er - wenn auch unter Mühe - mehr als einen Zentimeter hohe Türschwellen, erst bei über zwei Zentimeter hohen Schwellen war Schluss.
Weil die Grundfläche des 360 Eye mit rund 24 mal 24 Zentimetern deutlich kleiner ist als bei anderen Saugrobotern, kommt er bei seiner Arbeit auch in enge Bereiche, die manch anderer Roboter nicht befahren könnte.
Dafür ist er mit zwölf Zentimetern allerdings auch höher als andere Saugroboter und hat dadurch beispielsweise Probleme, unter die meisten Sofas zu gelangen. Hier kommt der Nutzer nicht umhin, manuell zu saugen.
Das Fehlen von Bürsten, die bei Konkurrenzgeräten Staub aus Ecken in die Saugöffnung "schaufeln", ist im Test nicht negativ aufgefallen: Durch die hohe Saugkraft holt sich der 360 Eye den Staub auch ohne Bürsten recht zuverlässig.
Die Verarbeitungsqualität des 360 Eye macht einen hochwertigen Eindruck. Unser Testgerät wies keinerlei Mängel wie übermäßig große Spaltmaße auf, das Chassis macht einen steifen und langlebigen Eindruck, der Kettenantrieb wirkt ebenfalls zuverlässiger als manch anderer Saugroboter-Antrieb - schon allein, weil er weniger anfällig gegen sich um die Räder wickelnde Haare ist.
App minimalistisch und funktionell, aber träge
Nicht ganz optimal erschien uns im Test die Android-App zum 360 Eye. Die im minimalistischen Look gehaltene Anwendung gewährleistet zwar die benutzerfreundliche Zeitschaltung des Roboters, liefert Statistiken und gefahrene Routen zu seiner Putzarbeit und aktiviert ihn auf Wunsch sogar außerhalb des heimischen Netzwerks über die Cloud.
Sie ist allerdings auch etwas träge, braucht beim ersten Start oft eine Weile, bis die Verbindung zum Saugroboter hergestellt ist. Dass dieser mit eher reichweitenschwachem 2,4-Gigahertz-WLAN ausgestattet ist und nicht über das flottere und weitreichendere 5-Gigahertz-WLAN funkt, könnte ein Grund dafür sein.
Ebenfalls schade: Obwohl er mit einer 360-Grad-Kamera ausgestattet ist, sendet Dysons 360 Eye kein Bildmaterial an die zugehörige Handy-App. Dabei könnte sich das manch ein User gerade zu Urlaubszeiten wünschen, um in der heimischen Wohnung hie und da nach dem Rechten zu sehen.
Die Wohnung muss robotersicher sein
Ein Grundproblem von Saugrobotern lösen alle technischen Finessen des Dyson 360 Eye nicht: Wer sie einsetzt, muss seine Wohnung robotersicher einrichten.
Herumliegende Kleidung und andere Gegenstände sollte man vor dem Einsatz des Roboters entfernen, idealerweise stellt man Möbel außerdem so auf, dass der Sauger sie gut umfahren kann.
Wer Tiere hält, sollte sich überdies der dramatischen Risiken bewusst sein, die Tierkot für Saugroboter birgt.
Fazit: Dysons 360 Eye ist ein beeindruckender Saugroboter. In puncto Saugkraft macht Dyson ohnedies niemand etwas vor, hinzu kommt intelligente Navigation und - wenn auch mit Schwächen - eine praktische Begleit-App für das Handy, sowie ein durchdachtes Antriebskonzept. Ob das angesichts dessen, dass der Roboter menschliches Saugen - etwa unter Sofas - nicht völlig überflüssig macht, einen Preis von 1000 Euro rechtfertigt, muss allerdings jeder Interessent für sich entscheiden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.